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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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Färöer von den Seeräubern verwüstet wurden. Heute wurde das Land nicht von Leuten von außerhalb geplündert, heute wohnten sie hier. Unter keiner der Nummern meldete sich jemand, entweder waren sie nach Hause gegangen oder sie liefen im Hafengebiet herum.
    Das Zollamt, Färöisches schloss laut Telefonbuch um halb vier, aber das Zollhaus auf der Østre Brygge war einen Versuch wert.
    Eine mürrische Stimme sagte: »Hallo.«
    »Hier ist Hannis Martinsson, spreche ich mit dem Zollhaus?«, fragte ich.
    »Warum fragst du? Weißt du nicht, welche Nummer du gewählt hast?«, kam es unverschämt aus dem Hörer.
    »Doch, aber üblicherweise meldet man sich mit dem Namen des Amtes.«
    »Kann schon sein. Was willst du?«
    Die Stimme war unfreundlicher als üblich.
    »Ich möchte gern wissen, wie viele Leute auf der Eva, dem Schoner aus Paraguay, sind und wie sie heißen. Die Eva liegt in der Vestara Vág …«
    »Ich weiß ganz gut, wo das Schiff liegt«, unterbrach mich der unfreundliche Zöllner. »Glaubst du wirklich, die Zollbehörde gibt jedem erstbesten Idioten, der uns die Zeit mit Anrufen stiehlt, vertrauliche Informationen?«
    Nein, das dachte ich nicht.
    »Das ist gut, denn das tun wir auch nicht.«
    Der Hörer wurde aufgeknallt. Kein freundliches ›Auf Wiederhören‹. Vielleicht sollte man für Zöllner mal einen Kursus in Höflichkeit im Hotel Hafnia ins Auge fassen.
    Das Gespräch unterschied sich nicht sonderlich von einem, das ich vor zwei Tagen mit Suðuroy geführt hatte. Könnte es sein, dass die Zollbehörden Sonjas Schwester gut gebrauchen konnten?
    Pass und so weiter waren Sache der Polizei, also musste mein alter Freund Karl Olsen herhalten. Auf dem Polizeirevier sagten sie, dass er unterwegs sei und ich ihn erst am nächsten Vormittag erreichen könnte.
    »Und so geschah es«, sagte ich zu mir selbst und dachte über den Ausdruck in der Schöpfungsgeschichte nach.
     
    Der Kühlschrank war gefüllt, dafür hatte ich selbst gesorgt. In den letzten Tagen hatte es genug Würstchen und Fish and Chips gegeben. Nachdem ich ein kaltes Bier geöffnet hatte, holte ich ein Kalbskotelett hervor, würzte es mit Pfeffer, und während es briet, hackte ich Zwiebeln und Knoblauch – ich ging nicht davon aus, an einem Mittwochabend noch Damenbekanntschaft zu machen –, nahm das Fleisch aus der Pfanne, bräunte die Zwiebeln, goss eine Dose Tomaten dazu und schmeckte das Ganze angemessen mit Oregano und Thymian ab. Dann legte ich das Fleisch hinein und ließ die Pfanne auf kleinster Flamme köcheln, während ich einen Topf mit Wasser aufsetzte. Während ich darauf wartete, dass das Wasser kochte, trank ich das Bier. Dann die Fettuccine in den Topf und fünf Minuten später war eine leckere Mahlzeit fertig. Hierzu gab es noch ein Bier. Selbstverständlich hätte ich Barolo oder Ruffino dazu trinken sollen, aber die Not lehrt die nackte Frau das Spinnen.
    Nach dem Mittagessen setzte ich mich gemütlich mit einer Zigarette hin und bestätigte mir selbst, dass ich nicht ganz danebengelegen hatte, als ich die Männer an Bord der Eva mit Sonja in Verbindung brachte: das Geld auf dem Konto, ihre Besuche auf dem Schiff, die Artikel über den Zweiten Weltkrieg und der Umstand, dass die Männer aus Paraguay kamen, dem beliebtesten Fluchtpunkt für alte Nazis. Wo sie ursprünglich herkamen, wusste ich nicht, aber ich konnte ja mal raten. Falls meine Überlegungen aufgingen, dann hieß das nächste Glied: Sonjas Tod – und Hugos.
    Wenn all das miteinander zusammenhing und ich nicht aufpasste, dann würde ich der dritte sein.

21
    Der Tag war zur Neige gegangen, er wollte gern eine kleine Ruhepause einlegen, bevor es wieder an der Zeit war anzupacken. Ich dagegen ging die wenigen Schritte hinüber zum Ølankret. Mittwochs gab es kein Fernsehprogramm, also musste ich selbst etwas tun. Während ich draußen stand und nach dem Schlüssel suchte, fiel mir auf, dass Treppe und Tür so eng waren, dass sie nicht viel Ähnlichkeit mit dem breiten Weg ins Verderben hatten. Aber wer weiß, der Schein kann ja trügen, nicht wahr?
    In der Bar war viel los. Mehr als ich an einem ganz gewöhnlichen Mittwochabend erwartet hatte, aber ältere Menschen erzählten sich, dass es dem Durst in den letzten Jahren schwer gefallen sei, sich auf den Färöern an den Rhythmus der Wochentage zu halten. Das mochte sein, ich selbst hatte nicht die Absicht, mich in die Diskussion einzumischen. Stattdessen bat ich den Barkeeper, mir ein Starkbier und einen

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