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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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mühelos gelingen. Nach elf Runden, etwa zur Halbzeit des Turniers, stand Fischer auf dem zweiten Platz, einen halben Punkt hinter dem Führenden Efim Geller aus der UdSSR. In der zwölften Runde kam es dann zum Gipfeltreffen der beiden.
    Geller hatte im Turnier noch keine Partie verloren. Vielleicht noch wichtiger: Er hatte Fischer in den drei letzten Begegnungen geschlagen; kein lebender Spieler hatte öfter gegen Fischer gewonnen. Bobby stand also vor einer echten Herausforderung. Zur Vorbereitung analysierte er sorgfältig Gellers bisherige Partien des Turniers.
    Geller, der redete wie ein Seemann und gebaut war wie ein Ringer, erschien mit gelockerter Krawatte und in zerknitterter Kleidung. Die Partie war noch keine fünf Minuten alt, da bot Geller Bobby schon nach dem siebten Zug ein Remis an. Aber Fischer lehnte sich zurück und lachte – das hätte Geller so gepasst, kampflos seine Führung zu verteidigen! Geller stimmte ein; ihm war natürlich klar, dass sein Angebot frech gewesen war. Dann sagte Bobby etwas, das nur Geller genau mitbekam. Ein Beobachter meinte, Fischer habe gesagt: »zu früh«. Doch Geller lief knallrot an, was vermuten lässt, dass Bobby ihn beleidigt hatte. Gerüchten zufolge soll Fischer etwas in der Richtung gesagt haben, dass so frühe Remis alleinige Spezialität unter Sowjets seien. Im offiziellen Buch zum Turnier schrieben die Herausgeber zu Gellers Angebot im siebten Zug später: »Wie konnte Geller erwarten, dass Bobby es annehmen würde? Fischers gesamte Schachhistorie zeigt, wie sehr er schnelle Remis hasst. Solange für ihn eine realistische (oder gelegentlich auch unrealistische) Siegchance besteht, spielt er weiter. Ein zentraler Teil seiner Philosophie lautet: kein Remis in den ersten 40 Zügen.« Bei den folgenden Zügen unterliefen Geller dann einige böse Patzer, und Fischer gewann die Partie. Er hatte seinen Angstgegner geschlagen.
    In Palma schien Bobby gereift. Obwohl er das Turnier gewann und damit 23 der besten Schachspieler der Welt übertrumpft hatte, zeigte er sich von seiner Leistung relativ unbeeindruckt. »Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, nicht aber mit meinem Spiel.« Auf seine desaströse Leistung beim Kandidatenturnier 1962 angesprochen, sagte er: »Das war vielleicht kein Schaden. Damals war ich nicht reif genug, damit umzugehen.« In Palma hatte er diese Reife gewiss.

    Bobbys Sieg in Palma brachte ihn seinem Traum, dem Weltmeistertitel, einen Schritt näher. Nach Bobbys scharfen und öffentlichen Protesten gegen die Mauscheleien der Sowjets beim Kandidatenturnier 1962 in Curaçao hatte die FIDE den Austragungsmodus ja inzwischen geändert. Künftig gab es keine Kandidatenturniere mehr, bei denen eine Vielzahl von Spielern gegeneinander antraten, sondern Kandidatenwettkämpfe. Acht Bewerber, drei k.-o.-Runden: Viertelfinale, Halbfinale, Finale. Viertel- und Halbfinale gingen über maximal zehn Partien, das Finale über maximal zwölf. Die Elite des Weltschachs gab sich ein Stelldichein: Bobby Fischer, der Westdeutsche Robert Hübner, der Ostdeutsche Wolfgang Uhlmann, der Däne Bent Larsen und vier Sowjets – Kortschnoi, Geller, Taimanow, Petrosjan.
    Analysten und Spieler gleichermaßen sagten voraus, dass Fischer den Kandidatenwettkampf gewinnen würde, wenn auch nach hartem Kampf. Im Viertelfinale traf Bobby auf Mark Taimanow. Die Sowjets waren beunruhigt. Tal prophezeite gar, Fischer würde 5½ zu 4½ gegen Taimanow gewinnen. Fischer selbst indes wirkte ungewöhnlich skeptisch. Obwohl er in den vergangenen neun Monaten 74 Turnierpartien gespielt und seine letzten sieben Partien in Palma gewonnen hatte, fühlte er sich nicht in Topform. Er glaubte, mehr Wettkampfpraxis zu brauchen. Kandidatenwettkämpfe erfordern zudem gründliche Vorbereitung. Eine der Grundlagen von Fischers Erfolg war, dass er immer auf Nummer sicher ging. Wie gewohnt, bereitete er sich gründlich auf jeden seiner drei Gegner vor. Die Begegnungen würden sich über sechs anstrengende Monate hinziehen.
    Als Erstes ging es gegen Mark Taimanow, einen starken Konkurrenten, der sich im Alter von 45 Jahren in der Form seines Lebens befand. In Palma hatte er hervorragend gespielt. Fischer war 28 und körperlich topfit. Ihr Duell sollte im Mai 1971 in Vancouver (Kanada) beginnen, auf dem hübschen Campus der University of British Columbia.
    Taimanow reiste mit einer kompletten Entourage an: einem Sekundanten, einem Assistenten und einem Manager. Doch alle Unterstützung half nichts:

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