Endstadium
eingetragen worden ist und setzen Sie oben noch einen Stempel Ihrer Kanzlei drauf. Die wissen ja nicht, dass wir uns getrennt haben. – Verstanden, Herr Löffke?«
»Ich habe den ganzen Nachmittag über Mandanten, Knobel«, schnaufte Löffke.
»Absagen!«, forderte Stephan. »Es geht um jede Minute.«
»Was Sie fordern, ist Urkundenfälschung, Knobel! – Warum schreibt Rosell nicht selbst den Vollmachtszweck rein?«
»Er kann es nicht mehr, Löffke. Er liegt im Sterben. – Und nochmals: Ich brauche die Ergebnisse heute noch! Wenn noch etwas zu retten ist, dann nur vor Rosells Tod. Ich sagte ja, die Zeit läuft.«
Löffke schluckte. »Und dann ist es kein Regress mehr?«
»Kein Regress!«, versprach Stephan in einem Ton, als würde er einem Kind in Aussicht stellen, die angedrohte Strafe zu erlassen.
»Und wenn ich gefragt werde, warum ich die Geschäftsunterlagen einsehen will?«, wollte Löffke wissen. »Was soll das für einen Sinn haben?«
»Sagen Sie einfach, dass sich aller Wahrscheinlichkeit nach ein höchstpersönliches Dokument darin befindet, das Justus Rosell vor seinem Tod noch einmal sehen will. Das wäre ja nicht einmal gelogen, Löffke. Sie sind doch ein Mensch mit Fantasie. Ihnen wird was einfallen.«
»Stephan, das Taxi wartet«, rief Marie von hinten dazwischen.
»Ja!«, gab Stephan gereizt zurück. »Ich weiß!«
»Der fährt wieder weg, wenn du jetzt nicht kommst!«, drängte sie. »Dann platzt alles!«
»Ja, verdammt noch mal! – Löffke, ich muss Schluss machen. Fahren Sie los, vertrauen Sie mir! Es ist nur zu Ihrem Vorteil!«
Stephan drückte Löffke weg und legte das Handy auf den Tisch. Er nahm Marie in den Arm.
»Hektik und ein drohender Regress machten ihn schon immer fertig«, sagte Stephan lächelnd. »Wir haben eine gute Mischung angerührt. – Was machen wir jetzt?«
»Einen Drink auf der Plaza«, schlug sie vor. »Wenn Löffke bringt, was wir brauchen, haben wir heute noch etwas zu tun. Wir sollten nicht weggehen!«
27
Löffkes Anruf kam abends gegen halb acht.
»Sind Sie absolut sicher?«, fragte Stephan aufgeregt nach.
»Ja, Knobel, ich habe sogar mehrere Seiten kopiert. Aber man findet die Nummer noch viel häufiger. – Gehen Sie zur Hotelrezeption. Ich habe ja die Faxnummer auf dem Sendebericht der übermittelten Vollmacht. Ich schicke Ihnen die Seiten durch.«
»Gab es Probleme in der Firma?«, fragte Stephan.
»Nein, der stellvertretende Geschäftsführer war mir sogar behilflich, die Ordner rauszusuchen. – Knobel, das war eine Mordsarbeit, die Sie mir da aufgebürdet haben. Ich will jetzt endlich wissen, was es mit dem drohenden Regress auf sich hat.«
»Alles löst sich jetzt in Luft auf«, beruhigte Stephan. »Bitte schicken Sie mir die Seiten sofort. Ich muss jetzt schnell handeln. Ich erkläre Ihnen alles später. Machen Sie sich keine Sorgen, bitte! – Und danke für alles!«
Marie und Stephan nahmen die Akte mit und rannten in die Kathedrale des Villa del Conde. Löffkes Fax kam gerade aus dem Gerät, als sie an der Theke ankamen. Es waren sechs Seiten voller Zahlen.
Sie setzten sich in die plüschigen bequemen Sessel in einer der Sitzgruppen unter den großen Kristallleuchtern in der Kathedrale und verglichen sorgfältig die Zahlenkolonnen mit der Nummer auf ihrem Notizzettel. Sie fanden die Nummer häufig in den Zahlenkolonnen wieder. Stephan kennzeichnete sie mit einem gelben Textmarker. Zuletzt waren es 46 Fundstellen auf den übermittelten sechs Seiten. Stephan sah zufrieden auf.
»Man muss die Nummern sehen«, wiederholte er ihre Worte. »Du hast die Idee gehabt, Marie.«
Der Hotelangestellte öffnete den Internetraum und erklärte noch einiges zur Benutzung von Tastatur und Drucker. Marie orderte zwei Campari Orange aus der Hotelbar. Dann machten sie sich an die Arbeit. Zwischendurch riefen sie Schürmann an und berichteten vom Inhalt der in Rosells Firma gefundenen Dokumente.
28
Kurz vor Mitternacht fuhren Marie und Stephan nach Puerto de Mogán. Die Eheleute Schürmann saßen in ihrem Stammcafé. Stephan und Marie setzten sich zu ihnen und legten einen verschlossenen Umschlag auf den Tisch.
»Der muss morgen nach Deutschland«, erklärte Stephan. »Er darf auf keinen Fall verloren gehen.«
»Ich werde den Umschlag nicht aus den Augen lassen«, versprach Frau Schürmann.
»Sie fliegt morgen in aller Frühe. Ich bringe meine Frau nachher zum Flughafen. Wir haben noch einen Flug nach
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