Endstation für neun
erinnern, ob Stenström sich für etwas ganz besonders interessierte?« Der Mann dachte nach und schüttelte den Kopf.
»Wir haben über alles Mögliche geredet. Dies und das. Aber etwas Besonderes? Was soll das gewesen sein?«
»Das ist es ja gerade, was ich nicht weiß.«
Kollberg holte das Notizbuch heraus, das er von Asa bekommen hatte, und zeigte es dem Mann.
»Sagt Ihnen das was? Warum hat er ›Morris‹ geschrieben?« Die Miene des Mannes hellte sich sofort auf. »Wir müssen über Autos gesprochen haben. Ich hatte einen Morris 8, das große Modell, wissen Sie. Und das habe ich wohl bei irgendeiner Gelegenheit erwähnt.«
»Aha, so ist das also. Na schön, sollte Ihnen noch etwas einfallen, rufen Sie mich bitte sofort an. Egal wann.«
»Er war schon alt und machte nicht viel her, mein Morris, aber er lief gut.
Meine… Frau schämte sich für ihn. Sie sagte, wie kann man so eine Rostlaube fahren, wenn alle anderen neue Autos…«
Er blinzelte und verstummte.
Kollberg beendete schleunigst das Gespräch. Als der Vollzugsbeamte den Mörder abgeführt hatte, betrat ein junger Arzt im weißen Kittel den Raum.
»Und, was halten Sie von Birgersson?«, fragte er. »Er scheint in Ordnung zu sein.«
»Ja«, sagte der Arzt. »Das ist er. Er musste nur diesen Hausdrachen loswerden, mit dem er verheiratet war.« Kollberg warf ihm einen langen Blick zu, steckte seine Papiere ein und ging.
Es war halb zwölf am Samstagabend, und Gunvald Larsson fror, obwohl er seinen wärmsten Mantel, eine Pelzmütze, eine Skihose und Skischuhe anhatte. Er stand im Eingang des Hauses Tegnergatan 53, und zwar so still, wie nur ein Polizist stehen kann. Er stand dort nicht zufällig, und es war nicht leicht, ihn in der Dunkelheit zu entdecken. Tatsächlich hielt er sich dort bereits seit vier Stunden auf, und außerdem war dies nicht sein erster Abend dort, sondern der zehnte oder elfte. Er hatte vor, nach Hause zu fahren, sobald in gewissen Fenstern, die er im Auge behielt, das Licht gelöscht wurde. Ansonsten dachte er absolut nichts. Eine Viertelstunde vor Mitternacht hielt ein grauer Mercedes mit ausländischem Nummernschild vor dem Eingang zum Haus schräg gegenüber. Ein Mann stieg aus, öffnete den Kofferraum und hob einen Koffer heraus. Anschließend ging er über den Bürgersteig, schloss die Tür auf und betrat das Haus. Zwei Minuten später ging in zwei Fenstern im Erdgeschoss hinter herabgelassenen Jalousien das Licht an.
Gunvald Larsson überquerte mit langen, schnellen Schritten die Straße. Er hatte bereits zwei Wochen zuvor einen passenden Schlüssel ausprobiert. Im Treppenhaus zog er seinen Mantel aus, hängte ihn sorgsam zusammengelegt über das Geländer der Marmortreppe und deponierte seine Pelzmütze darauf. Knöpfte das Jackett auf und legte die rechte Hand auf die Pistole, die er mit einem Clip befestigt am Hosenbund trug.
Er wusste seit langem, dass sich die Tür nach innen öffnete. Er betrachtete sie fünf Sekunden und dachte: Wenn ich da ohne triftigen Grund hineinstürme, ist es ein Dienstvergehen, und ich werde aller Wahrscheinlichkeit nach suspendiert oder entlassen. Dann trat er die Tür ein.
Türe Assarsson und der Mann, der aus dem ausländischen Wagen gestiegen war, standen zu beiden Seiten des Bürotisches. Salopp gesagt sahen sie aus, als hätte sie der Schlag getroffen. Sie hatten soeben den Koffer geöffnet, der zwischen ihnen lag.
Gunvald Larsson winkte sie mit der Pistole zur Seite, während er gleichzeitig den Gedankengang zu Ende führte, den er im Treppenhaus begonnen hatte: Aber das macht nichts, denn ich kann jederzeit wieder zur See fahren.
Er hob den Telefonhörer ab und wählte die Nummer des Notrufs. Mit der linken Hand und ohne seine Dienstwaffe zu senken. Er sagte nichts. Die beiden anderen sagten auch nichts.
Es gab nicht viel zu sagen.
In dem Koffer befanden sich 250000 Tabletten der Marke Ritalin. Auf dem illegalen Drogenmarkt waren sie ungefähr eine Million schwedische Kronen wert.
Um drei Uhr am Sonntagmorgen betrat Gunvald Larsson seine Wohnung in Bollmora. Er war Junggeselle und lebte allein. Wie üblich verbrachte er zwanzig Minuten im Badezimmer, ehe er seinen Pyjama anzog und ins Bett ging. Er schlug den Roman von Övre Richter-Frich auf, den er gerade las, legte ihn jedoch bereits nach wenigen Minuten wieder weg und griff nach dem Telefon.
Der Apparat war ein weißes Kobra-Telefon. Er drehte es auf den Kopf und wählte die Nummer von Martin Beck.
Gunvald
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