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Endstadium

Endstadium

Titel: Endstadium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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zweite Mal aufgesucht hatte. Schürmanns Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Er zögerte noch eine Weile, dann sah er auf die Uhr. Es war kurz vor 14 Uhr. In der Kanzlei in Dortmund würde die Mittagspause gleich beendet sein. Er schloss die Balkontür des Hotelzimmers, damit das Stimmengewirr der im Pool kreischenden Kinder nicht im Hintergrund störte. Dann wählte er die Telefonnummer von Löffkes Sekretariat und hatte kurz darauf den erwartet frotzelnden Rivalen am Hörer.
    »Auf Gran Canaria sind Sie, Kollege Knobel, es muss Ihnen ja richtig gut gehen!«, höhnte Löffke. »Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie jetzt in Summe schon mehrere Wochen da. – Ehrlich, Knobel, ich kann mich nicht erinnern, dass ich mir mit meiner Frau in meinen Berufsjahren Derartiges jemals leisten konnte. Selbständig arbeiten heißt bekanntlich selbst und ständig arbeiten.«
    Er lachte polternd.
    Stephan verdrehte überdrüssig die Augen. Er hatte das Telefon auf Mithören geschaltet. Marie lächelte und bedeutete Stephan mit einer Handbewegung, Geduld zu haben. Löffke sollte das gebotene Forum nutzen können. Wenn Stephan ihm jetzt die Bühne nahm, würde es nicht funktionieren. Er hörte, wie Löffke sich am anderen Ende eine Zigarette anzündete.
    »Ich habe Ihre wenige Post verschlossen in Ihr Zimmerchen gelegt«, sagte Löffke schließlich. »Übrigens: Das Schrägfenster ist undicht. Es tropft rein. Ich habe einen Putzeimer drunter aufgestellt. – Keine Sorge: Wir leeren ihn ständig. Und versprochen: Wir beheben das, sobald es geht. Es wäre ja mehr als demütig, wenn Sie in dieser Bude Mandanten empfangen müssten, Knobel! Es erinnert fast an den armen Poeten von Spitzweg. Kennen Sie das Bild, Herr Knobel?«
    Stephan holte tief Luft. Wenn er jetzt nicht eingriff, würde Löffke nicht mehr aus seinem hämmernden Monolog gerissen werden können, für den er sich gerade rüstete.
    »Ich kenne das Gemälde, Herr Löffke«, erwiderte er, »Ihr Witz ist wie immer bestechend, aber mein Anruf kann Sie davor bewahren, selbst zum armen Poeten zu werden, Herr Löffke, denn Ihr Prozess Rosell gegen Hobbeling kann noch zu einem gewaltigen Regressfall für Sie werden, weil Sie ganz wesentliche Dinge übersehen haben. Der Fall hätte nicht nur gewonnen werden können, er hätte gewonnen werden müssen. Und Sie sollten mir dankbar sein, wenn ich anrufe und Sie um einen Gefallen bitte, der letztlich auch nur zu Ihrem Vorteil sein kann, Herr Löffke! Denn noch können wir etwas retten. – Verstehen Sie, Herr Löffke, wir, nicht ich allein oder Sie allein. – Herr Löffke?«
    Stephan hörte, wie Löffke am anderen Ende paffte. Aber es war kein gelassenes Paffen.
    »Es ist kein Fehler gemacht worden, Knobel, was reden Sie denn da?«, antwortete er dann. »Sie haben doch die Akte gelesen. Da ist letztlich kein Sieg drin gewesen. Was machen Sie denn, wenn Sie den Beweis nicht führen können? Rosell wollte doch unbedingt den Prozess. Was machen Sie in einer solchen Situation?«
    Löffkes Stimme lud sich hektisch auf.
    »Welcher Fehler denn, Knobel, nun reden Sie doch endlich!«
    »Glauben Sie mir einfach, dass es so ist! Ich kann Ihnen jetzt nicht den ganzen Fall und seine Hintergründe erzählen. Wir haben keine Zeit. Vertrauen Sie mir einfach – und tun Sie, worum ich Sie jetzt bitte!«
    »Nur mit einem Satz, Knobel!«, forderte Löffke. »Ich komme hier sonst nicht zur Ruhe! Würden Sie doch auch nicht! Sie sind doch Perfektionist genau wie ich.«
    Er zog hastig an der Zigarette. Man hörte es deutlich durch das Telefon. Marie zeigte mit dem Daumen nach oben.
    »Ich faxe Ihnen gleich eine Vollmacht von Rosell durch, Herr Löffke«, fuhr Stephan unbeirrt fort. »Und da tragen Sie oben nur als Zweck Einsichtnahme in Geschäftsunterlagen ein, gehen damit in die Firma von Rosell und suchen ab einem Zeitraum von, sagen wir vor zwei Jahren rückwärts in die Vorjahre, was ich Ihnen jetzt beschreibe. Nehmen Sie einen Stift zur Hand, sonst vergessen Sie es! Es kommt auf Genauigkeit an! – Haben Sie einen Stift, Herr Löffke?«
    »Ja, nun los«, bellte Löffke ungehalten.
    Stephan diktierte langsam.
    »Und Sie müssen sich sofort auf den Weg machen«, forderte er. »Ich brauche das Ergebnis noch heute. Man wird Sie an die Unterlagen lassen, da bin ich mir sicher. In der Firma ist ja allgemein bekannt, dass wir Rosell vertreten. Schreiben Sie den Zweck der Vollmacht mit schwarzem Kugelschreiber, dann sieht man nicht, dass es nachträglich

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