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Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi

Titel: Endstation Belalp - ein historischer Bergkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Xanthippe Verlag
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seine goldene Uhr aus dem Seitentäschchen, wirft einen Blick darauf und sagt laut und bestimmt:
    »Elf Uhr fünfundvierzig, niemand verlässt dieses Haus, oder er bekommt es mit mir zu tun. Amalia, haben Sie eine Gästeliste? Ich verlange eine ordentliche Untersuchung. Wo steckt dieser Gendarm?»
    «Landjäger», korrigiert Amalia müde.
    «Meinetwegen, Landjäger, wie auch immer, Amalia, seien Sie so gut, und rufen Sie mich sofort, wenn er kommt, ich will bei dieser Untersuchung dabei sein!», fordert Sir Butterworth.
    Die anderen Gäste scheinen die Autorität von Sir Butterworth zu akzeptieren. Nur Zenger hat noch etwas einzuwenden:
    «Und wenn nun Sie der Täter wären, Butterworth? Wie sollen wir wissen, dass nicht Sie es waren? Sie werden ja wohl kaum gegen sich selbst ermitteln, oder?»
    «Sie können dann die Untersuchung gegen mich führen, wenn es beliebt», gibt Sir Butterworth rasch und etwas verärgert zurück.
    «Ich kann es gar nicht gewesen sein, ich bin ja eben erst angereist», zwinkert Zenger Amalia zu.
    Doch Sir Butterworth lässt sich das nicht bieten:
    »Natürlich, Zenger, natürlich. Sie könnten jemanden damit beauftragt haben. Sie halten sich auch zur Verfügung!»
    Zenger lässt sich auf keine weitere Diskussion mit Butterworth ein. Ihm beliebe jetzt zunächst einmal ein gutes Mittagessen, meint er nur.

    Es ist bald halb zwei, als Kamil endlich ankommt, atemlos, verschwitzt, die Mütze unter dem Arm. Kamil ist eigentlich kein richtiger Landjäger. Er besitzt lediglich eine Beamtenmütze, die er für Amtshandlungen jeweils aufsetzt, um zu verkünden: «So, der lange Arm des Staates kann jetzt walten!» Als kantonaler Wassermeister bezieht er einen kleinen Sold und rühmt sich gerne einen Staatsbeamten. Bisher hat er mehrheitlich mit Holzfrevel und anderen kleineren Diebstählen zu tun gehabt. Hin und wieder musste er im Dorf eine Busse schreiben. Dass er sich bei den Befragungen und Einvernahmen gerne ein Gläschen genehmigt, fällt nicht weiter auf. Denn meistens endet eine Strafsache sowieso im Wirtshaus, wo der Schuldige in der Regel allen Anwesenden eine Runde zahlt. Heute weiss Kamil aber nicht, warum man ihn geholt hat, und vor allem nicht, warum es so eilt. Der Hirtenbub hat ihn just auf dem Weg zum Aperitif erreicht und gedrängt, doch rasch zu kommen. Entsprechend übellaunig hat er den steilen Marsch zum Hotel angetreten und unterwegs über die feinen Herren und Damen geschimpft, derentwegen er diese Strapazen auf sich nehmen muss.
    «Setz dich, Kamil. Vreni, bring ihm einen Kaffee.»
    Amalia setzt an, ihm alles zu erklären, während Sir Butterworth mit ernster Miene neben ihr steht. Kamil hört sich die Geschichte schweigend an und verlangt schliesslich, das Opfer und die Tatverdächtige zu sehen.
    «Was? Wen?»
    «Na die Porzellanlady, ich habe sie unten im Dorf gesehen. Die hat ihm das Zeug gegeben, die ist meine erste Tatverdächtige, oder nicht?»
    Amalia ist peinlich berührt. Kamil wird keine richtige Verhandlung führen können. Sie sieht, wie Sir Butterworth bereits die Stirn runzelt. Dennoch beschliessen sie, gemeinsam hinauf ins Zimmer 11 zu gehen und sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen.
    Die Tür zum Nebenzimmer steht halb offen. Durch den Türspalt kann man einen Teil des Bettes sehen, auf dem Lady Penelope liegt, mit hohen Kissen aufgestützt. Sie hält die Hände im Schoss zusammengefaltet, darin ein Fläschchen Riechsalz.
    Nebenan ist Doctor Feelgood mit der Pflege von Professor McGregor beschäftigt. Der Professor krümmt sich gerade wieder vor Schmerz, sein Gesicht verzieht sich zu einer Grimasse, die Augen hält er geschlossen. Schweissperlen laufen ihm über die Stirn, einzelne Haarlocken kleben an seinen Schläfen. Der Doctor versucht, ihm eine Flüssigkeit einzuflössen. Nach zwei kleinen Schlückchen sackt Professor McGregor jedoch schwer seufzend in die Kissen zurück und versinkt in einen tiefen Schlaf.
    «Ich tue, was ich kann. Der Patient ist allerdings nicht ansprechbar, wie Sie sehen», stellt Dr. Feelgood fest.
    «Die Lady auch nicht», fügt er hinzu, als ihre Blicke sich fragend auf die Wand zum Nebenzimmer richten. «Sie hat einen schweren Schock erlitten. Gut, dass wir sie in das andere Zimmer haben bringen können, dort hat sie mehr Ruhe.»
    Sir Butterworth interessiert sich mehr für McGregor: «Was können Sie uns denn zu James sagen, Feelgood?»
    Doctor Feelgood hat unterdessen die Medizin genauer untersucht. Die

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