Endstation für neun
den Raum und paffte an seiner Pfeife.
Gunvald Larsson wedelte mit seinen großen Händen vor seinem Gesicht herum. Er war militanter Nichtraucher und ärgerte sich über den Qualm.
»Ich interessiere mich mehr für dieses Schwein Assarsson«, sagte er.
»Es fällt mir bestimmt wieder ein«, sagte Melander. »Sicher. Wenn du nicht vorher an Lungenkrebs stirbst.« Gunvald Larsson stand auf und ging zu Martin Beck hinein. »Woher hat dieser Assarsson eigentlich sein Geld?«, fragte er. »Keine Ahnung.«
»Was treibt diese Firma?«
»Importiert eine Menge Zeug. Wahrscheinlich alles Mögliche, was sich lohnt. Von Kränen bis zu Plastikweihnachtsbäumen.«
»Plastikweihnachtsbäume?«
»Ja, das ist heutzutage leider ein beliebter Artikel.«
»Ich habe mir mal die Mühe gemacht zu recherchieren, was diese Herren und ihre Firma in den letzten Jahren an Steuern bezahlt haben.«
»Und?«
»Ungefähr ein Drittel von dem, was du oder ich abdrücken. Und wenn ich bedenke, wie es bei der Witwe aussah…«
»Ja?«
»Ich hätte verdammt große Lust, einen Durchsuchungsbefehl für ihre Büroräume zu beantragen.«
»Und womit willst du den begründen?«
»Keine Ahnung.«
Martin Beck zuckte mit den Schultern. Gunvald Larsson ging zur Tür. Blieb auf der Schwelle stehen und sagte: »Ein hässlicher Gauner, dieser Assarsson. Und sein Bruder ist bestimmt keinen Deut besser.«
Unmittelbar darauf zeigte sich Kollberg im Türrahmen. Er wirkte müde und niedergeschlagen und hatte rot unterlaufene Augen.
»Womit beschäftigst du dich im Moment?«, fragte Martin Beck.
»Ich habe mir die Bänder mit Stenströms Vernehmungen von Birgersson angehört. Der Mann, der seine Frau erschlagen hat. Das hat die ganze Nacht gedauert.«
»Und?«
»Nichts. Nicht das Geringste. Es sei denn, ich hätte etwas übersehen.«
»Die Möglichkeit besteht natürlich immer.«
»Welch freundlicher Hinweis«, sagte Kollberg und warf die Tür hinter sich zu. Martin Beck stützte die Ellbogen auf die Tischkante und den Kopf in die Hände.
Es war bereits Freitag und der 8. Dezember. Fünfundzwanzig Tage waren vergangen, und im Großen und Ganzen traten sie mit den Ermittlungen auf der Stelle. Außerdem mehrten sich die Anzeichen dafür, dass sie sich zerfaserten. Jeder schien sich an seinen eigenen Strohhalm zu klammern. Melander grübelte darüber nach, wo und wann er den Namen Nils Erik Göransson gesehen oder gehört hatte. Gunvald Larsson grübelte darüber nach, wie die Brüder Assarsson ihr Geld verdient hatten.
Kollberg fragte sich, wie und womit ein gestörter Ehefrauenmörder namens Birgersson es geschafft haben konnte, dass Stenström aufgekratzt nach Hause kam.
Nordin versuchte einen Zusammenhang zwischen Göransson, dem Massenmord und der Garage in Hagersten herzustellen.
Ek hatte sein technisches Wissen über den roten Doppeldeckerbus so sehr vertieft, dass es mittlerweile praktisch unmöglich war, sich mit ihm über etwas anderes als Stromkreise und Scheibenwischerregler zu unterhalten.
Mänsson hatte sich Gunvald Larssons diffuse Vorstellung zu eigen gemacht, dass Mohammed Boussie eine Art Schlüsselrolle spielen musste, weil er Algerier war, und vernahm systematisch die gesamte arabische Kolonie in Stockholm. Martin Beck wiederum dachte nur an Stenström, womit er beschäftigt gewesen war, ob er jemanden beschattet und ob dieser Jemand ihn erschossen hatte. Diese Argumentation erschien ihm alles andere als überzeugend. Würde sich ein halbwegs erfahrener Polizeibeamter tatsächlich von der Person erschießen lassen, die er beschattete? Noch dazu in einem Bus? Rönn ging immer wieder durch den Kopf, was Schwerin im Krankenhaus Sekunden vor seinem Tod gesagt hatte. An diesem Freitag hatte er mit dem Tontechniker beim Schwedischen Rundfunk telefoniert, der zu analysieren versucht hatte, was auf dem Band gesagt wurde.
Der Mann hatte sich viel Zeit gelassen, aber nun war sein Gutachten offenbar fertig.
»Kein sonderlich reichhaltiges Material«, sagte er. »Aber ich bin dennoch zu gewissen Schlussfolgerungen gekommen. Wollen Sie sie hören?«
»Jau«, sagte Rönn.
Er nahm den Telefonhörer in die linke Hand und zog seinen Notizblock heran.
»Sie stammen aus Nordschweden, nicht wahr?«
»Jau.«
»Nun, es sind ja nicht die Fragen, die uns interessieren. Sondern die Antworten. In erster Linie habe ich versucht, alle Nebengeräusche auf dem Band herauszufiltern, Surren und Tropflaute und so weiter.«
Rönn wartete und hielt den
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