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Endstadium

Endstadium

Titel: Endstadium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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kraftstrotzend geschmeidig bei jeder Bewegung. Stephan begrüßte ihn förmlich. Matthias war einer der Typen, gegen die er noch nie eine Chance hatte. Doch im Unterschied zu früher wollte er auch keine Chance mehr haben.
    »Ihr habt Glück, dass ich gehen muss«, sagte Stephan. »Die Liege neben mir ist auch noch frei, dann habt ihr alle drei nebeneinander Platz.«
    Er zwinkerte mit den Augen.
    Matthias zeigte keine Regung und blickte hinter der verspiegelten Sonnenbrille wohin auch immer. Conny sagte nichts, und Alex unterbrach das Einschmieren. Richtig glücklich war keiner von ihnen mit Stephans Vorschlag.
    »Man sieht sich.« Stephan erhob sich und rollte sein Badetuch zusammen.
     
    Er rief Marie an und küsste sie durchs Telefon. Sie sagte, sie werde morgen den nächsten Flug nehmen.
     
    Als Stephan um Punkt 13 Uhr vor das Portal der Kathedrale und somit auf den elegant gestalteten Hotelvorplatz trat, wartete Schürmann schon auf ihn. Der korpulente Mann trug eine kurze Hose, ein kariertes kurzärmeliges Hemd, weiße Tennissocken und Sandalen. Stephan lächelte. Marie würde ein jedes dieser Kleidungsstücke ohne Zögern aus seinem Kleiderschrank entfernen. Schürmann führte ihn die von Palmen gesäumte Auffahrt hinunter zu seinem Auto, das er auf der Straße geparkt hatte. Es war ein kleiner weißer Seat. Stephan stieg ein. Schürmann schlug die Beifahrertür schwungvoll hinter ihm zu und kletterte erstaunlich flink auf den Fahrersitz. In dem alten Auto stank es entsetzlich nach Rauch. Der Aschenbecher quoll über. Stephan kurbelte das Seitenfenster herunter.
    »Ich hoffe, es gefällt Ihnen noch im Villa del Conde«, sagte Schürmann und startete das Auto, das dabei laut aufjaulte. »Sie haben uns ja aus dem Paradies vertrieben«, ergänzte er lächelnd.
    »Sie sind selbst gegangen, eher grundlos geflüchtet«, widersprach Stephan.
    Schürmann schüttelte den Kopf.
    »Wir konnten ja nicht wissen, ob Sie mit den Rosells unter einer Decke stecken. Das wurde uns zu heiß.«
    »Sie hatten mich absichtlich an dem bewussten Abend im Speisesaal angerempelt, oder?«
    Schürmann nickte vergnügt.
    »Das war doch klar, Herr Knobel. Wir wussten aus der Zeitung, dass Sie mit Rosell nach Maspalomas kommen würden. Es gab eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder würden Sie auch im Haus der Rosells wohnen; was eher unwahrscheinlich war, denn das hätte den Kranken ja in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, wenn ich das so sagen darf. Oder – und eben wahrscheinlicher: Sie gehen in das nächstgelegene Hotel. Und das ist nun mal das dazu noch gute Villa del Conde. Da hält es ein Rechtsanwalt für seinen todkranken Mandanten schon länger aus, nicht wahr?«
    Er sah Stephan prüfend kurz von der Seite an, während er den Wagen auf die Autobahn lenkte.
     
    »Wohin fahren wir?«, fragte Stephan. Der Seitenwind blies warm und staubig in das Auto. Schürmann steckte sich einen Zigarrenstummel in den Mund und zündete ihn mit seinem Feuerzeug an.
    »Lassen Sie sich überraschen, Herr Knobel. Es wird Ihnen gefallen. Es ist ein interessantes Ziel – in jeder Hinsicht.«
    Er paffte und verlangte dem kleinen Auto alles ab.
    »Man sollte bei Mietwagen mehr auf die Qualität achten«, raunte er. Die Tachonadel zitterte bei 90. Das Auto hechelte auf der Autobahn eine lang gezogene Steigung hinauf.
    »Tja, so wusste ich also Ihren Namen«, fuhr Schürmann fort. »Und wie Sie aussahen, war auch nicht so schwer in Erfahrung zu bringen. Ein Blick ins Internet – und ich fand Ihr Portfolio auf der Webseite Ihrer Kanzlei. Ganz einfach also. – Wie ich höre, verlassen Sie das Büro. Ist das richtig?«
    Er sah wieder zur Seite. Der blaue Qualm waberte süßlich in die kleine Fahrgastzelle. Stephan merkte, dass ihm schwindelig wurde.
    »Ist Ihnen schlecht?«, fragte Schürmann erstaunt. Er nahm den Zigarrenstummel aus dem Mund und drückte ihn in dem Aschenbecher aus.
    »Eine dumme Angewohnheit, ich weiß. – Gab es Scherereien in der Kanzlei? Vielleicht mit Ihrem Kollegen Löffke, der damals Rosell in dem Prozess gegen Hobbeling vertreten hat? Ein windiger Hund. Steckt er mit drin? – Sie sind ihm auf die Schliche gekommen, oder? Das hätte sich Rosell nicht träumen lassen, dass er jetzt einen Anwalt hat, der koscher ist.«
    Stephan schwieg.
    »Sie brauchen dazu nichts zu sagen«, lächelte Schürmann. »Es ist ja auch so etwas wie ein Geschäftsgeheimnis.«
    Das Gespräch verebbte eine Weile. Schürmann merkte, dass er zu

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