Endstation für neun
Die blonde Malin sah ihn abwartend an.
»Ich bin der Erste Kriminalassistent Ulf Nordin«, sagte er.
»Sie können uns unter Umständen bei einer Sache behilflich sein.«
»Soso«, sagte die blonde Malin. »Und was für eine Sache ist das? Sie sagten, es geht um einen Freund von mir?«
»Ja«, antwortete Nordin. »Wir hätten gern ein paar Informationen über einen Mann, den Sie kennen.« Die blonde Malin sah Ulf Nordin verächtlich an. »Ich verpfeife niemanden«, sagte sie.
Nordin holte eine Schachtel Zigaretten aus der Tasche und bot ihr eine an. Sie nahm eine Zigarette, und er gab ihr Feuer. »Es geht nicht darum, jemanden zu verpfeifen«, sagte er.
»Vor ein paar Wochen sind Sie zusammen mit zwei Männern in einem weißen Volvo Amazon zu einer Garage in Hagersten gefahren. Die Garage liegt am Klubbacken und gehört einem Schweizer namens Horst. Der Fahrer des Wagens war Spanier. Erinnern Sie sich?«
»Ja, schon«, sagte die blonde Malin gedehnt. »Na und? Nisse und ich sind mit diesem Paco nur mitgefahren, weil Nisse ihm den Weg zu der Garage zeigen sollte. Übrigens ist er mittlerweile wieder in Spanien.«
»Paco?«
»Ja.«
Sie leerte ihr Glas und goss sich den restlichen Wein aus der Karaffe ein.
»Darf ich Sie einladen?«, fragte Nordin. »Vielleicht noch etwas Wein?«
Sie nickte, und Nordin winkte die Kellnerin zu sich. Er bestellte eine halbe Karaffe Wein und ein Bier. »Wer ist Nisse?«, fragte er.
»Na, der Typ, der mit im Auto war. Das habe ich doch gerade gesagt.«
»Sicher, aber wie heißt dieser Nisse weiter? Was macht er so?«
»Er heißt Göransson. Nils Erik Göransson. Ich weiß nicht, was er macht. Hab ihn seit Wochen nicht mehr gesehen.«
»Warum?«, fragte Nordin. »Wie bitte?«
»Warum haben Sie ihn seit Wochen nicht mehr gesehen? Haben Sie sich nicht vorher ziemlich oft getroffen?«
»Wir waren doch nicht verlobt. Ich bin nicht einmal mit ihm zusammen. Wir haben uns nur manchmal getroffen. Vielleicht hat er eine Neue. Was weiß ich. Jedenfalls hat er sich schon eine ganze Weile nicht mehr blicken lassen.«
Die Kellnerin kam mit dem Wein und Nordins Bier. Die blonde Malin füllte unverzüglich ihr Glas.
»Wissen Sie, wo er wohnt?«, erkundigte sich Nordin.
»Nisse? Nein, der hat keine richtige Wohnung. Eine Zeitlang hat er bei mir gewohnt und danach bei einem Kumpel auf Söder, aber ich glaube, da wohnt er nicht mehr. Ich weiß es wirklich nicht. Und selbst wenn, würde ich es bestimmt keinem Bullen auf die Nase binden.
Ich verpfeife niemanden.«
Nordin trank einen Schluck Bier und betrachtete die üppige blonde Frau auf der Bank.
»Das brauchen Sie auch nicht, Fräulein… Verzeihen Sie, wie ist Ihr Nachname, Malin?«
»Ich heiße überhaupt nicht Malin«, erwiderte sie »Ich heiße Magdalena Rosen. Die Leute nennen mich die blonde Malin, weil ich so blond bin.« Sie strich sich über die Haare.
»Was wollen Sie denn eigentlich von Nisse? Hat er was angestellt? Ich habe keine Lust, hier herumzusitzen und jede Menge Fragen zu beantworten, ohne einen Schimmer davon zu haben, worum es geht.«
»Das kann ich verstehen. Ich werde Ihnen sagen, wobei Sie uns behilflich sein können, Fräulein Rosen«, sagte Ulf Nordin.
Er trank einen Schluck Bier und wischte sich über den Mund.
»Darf ich Ihnen vorher nur noch eine Frage stellen?«, fragte er. Sie nickte.
»Wie war Nisse im Allgemeinen gekleidet?«
Sie runzelte die Stirn und dachte einen Augenblick nach.
»Er hatte meistens einen Anzug an«, sagte sie. »So einen hellen, beigefarbenen mit stoffüberzogenen Knöpfen. Und Hemd und Schuhe und Unterhose wie alle anderen Männer auch.«
»Hatte er keinen Mantel?«
»Naja, einen richtigen Mantel nicht gerade. Nur so ein dünnes schwarzes Ding, aus Nylon. Sie wissen schon. Warum?« Sie sah Nordin fragend an.
»Nun, Fräulein Rosen, es könnte sein, dass er tot ist.«
»Tot? Nisse? Aber… warum… warum sagen Sie, dass es sein könnte? Woher wissen Sie, dass er tot ist?«
Ulf Nordin zog sein Taschentuch heraus und trocknete sich den Nacken. Es war sehr warm in dem Restaurant, und er klebte am ganzen Körper.
»Die Sache ist die«, erläuterte er, »dass wir im Leichenschauhaus einen Mann haben, den wir nicht identifizieren können. Es besteht Grund zu der Annahme, dass der Verstorbene Nils Erik Göransson ist.«
»Wie soll er denn gestorben sein?«, fragte die blonde Malin misstrauisch.
»Er war einer der Fahrgäste in dem Bus, von dem Sie bestimmt schon gelesen
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