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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Bericht beiseite. Es war definitiv falsch, ihn einen alten Schmöker zu nennen, da es sich um die Kopie der Obduktionsberichte handelte, die er bekommen hatte, bevor er am Abend nach Hause gegangen war. Dagegen traf es zu, dass er vor ein paar Monaten nächtelang wach gelegen und die Ermittlungsakten zu einem zwölf Jahre zurückliegenden Raubmord an einem Taxifahrer studiert hatte.
    Er blieb eine Weile still liegen und starrte an die Decke. Als er das Schnarchen seiner Frau aus dem Schlafzimmer hörte, stieg er rasch aus dem Bett und ging leise in den Flur. Er zögerte einen Augenblick mit der Hand auf dem Telefon. Dann zuckte er mit den Schultern, hob den Hörer ab und wählte Kollbergs Nummer.
    »Kollberg«, meldete sich Gun atemlos. »Hallo. Ist Lennart da?«
    »Ja. Näher, als du ahnst.«
    »Was gibt's?«, fragte Kollberg. »Hab ich dich gestört?«
    »Das könnte man so sagen. Was zum Teufel ist denn jetzt schon wieder los?«
    »Ja, also, erinnerst du dich an letzten Sommer, gleich nach den Parkmorden?«
    »Sicher.«
    »Wir hatten nichts Besonderes zu tun, und Hammar meinte, wir sollten uns alte ungelöste Fälle ansehen. Erinnerst du dich?«
    »Natürlich erinnere ich mich. Was ist damit?«
    »Ich habe mir den Taximord in Boras vorgenommen, und du hast dich mit dem Typen in Östermalm beschäftigt, der sich vor sieben Jahren in Luft aufgelöst hat.«
    »Ja. Und du rufst mich an, nur um mir das zu sagen?«
    »Nein. Womit hat sich Stenström beschäftigt? Er war damals gerade aus dem Urlaub zurück.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ich dachte, er hätte es dir gesagt.«
    »Nein, er hat mir gegenüber nie was erwähnt.«
    »Dann hat er es vermutlich Hammar gesagt.«
    »Ja. Natürlich. Da hast du recht. Tschüs. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe.«
    »Fahr zur Hölle.«
    Martin Beck hörte förmlich, wie Kollberg den Hörer auf die Gabel knallte. Er selbst blieb noch ein paar Sekunden regungslos stehen, ehe er auflegte und zu seiner Bettcouch zurücktrottete.
    Er legte sich wieder hin und löschte das Licht. Er lag in der Dunkelheit und kam sich wie ein Dummkopf vor.

18
    Entgegen allen berechtigten Erwartungen graute der Freitagmorgen mit einer ermutigenden Neuigkeit. Martin Beck nahm sie telefonisch entgegen, und die anderen hörten ihn sagen:
    »Was? Habt ihr? Wirklich?«
    Alle Anwesenden vergaßen, womit sie gerade beschäftigt waren, und starrten ihn an. Er legte auf und sagte:
    »Die ballistische Untersuchung ist abgeschlossen.«
    »Und?«
    »Sie denken, sie haben die Waffe identifiziert.«
    »Aha«, sagte Kollberg lustlos.
    »Eine Maschinenpistole«, sagte Gunvald Larsson. »Das Militär lässt Tausende davon in unbewachten Waffendepots herumliegen. Genauso gut könnten sie die Dinger gratis an die Diebe ausgeben, dann müssten sie nicht einmal pro Woche ein neues Vorhängeschloss anbringen. Gebt mir eine halbe Stunde, und ich fahr in die Stadt und kaufe ein Dutzend.«
    »Es ist nicht ganz so, wie ihr denkt«, erklärte Martin Beck und hielt den Zettel mit seinen Notizen hoch. »Modell siebenunddreißig, Typ Suomi.«
    »Tatsächlich«, sagte Melander.
    »Die alte mit dem Holzkolben«, sagte Gunvald Larsson. »Die habe ich seit den Vierzigern nicht mehr gesehen.«
    »Finnisches Fabrikat oder als Lizenz hier produziert?«, fragte Kollberg.
    »Finnisch«, antwortete Martin Beck. »Der Bursche, der mich angerufen hat, meinte, das sei so gut wie sicher. Die Munition ist auch alt. Hergestellt in der Nähmaschinenfabrik Tikkakoski.«
    »Suomi M 37«, sagte Kollberg. »Mit einem Trommelmagazin für siebzig Schuss. Wer könnte heute so eine haben?«
    »Niemand«, meinte Gunvald Larsson. »Heute liegt sie auf dem Grund des Strömmen. In dreißig Meter Tiefe.«
    »Vermutlich«, sagte Martin Beck.
    »Aber wem könnte sie vor vier Tagen gehört haben?«
    »Irgendeinem verrückten Finnen«, antwortete Gunvald Larsson.
    »Schickt die Spürhunde los und sammelt alle verrückten Finnen in der Stadt ein. Das wird ein Spaß.«
    »Sollen wir das an die Presse weitergeben?«, erkundigte sich Kollberg.
    »Nein«, sagte Martin Beck. »Keinen Ton.« Sie versanken in Schweigen. Es war der erste Anhaltspunkt. Wie lange würde es dauern, bis sie den nächsten fanden? Die Tür wurde aufgerissen, ein junger Mann trat ein und schaute sich mit neugierigen Augen um. Er trug einen braunen Umschlag in der Hand. »Zu wem?«, fragte Kollberg. »Melander«, antwortete der Jüngling.
    »Erster Kriminalassistent Melander«, sagte

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