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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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und Sonja hatte im Bladet Kapplers und Kesselrings Namen unterstrichen. Beide waren während des Krieges in Italien gewesen und … ja, und was? Ich war auf dem richtigen Weg.
    Nun musste ich ihn nur noch finden.

30
    An der Brücke über Streymur bog ich auf die nordwärts führende Straße ab. Das gelbe Schild mit den schwarzen Buchstaben zeigt 9 km bis Haldarsvík und 14 km bis Tjørnuvík an.
    Je weiter ich in den Norden kam, desto besser wurde das Wetter und desto länger konnte man die Sonnenflecken auf den Abhängen von Eysturoy sehen. Die Landschaft zwischen den Bergen auf beiden Seiten der Bucht schien sanfter und freundlicher zu sein als irgendwo sonst auf den Färöern. Die kleinen Ortschaften unten an den Sandstränden waren windgeschützt und das Meer war weit genug entfernt. Es störte die Leute nicht jeden Tag und gleichzeitig war die Entfernung zu den Fischgründen nicht groß.
    Empfindsame Dichter wie Marentius Viðstein und Rikard Long hatten hübsch über Sundalagið geschrieben und diesen Teil des Landes hervorgehoben:
     
    Ein Sonnentag in Sundelag,
    die dunkle Zeit ist nun nicht mehr –
    übers Grasdach webt der Wind in wilder Jagd
    aus Freude über den Sieg des Lichts daher.
     
    Als ich mich Haldarsvik näherte, guckte die Sonne hervor, und wenn auch die Wolkenbänke ihre Strahlen verdeckten und der Slættaratindur sich im Nebel verbarg, so hatte ich doch das Gefühl, die Sonne würde siegen.
    Meine Laune wurde sofort besser. Ich war jetzt seit einer Woche zu Hause, und wenn ich auch nicht klagen durfte, Sommerwetter war es nicht gerade gewesen. Schon gar nicht, wenn man es mit Rom verglich. Kirschbäume, Mandelbäume, Orangen, Zitronen und Nachmittage im Café. Man konnte kurzärmelig zwischen den ockerfarbenen Häusern herumlaufen, sich in einer der zahllosen Barockkirchen abkühlen und später am Abend essen gehen oder einfach durch die Straßen schlendern.
    Der Kadett donnerte durch Haldarsvik, vorbei an der achteckigen Kirche. Auch wenn es die merkwürdigste Kirche auf den Färöern war, hatte ich doch immer die Ansicht vertreten, dass sie gut zu der Landschaft passe und eine Verbindung knüpfe hin zu der katholischen Epoche und dem romanischen Baustil. Irgendwann sollte ich sie mir auch mal von innen anzuschauen. Mir fiel ein, wie oft ich durch Haldarsvik gefahren war, ohne jemals anzuhalten. Einer der vielen Orte, in denen ich nie gewesen war.
    Diese Gedanken währten nur bis zum nächsten Hügel, hinter dem der Ort Eiði auf der anderen Seite des silberfarbenen Sundes zum Vorschein kam. Natürlich in strahlender Sonne, und während ich die letzte Strecke fuhr, genoss ich die Schönheit in vollen Zügen.
    In Tjørnuvík hatte die Sonne noch Kraft, aber bald würden die hohen Berge ihre Schatten werfen und der Ort müsste sich Wärme von Eysturoy leihen. Das Bild von Tjørnuvík in meinem Kopf war dunkel und ich habe nie begreifen können, warum Siedler sich dort niedergelassen haben. Eine Stelle mit weniger Sonne gibt es im ganzen Land nicht.
    Ich stellte das Auto mitten im Ort ab und schaute mich um. Es ist ein kleiner Ort. Dreißig, vierzig Häuser, vielleicht hundert Einwohner, von denen natürlich niemand zu sehen war. In Siedlungen dieser Größenordnung sieht man nie einen Menschen. Es gab niemanden, der hier am Ort arbeitete, und wer von der See oder seinem Arbeitsplatz an einem anderen Ort nach Hause kam, sah keinen Grund, nochmal vor die Tür zu gehen. Außerdem war Freitag und die gesamte Bevölkerung des nördlichen Teils von Streymoy schlurfte im Tórshavner Einkaufszentrum herum.
    Wäsche hing an den Leinen, also gab es jemanden, der etwas an der frischen Luft zu tun hatte. Fünf, sechs Leinen waren dicht an dicht mit blütenweißen Windeln behängt, die kundtaten, dass hier ein Kind zu Hause war. Jedenfalls so lange, bis es groß genug war, um nach Tórshavn zu ziehen.
    Unterhalb der Straße, dicht am Sandstrand, lagen kleine Kartoffeläcker, umgeben von Steinmauern, und daneben ein einzelner Garten mit Engelwurz. Es war lange her, dass ich Engelwurz probiert hatte, wenn man von dem Schnaps absieht, aber ich traute mich nicht, eine zu nehmen. Falls mich jemand sah, würde ich gelyncht werden.
    Weiter im Ort gab es mehrere grasgedeckte Vorratshäuser aus Stein, die sonst nicht mehr üblich sind. Mit den bunten Häusern zusammen ergaben sie ein Bild, das so färöisch war wie nur möglich. Früher hatte es viele solcher Ortschaften gegeben und einige gab es immer noch.
    Im

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