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Endstadium

Endstadium

Titel: Endstadium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Schreibers Brief.
    Die Forderungen waren wie angekündigt: Widerrufserklärung in der Presse, persönliche Entschuldigung, fotografisch dokumentiert und 500.000 Euro pauschalierter Schadenersatz.
    Der Brief endete ›mit kollegialer Hochachtung‹.
    Stephan lächelte, als er an das gestrige Telefonat mit ihm dachte.
    Er bat eine Auszubildende in sein Büro und übergab ihr die Akte.
    »Fotokopieren Sie bitte alles und erfassen die Anzahl der Fotokopien!«
    Marie würde eine Kopie behalten wollen, während er allein noch einmal nach Spanien flog. Sie wollte zugleich die Zeit nutzen, noch weitere Bewerbungen zu schreiben. Es war ein Teufelskreis: Obwohl das Ergebnis ihrer Bemühungen absehbar war, wollte sie wie aus Trotz den Absagen mit noch mehr Bewerbungen begegnen.
    »Vor- und Rückseite als eine Kopie oder als zwei Kopien zählen?«, fragte die Auszubildende.
    Stephan merkte, dass ihr aufgetragen war, diese Frage zu stellen. Sie lächelte schüchtern, und in ihrem Mund funkelte eine silberne Zahnspange.
    »Eine Kopie«, flüsterte Stephan verschwörerisch, »und für jede Kopie mit Rückseite erhalten Sie persönlich zehn Cent. Ist das ein Wort?«
    Sie nickte heftig.
     
    Am nächsten Morgen fuhr Stephan zum Flughafen. Diesmal startete er von Düsseldorf nach Gran Canaria. Wieder ein Last-Minute-Flug. Im Gepäck hatte er das Original der Akte Rosell gegen Hobbeling.
    Er fühlte sich unwohl inmitten der Sonnentouristen. Stephan war der einzige an Bord, der etwas Geschäftliches zu erledigen hatte. Er blieb isoliert, las die am Flughafen erworbene ›Zeit‹, sah nicht einmal auf, als die warme Mahlzeit mit kalten Getränken oder die Artikel aus dem Bordshop präsentiert wurden.
    Vom Flughafen aus nahm er ein Taxi in das Villa del Conde. Die Rosells zahlten alles. Sie hatten seine großzügige Vorschussrechnung ausgeglichen und würden auch alles Weitere zahlen. Sein Hotelzimmer befand sich in dem Gebäudeteil, in dem er mit Marie gewesen war. Nur ein Stockwerk höher. Es gab nur Doppelzimmer. Er richtete sich schnell ein und trat auf den Balkon. Links, weit hinten an der Atlantikküste, sah er das Zementwerk. Er stellte sein Fernglas scharf. Jetzt, wo er wusste, worauf er zu achten hatte, erkannte er das im Bau befindliche Silo. Tatsächlich stand dort ein Kran.
     
    Als er nachmittags die Rosells besuchte, gab er sich nüchtern und geschäftsmäßig. Er bat, zu seinem Mandanten vorgelassen zu werden, doch Julita Rosell verneinte wegen des inzwischen weiter verschlechterten Gesundheitszustandes. Justus leide unter starken Schmerzen. Jede Anstrengung überfordere ihn.
    »Alles, was zu besprechen ist, können Sie doch auch mit mir besprechen«, wiederholte sie und warb um Vertrauen. Sie erkundigte sich, ob der Flug angenehm gewesen und er wieder ordentlich im Villa del Conde untergebracht worden sei. Stephan blieb sachlich nüchtern. Es sei alles prima, erwiderte er zusammenfassend und fragte Frau Rosell, ob ihr Mann genügend und die richtigen Medikamente bekomme.
    Die Frage überraschte sie. Sie stutzte, bevor sie erstaunt bejahte.
    »Es geht nur noch um Schmerzlinderung, nicht um Therapie«, sagte sie.
    Stephan nickte. Wo der dicke Mann gestanden habe, fragte er weiter, während er ans Fenster trat und hinausblickte. Frau Rosell erklärte, dass sie ihn gestern an der Stelle entdeckt habe, an der auch Stephan ihn gesehen hatte.
    »Also kommt er, obwohl er weiß, dass er einmal entdeckt worden ist«, schloss er, ging nach draußen und untersuchte den Hang. Tatsächlich befanden sich dort Rutschspuren in dem trockenen feinen Geröll. Stephan stieg zu der Palme empor, hinter der sich Polloschek versteckt haben dürfte und betrachtete von dort aus das Anwesen der Rosells. Man konnte über die karminrote Mauer hinwegspähen, die obere Hälfte der hangwärts gelegenen Fenster sehen und, wenn innen das Licht brannte, hineinsehen. Stephan suchte flüchtig nach Spuren, aber er konnte nichts finden. Kein beschriebener Zettel oder Sonstiges, was auf die Identität dieses Menschen hätte schließen lassen können. Es wäre auch zu schön gewesen. Er ging wieder in das Haus zurück.
    »Nichts!«, stellte er fest.
    Julita Rosell hatte Tee gekocht. Sie bat Stephan ins Wohnzimmer. Die Terrassentür war weit geöffnet. Draußen sprudelte seicht ein Springbrunnen.
    »Wenn es nicht anders geht, zahlen wir an Hobbeling«, griff sie das letzte Gespräch mit Stephan auf. »Handeln Sie etwas aus! – Wir wollen und können uns nicht mehr

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