Endstation Färöer
fast sicher, dass die Fahrt nach Sjeyndir vergebens war. Jetzt wollte ich, um mein Gewissen zu beruhigen, noch den Kopf in die letzten Grotten stecken und dann auf direktem Wege nach Tórshavn, zurück zu Duruta. Es war nämlich ihr zu verdanken, dass meine Stimmung so gut war. Als ich am Nachmittag nach Eiði gefahren war, gab es im Hotel natürlich kein freies Zimmer, weil so viele ausländische Gäste angekommen waren. Noch eine Nacht an Bord der Rani zu verbringen, hatte ich absolut keine Lust, und deshalb musste ich mich entscheiden, entweder mit dem Boot gen Süden zu fahren oder den Bus zu nehmen. Letzteres war am verlockendsten, es ging schneller, aber bevor ich mich endgültig entschied, rief ich vom Hotel aus Duruta an.
Zuerst sagte sie, ich sei nicht ganz gescheit, allein in die Grotten zu gehen, und sowohl Karl als auch Piddi würden mir ganz gehörig die Meinung sagen, wenn sie mich fänden – sie hatte ihnen nicht erzählt, wo ich war –, und sie hatte Piddi sagen hören, dass er Hackfleisch aus mir machen wollte. Als ich ihr erzählte, dass ich diese Gelegenheit einfach hatte nutzen müssen, wurde sie sanfter gestimmt und bat mich, den Hotelchef ans Telefon zu holen. Kurz darauf konnte sie mir erzählen, dass ich auf einem Sofa im Wohnzimmer schlafen durfte. Ihr und sein Vater waren miteinander verwandt, ganz einfach.
Eine Viertelstunde lang sprachen wir über alles Mögliche, anderes ließ sich mit dem Hotelbesitzer neben mir nicht machen, aber mit jeder Minute wollte ich schneller wieder zurück nach Tórshavn. Jetzt wollte ich noch in die letzten Grotten und dann hieß es nur noch Kurs Süd, danach musste ich mir etwas anderes ausdenken. Duruta war der Meinung, ich solle nichts mehr unternehmen, sondern die Sache der Polizei überlassen. Natürlich war ich nicht ihrer Meinung, aber was war die Alternative?
Tjørnuvíksstakkur kam näher und ich wagte mich durch den Stakssund. Der letzte Tag hatte mich zu einem erfahrenen Rudergänger gemacht – zum Glück war niemand in der Nähe, der mir widersprechen konnte – und jetzt wollte ich es zwischen den Schären versuchen. Es lief wie geschmiert, aber ich muss einräumen, dass mir die hohen Felswände, die über den Sund ragen, und der Lärm der vielen Vögel nicht gefielen, und ich war erleichtert, als die Rani sich aus der westlichen Passage herausgewunden hatte und wieder volle Fahrt aufnehmen konnte.
Es war erst kurz nach sieben und ich rechnete damit, bis Mittag fertig zu sein. So war mein Gewissen einigermaßen beruhigt, und sobald ich an Duruta dachte, reduzierten sich dessen Ansprüche. Ethische und moralische Prinzipien schmolzen einfach dahin. Mit einem hübschen Mädchen zusammen kann man es mit dem Gewissen nicht so genau nehmen, aber wen schert das schon?
Gegen elf fuhr ich unter Land an einer ganzen Reihe kleiner Grottenöffnungen vorbei. Die Öffnungen waren zu klein für die Rani, aber mit einem kleinen Ruder- oder Gummiboot hätte es sich machen lassen. Die Felsen waren ziemlich uneben, als wären sie mit einem gigantischen Meißel von jemandem behauen worden, dem das Ergebnis vollkommen gleichgültig war und der sich nicht darum kümmerte, dass die Felsen uneben und plump wurden. Es gab Dreizehenmöwen und Trottellummen hier, aber nicht so viele, dass der Fels weiß von Guano gewesen wäre, er war nur schmutzig gestreift.
Eine der äußersten Öffnungen war von gleicher Höhe wie die anderen, verbreiterte sich nach unten hin jedoch, und gleich unter der Wasseroberfläche war sie mehrere Faden breit.
Neugierig drehte ich das Boot und fuhr rückwärts heran, bis ich an die Felsen kam und mich irgendwie festhalten konnte, während ich versuchte, in die Höhle hineinzuschauen. Das war schwierig, denn obwohl es spiegelglatt und kurz vor der Gezeitenwende war, war das Meer immer so weit in Bewegung, dass ein Boot nicht ruhig liegen konnte.
Die Öffnung der Grotte lag am Ende einer kleinen Einbuchtung und an beiden Seiten gab es Vorsprünge in der Felswand. Mit einigen Handgriffen hatte ich das Achterende befestigt, aber das reichte nicht aus, wenn das Boot nicht an die Klippen schlagen sollte, also ging ich mit dem Bootshaken zum Steven, und nach mehreren tollpatschigen Versuchen, bei denen ich genug damit zu tun hatte, nicht über Bord zu fallen, konnte ich auch hier ein Tauende herumwerfen. Jetzt war die Rani an der Grottenöffnung festgebunden, ja, fast gekreuzigt, und ich hatte Gelegenheit, in die Grotte
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