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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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strengte die Ohren an, die dadurch noch tauber wurden, aber ich konnte in diese gewaltige Kakaphonie keine Ordnung bringen.
    Der Motor machte so wenige Umdrehungen wie nur möglich und langsam bewegten wir uns immer tiefer in den Felsen hinein. Das Wasser war ruhig, doch wenn ich zur Öffnung zurückblickte, schien es, als würden hohe Wellen sie verschließen, und im nächsten Augenblick kam das weiße Licht wieder zum Vorschein.
    An einer Stelle war eine Steinlawine heruntergegangen, und auch wenn die Durchfahrt ziemlich breit war, gab es hier gerade genug Platz, um das Boot in der Rinne neben dem Steinhaufen hindurchzulotsen. Der Abbruch war älteren Datums, das konnte man an den Bruchflächen der Steine sehen. Algen und Seepocken wuchsen auf ihnen, aber viel weniger als an den Ufern zu beiden Seiten. Wenn es vor wenigen Jahren so hatte abrutschen können, dann war das sicher auch heute möglich. Es war nicht gesagt, dass dazu ein Unwetter nötig war. Der Fels konnte ebenso gut bei schönem Wetter Risse bekommen. Das klaustrophobische Gefühl, das unterschwellig die ganze Zeit in mir vorhanden gewesen war, machte nun ernsthaft auf sich aufmerksam. Ich begann zu schwitzen, Hände und Beine zitterten. Ich bekam Atemnot und für einen Moment war ich kurz davor, das Boot zu wenden und zu sehen, dass ich wieder nach draußen kam. Die Sehnsucht nach dem offenen Himmel überdeckte alles andere. Aber nur für einen Moment.
    Verliere nicht die Kontrolle!, sagte ich zu mir selbst. Dann hast du verloren und bei deinen ganzen Anstrengungen kommt nichts heraus. Ich stand da, ohne mich zu bewegen, presste die Füße auf den Boden, und die Knöchel der Hand, die das Ruder hielt, wurden weiß.
    Der Motor war nicht abgestellt und die Rani trieb mit niedrigen Umdrehungen tiefer in den Felsen, ins Dunkel. Langsam nahm die Panik ab, ich wischte mir den kalten Schweiß von der Stirn. Das war nicht der richtige Zeitpunkt, um verborgenen Schwächen nachzuspüren, im Gegenteil, hier brauchte ich meine ganze Seelenkraft und Denkfähigkeit.
    Jetzt kam die Klippe näher und ich ließ den Motor sich im Leerlauf drehen, um sofort den Rückwärtsgang einlegen zu können, wenn notwendig. Doch das war es nicht, ganz im Gegenteil. Das Riff war eine riesengroße Säule mit dem Umfang eines Durchschnittshauses und einer Höhe von mindestens dreißig Metern. Ich war nicht sicher, ob mein Lampenlicht bis zur Spitze reichte. Rundherum war reichlich Platz und es gab mehrere andere Grottenöffnungen. Es war eine Art Kreuzung und beide Gänge, der, durch den ich gekommen war, und der, den ich kreuzte, führten weit in den Felsen hinein.
    Hier stießen alle Geräusche aufeinander, das donnernde Dröhnen und dazwischen schrille Töne, aber der riesige Raum ließ das Ganze zu einer Grottensymphonie zusammenlaufen, die für meine untrainierten Ohren wie eine Art Zwölftonmusik klang. Die Rani und ich schaukelten eine Weile still vor uns hin, während ich mich umschaute und überlegte, was jetzt zu tun war. Ich traute mich allein nicht weiter hinein, so wenig, wie ich von diesen Gegenden kannte. Wenn ich mich verfuhr, riskierte ich, dass das Boot und ich für ewige Zeiten in diesen Katakomben herumtreiben würden. Oder bis zum nächsten Sturm, der die Grotten mit zermalmenden Wassermassen füllte. Außerdem war es schwer nachvollziehbar, was die Männer vom Schoner wohl so tief in den Grotten wollten. Es war wahrscheinlicher, dass sie sich mit etwas beschäftigten, was in der Bucht selbst oder nur ein kurzes Stück in die Grotten hinein vor sich ging.
    Als ich eine halbe Stunde später wieder in den Tag und die Sonne hinausfuhr, spürte ich eine wunderbare Erleichterung, und ich konnte wieder Luft holen ohne das Gefühl, es gäbe nicht genug Platz in der Lunge, weil die Felsen sie flach pressten wie einen Rochen.

38
    Meeresblick und hoher Himmel. Der Sommer war auf die Färöer gekommen, und als ich mich umdrehte und Osten sah, erhob sich das Kap in Reih und Glied aus dem Meer. Wenn man im Gebirge war, konnte man zweifellos alle Inseln sehen und man konnte stundenlang dasitzen und versuchen, die Namen der Berggipfel aufzusagen, oder einfach nur die Schönheit in sich aufsaugen.
    Ich war nicht im Gebirge, aber die Sicht war trotzdem schön: Stakkurin, Mylingur und Skeiðið zeichneten sich scharf vor der Morgensonne ab und die Laune war nicht die schlechteste. Gestern hatte ich noch in mehrere andere Grotten hineingeschaut, aber nichts gefunden, und ich war

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