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Endstadium

Endstadium

Titel: Endstadium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sie. »Sie werden den Namen noch nie gehört haben.«
    »Tasarte?«, wiederholte er. »Nein.«
    Julita Rosell sah vor sich hin und schien gedankenverloren. Den Namen nicht preisgeben, könnte weiteren Verdacht erregen, wenn es Knobels Freundin gewesen sein sollte, die vorhin an dem geöffneten Tor vorbeigegangen ist. Ihn zu nennen war unschädlich, wenn sie es nicht war. Sie und Jens würden nun noch vorsichtiger sein müssen. Sie kannte das Tal von Tasarte aus ihrer Kindheit wie die eigene Westentasche. Weit oben im Tal gab es noch das eine oder andere Haus, das Verwandten und Freunden der Familie gehörte.
    »Haben Sie heute den dicken Typen am Grundstück gesehen?«, fragte sie.
    Stephan schüttelte den Kopf.
    »Ich bin hier in Ihrem Garten geblieben«, sagte er, »und war offensichtlich in jeder Hinsicht unaufmerksam. Es tut mir leid, ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Ich frage mich, was er will«, sagte sie.
    »Wie gesagt, ich vermute, es ist ein Detektiv.«
    »Aber von wem ist er beauftragt?«, fragte sie. »Was denken Sie, Herr Knobel?«
    »Vielleicht ein Versicherungsdetektiv«, mutmaßte er.
    Sie sah ihn fragend an.
    »Ich weiß aus der Akte, dass eine hohe Lebensversicherung zugunsten Ihres Mannes besteht. Nach dem Tod Ihres Mannes steht Ihnen die Versicherungssumme zu. Kollege Löffke hat wohl einmal Ihren Mann danach gefragt, als er im Rahmen des Schadenersatzprozesses gegen Hobbeling wissen wollte, ob und wie Sie im Falle des Todes Ihres Mannes gesichert sind. Und deshalb kann es sein, dass sich die Versicherung angesichts des drohenden Todes Ihres Mannes um die Fallumstände kümmert.«
    »Fallumstände?«, wiederholte sie. »Welche Fallumstände? Heißt das, dass die Versicherung davon ausgeht, dass mein Mann gar nicht krank ist und seinen Tod nur vortäuscht?«
    Stephan hob unschlüssig die Schultern. Warum gelangte sie so schnell zu dieser Annahme?
    »Deshalb läuft so ein dicker Mann hier rum und versucht etwas zu erfahren?«, fragte sie irritiert. »Was will er denn erfahren? – Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, Herr Knobel! – Die Versicherung kann gern meinen Mann ärztlich untersuchen lassen. Ich würde sogar darauf bestehen! Wir müssen nicht noch mehr Ärger haben. Es trifft uns ohnehin alles hart genug. Können Sie nicht mehr über diesen Mann herausfinden, Herr Knobel? Ich habe nicht die Zeit, dieser Gestalt aufzulauern. Es gibt hier für mich Wichtigeres zu tun!«
    Stephan versprach, sich zu kümmern. Er verabschiedete sich.
     
     

23
    Etwa eine Stunde später traf Marie endlich ein. Sie setzten sich in der Höhe des Leuchtturms von Maspalomas ans Meer. Stephan berichtete von seinem Gespräch mit Frau Rosell.
    »Ich weiß nicht, ob sie dich gesehen hat«, fasste er zusammen. »Eigenartig ist, dass sie erst jetzt den Ort Tasarte erwähnt hat«, sagte er. »Aber andersherum haben wir auch nicht nach dem Namen des Ortes gefragt, als wir das Bild von David gesehen haben.«
    »Dass Julita Rosell und Jens Hobbeling ein Verhältnis miteinander haben, verändert alles«, sagte sie. »Ich habe während der Rückfahrt darüber nachgedacht. Es gibt mehrere Möglichkeiten.«
    »Ich weiß«, nickte er. »Variante eins: Rosell weiß von dem Verhältnis. Die Ehe ist vielleicht schon seit Langem kaputt. Hobbeling kassiert nicht nur bei dem ganzen Spiel ab, er ist auch persönlich involviert. Aber diese Variante ist unwahrscheinlich.«
    »Sehe ich auch so«, sagte Marie.
    »Variante zwei: Justus Rosell weiß nichts von dem Verhältnis seiner Frau mit Hobbeling. Diese Variante erscheint mir weitaus wahrscheinlicher.«
    »Das bedeutet, dass der Tod von Rosell aus Sicht seiner Frau höchst willkommen sein dürfte«, folgerte Marie. »Denn sie wird sich das Erbe ihres Mannes und die Lebensversicherungssumme lieber mit Hobbeling teilen wollen. Justus Rosell würde nach seinem vorgetäuschten Tod nur stören. Am besten wäre sein tatsächlicher Tod …«
    »Wir sollten Variante zwei ergänzen«, fuhr Stephan fort. »Herr Rosell weiß nicht nur nichts von dem Verhältnis seiner Frau mit Hobbeling. Er ist auch tatsächlich todkrank. Wir haben das die ganze Zeit über in Zweifel gezogen, aber all unsere Ansatzpunkte führten letztlich nicht weiter. Da ist zunächst der Umstand, dass er relativ kurz vor seiner schweren Erkrankung eine hohe Lebensversicherung abschließt. So etwas stinkt. Ich kann Schürmann verstehen. Aber wenn es nun einmal zufällig so ist? – Dann wird ein Prozess von Rosell gegen

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