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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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die anderen in verschiedenen Handschriften beschrieben, und auf allen standen ausländische Namen. Der Name Mohammed Boussie war kein Bestandteil der Sammlung. Mänsson klingelte. Die Tür wurde von einem schwarzhaarigen Mann in zerknitterter Hose und weißem Unterhemd geöffnet.
    »Ist Frau Karlsson zu sprechen?«, fragte Mänsson.
    Der Mann grinste breit mit weißen Zähnen und breitete die Arme aus.
    »Frau Karlsson nicht zu Hause«, sagte er in gebrochenem Schwedisch. »Kommt bald.«
    »Dann warte ich hier«, sagte Mänsson und trat in den Flur. Er öffnete seinen Mantel und sah den lächelnden Mann an. »Haben Sie Mohammed Boussie gekannt, der hier gewohnt hat?«, fragte er.
    Sofort verschwand das Lächeln aus dem Gesicht des Mannes. »Ja«, sagte er. »Das war höllisch furchtbar. Schrecklich. Er mein Freund gewest, Mohammed.«
    »Sind Sie auch Araber?«, erkundigte sich Mänsson. »Nein. Türke. Sie auch Ausländer?«
    »Nein«, antwortete Mänsson. »Schwede.«
    »Oh, ich dachte, Sie hätten ein klein Akzent«, sagte der Türke.
    Mänsson sah den Mann streng an.
    »Ich bin Polizist«, erklärte er. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich gerne ein wenig umschauen. Ist außer Ihnen noch jemand zu Hause?«
    »Nein, nur ich. Ich bin krankgeschrieben.« Mänsson schaute sich um. Der Flur war dunkel, schmal und lang und mit einem Holzstuhl, einem kleinen Tisch und einem Schirmständer aus Blech möbliert. Auf dem Tisch lagen ein paar Zeitungen und einige Briefe mit ausländischen Briefmarken. Außer der Wohnungstür gab es fünf Türen in dem Flur, unter anderem eine Doppeltür und zwei kleinere, die vermutlich zur Toilette und zu einer Kleiderkammer führten. Mänsson ging zu den Doppeltüren und öffnete die eine.
    »Frau Karlssons privates Zimmer«, sagte der Mann in dem Unterhemd erschrocken. »Ist verboten reinkommen.« Mänsson warf einen Blick in das Zimmer, das mit Möbeln vollgestopft war und offenkundig als Schlaf und Wohnzimmer zugleich diente.
    Die nächste Tür führte in die Küche, die groß und modern war.
    »Verboten, in Küche zu gehen«, sagte der Türke hinter ihm. »Wie viele Zimmer gibt es hier?«, fragte Mänsson. »Frau Karlssons und die Küche und das Zimmer für uns«, sagte der Mann. »Und die Toilette und Kleiderkammern.« Mänsson runzelte die Stirn.
    »Also zwei Zimmer und Küche«, sagte er zu sich selbst.
    »Sie schauen unser Zimmer«, sagte der Türke und hielt ihm die Tür auf.
    Das Zimmer maß ungefähr sieben mal fünf Meter. Es hatte zwei Fenster zur Straße hinaus, an denen schäbige, ausgebleichte Gardinen hingen. Entlang der Wände waren Betten verschiedener Art aufgestellt, und zwischen den Fenstern stand eine schmale Liege mit dem Kopfende zur Wand.
    Mänsson zählte sechs Betten. Drei von ihnen waren ungemacht. Überall im Zimmer lagen Schuhe, Kleidungsstücke, Bücher und Zeitungen. Mitten im Zimmer stand ein runder weißlackierter Tisch mit fünf zusammengewürfelten Stühlen. Ansonsten bestand die Möblierung aus einer hohen, dunkel gebeizten Kommode, die vor einem der Fenster an der Wand stand. Das Zimmer hatte zwei weitere Türen. Vor der einen, die mit Sicherheit zu Frau Karlssons Zimmer führte und abgeschlossen war, stand ein Bett. Hinter der anderen befand sich eine kleine Kammer voller Kleider und Koffer. »Sie wohnen hier zu sechst?«, fragte Mänsson. »Nein, acht«, sagte der Türke.
    Er ging zu dem Bett vor der Tür, zog darunter eine Matratze halb heraus und zeigte auf eines der anderen Betten. »Es gibt zwei solche«, sagte er. »Mohammed hatte das dahinten.«
    »Wer sind die anderen sieben?«, erkundigte sich Mänsson. »Türken wie Sie?«
    »Nein, wir sind drei Türken, zwei… ein Araber, zwei Spanier, ein Finne und der Neue, er ist Grieche.«
    »Essen Sie hier auch?«
    Der Türke ging rasch quer durchs Zimmer und verschob das Kissen auf einem der Betten. Mänsson erkannte flüchtig ein aufgeschlagenes Pornoheft, ehe es vom Kissen verdeckt wurde. »Entschuldigung«, sagte der Türke. »Hier ist bisschen… nicht so gut aufgeräumt.
    Ob wir hier essen? Nein, Essen kochen verboten. Verboten gehen zur Küche, verboten, kleine Herd zu haben im Zimmer. Man darf nicht Essen kochen und nicht Kaffee kochen.«
    »Wie hoch ist Ihre Miete?«
    »Wir bezahlen 350 Kronen pro Kopf«, sagte der Türke. »Im Monat?«
    »Ja. Alle Monate 350 Kronen.«
    Er nickte und kraulte sich die rosshaarähnliche Brust in seinem Hemdausschnitt.
    »Ich verdiene sehr gut«,

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