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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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haben. Er erlitt einen Kopfschuss und war vermutlich auf der Stelle tot. Da wir außer Ihnen niemanden gefunden haben, der Göransson gut gekannt hat, wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns morgen ins Leichenschauhaus begleiten und sagen könnten, ob er es ist.«
    Sie starrte Nordin erschrocken an.
    »Was soll ich tun? Ins Leichenschauhaus gehen? Nie im Leben!«
    Es war neun Uhr am Mittwochmorgen, als Nordin und die blonde Malin vor der Gerichtsmedizin am Tomtebodavägen aus einem Taxi stiegen. Martin Beck hatte bereits eine Viertelstunde auf sie gewartet, und gemeinsam betraten sie nun das Leichenschauhaus. Die blonde Malin sah unter ihrem schlampig aufgetragenen Make-up sehr blass aus. Ihr Gesicht war aufgequollen, und die blonden Haare waren längst nicht so sorgsam frisiert wie am Vorabend.
    Nordin hatte in ihrem Flur warten müssen, während sie sich zurechtmachte. Als sie endlich fertig war und sie auf die Straße hinauskamen, stellte er fest, dass ihr die gedämpfte Beleuchtung in dem Weinlokal wesentlich mehr geschmeichelt hatte, als das fahle Morgenlicht es tat.
    Das Personal im Leichenschauhaus war vorbereitet, und der Vorsteher zeigte ihnen den Weg in den Kühlraum.
    Man hatte ein Tuch über das zerschossene Gesicht der Leiche gebreitet, die Haare jedoch frei gelassen.
    Die blonde Malin packte Nordins Arm und flüsterte:
    »Oh, Scheiße.«
    Nordin legte den Arm um ihren breiten Rücken und führte sie näher heran.
    »Sehen Sie genau hin«, sagte er mit leiser Stimme. »Schauen Sie, ob Sie ihn erkennen.« Sie legte die Hand vor den Mund und betrachtete den nackten Körper.
    »Was ist mit seinem Gesicht?«, fragte sie. »Darf ich sein Gesicht nicht sehen?«
    »Seien Sie froh, dass Ihnen der Anblick erspart bleibt«, bemerkte Martin Beck. »Sie sollten ihn auch so erkennen können.«
    Die blonde Malin nickte. Dann nahm sie die Hand vom Mund und nickte erneut.
    »Ja«, sagte sie. »Ja, das ist Nisse. Diese Narben und… ja, das ist er.«
    »Danke, Fräulein Rosen«, sagte Martin Beck. »Jetzt laden wir Sie zu einem Kaffee ins Polizeipräsidium ein.«
    Die blonde Malin saß blass und stumm neben Nordin auf der Rückbank des Taxis. Ab und zu murmelte sie:
    »Oh, Scheiße, ist das schrecklich.«
    Martin Beck und Ulf Nordin luden sie zu Kaffee und Plunderstücken ein, und kurz darauf stießen Kollberg, Melander und Rönn hinzu.
    Sie erholte sich rasch wieder, und es war ihr anzumerken, dass nicht nur der Kaffee sie aufmunterte, sondern auch die Aufmerksamkeit, die man ihr schenkte. Sie beantwortete bereitwillig die Fragen der Polizisten, und ehe sie ging, gab sie jedem von ihnen die Hand und sagte:
    »Wissen Sie was, ich hätte nie gedacht, dass Bull… Polizisten so süß sein können.«
    Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, dachten sie kurz über ihre Worte nach. Dann sagte Kollberg:
    »Und, ihr süßen Bengel? Sollen wir zusammenfassen?«
    Sie fassten zusammen: Nils Erik Göransson. Alter: 38 oder 39.
    Seit 1965 oder früher keine feste Anstellung. März 1967 - August 1967 gemeinsamer Wohnsitz mit Magdalena Rosen (genannt die blonde Malin) in der Arbetargatan 3, Stockholm K.
    Danach bis irgendwann im Oktober wohnhaft bei Sune Björk auf Söder. Aufenthaltsort in den letzten Wochen vor seinem Tod unbekannt.
    Drogensüchtig, rauchte, nahm und spritzte alles, was ihm in die Finger kam. Möglicherweise auch Drogendealer. Hatte einen Tripper.
    Zuletzt gesehen von Magdalena Rosen am 3. oder 4. November vor dem Restaurant Damberg. Damals im selben Anzug und Mantel wie am 13. November. Hatte immer viel Geld.

23
    Von allen Männern, die an der Aufklärung der Busmorde arbeiteten, war also Nordin der erste, der etwas vorzuweisen hatte, was man mit etwas gutem Willen vielleicht ein positives Ergebnis nennen konnte. Doch selbst in dem Punkt gingen die Meinungen auseinander.
    »Schön«, meinte Gunvald Larsson. »Jetzt kennen wir also den Namen dieses Penners. Na und?«
    »Ja, ja«, sagte Melander nachdenklich. »Was murmelst du?«
    »Dieser Göransson ist nie wegen etwas eingebuchtet worden. Aber ich meine mich trotzdem an den Namen erinnern zu können.«
    »Aha.«
    »Er muss mal im Zusammenhang mit einer Ermittlung aufgetaucht sein.«
    »Du meinst, du hast ihn irgendwann mal verhört?«
    »Nein. Daran würde ich mich erinnern. Ich habe nie mit ihm gesprochen und ihn ganz bestimmt auch niemals gesehen. Aber der Name. Nils Erik Göransson. Auf den bin ich schon einmal gestoßen.«
    Melander starrte abwesend in

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