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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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begann mit ihr zu flirten. Die Freundin, die wusste, dass Teresa die strengsten Moralgrundsätze hatte, die man sich nur vorstellen kann, legte sich in Hörweite auf eine Couch im Flur. Der Typ versuchte zehn Mal, Teresa zu überreden, mit ihm ins Bett zu gehen, und sie sagte immer wieder nein. Da hob er sie von ihrem Stuhl hoch, trug sie ins Schlafzimmer, zog sie aus und schlief mit ihr. Teresa Camaräo hatte sich, soweit wir wissen, als Erwachsene nie zuvor einem anderen Menschen nackt gezeigt, nicht einmal Frauen. Sie hatte noch nie einen Orgasmus gehabt. In dieser Nacht hatte sie zwanzig oder so. Irgendwann am nächsten Morgen verabschiedete sich der Typ und ging. Sie rief ihn eine Woche lang zehnmal am Tag an, danach hörte er nie mehr was von ihr. Er fand eine Lösung für die Probleme mit seiner Freundin, heiratete sie und wurde sehr glücklich. Es gibt zehn verschiedene Vernehmungen mit ihm in diesem Stapel. Man hat ihn wirklich in die Mangel genommen, aber er hatte ein Alibi und kein Auto und war außerdem ein anständiger und guter Mann, der inzwischen glücklich verheiratet war und niemals seine Frau betrog.«
    »Und Teresa wurde läufig?«
    »Ja. Im wahrsten Sinne des Wortes. Sie lief von zu Hause weg, wurde von ihrem Mann verstoßen, ihr Bekanntenkreis sagte sich von ihr los. Im Laufe von zwei Jahren wohnte sie für kurze Zeit bei etwa zwanzig verschiedenen Männern und hatte sexuelle Kontakte zu zehnmal so vielen. Sie war nymphoman und für alles zu haben, anfangs noch gratis, aber am Ende nahm sie zumindest zeitweise auch Geld an. Sie lernte natürlich nie jemanden kennen, der es längere Zeit mit ihr aushielt. Weibliche Bekannte hatte sie keine. Gesellschaftlich ging es rapide bergab. Nach weniger als einem halben Jahr kam der größte Teil ihrer Bekannten aus den relativ entwurzelten Kreisen der Unterwelt. Außerdem fing sie an zu trinken. Bei der Sitte wusste man von ihr, hinkte aber hoffnungslos hinterher.
    Irgendwer wollte sie wegen Herumtreiberei einbuchten, aber ehe es dazu kam, war sie schon tot.«
    Martin Beck zeigte auf den Stapel aus Berichten und sagte: »In den Akten hier gibt es eine ganze Reihe von Vernehmungen mit Männern, die ihr in die Hände fielen. Sie sagen, dass sie wie eine Klette an einem hing und unmöglich zu befriedigen war. Die meisten bekamen schon beim ersten Mal eine Heidenangst, vor allem die Verheirateten, die nur auf ein kurzes Abenteuer aus waren. Sie kannte eine Vielzahl zwielichtiger Gestalten und Halbkrimineller, kleine Diebe, Motorradgauner und Kredithaie und so weiter. Na, du erinnerst dich sicher an die damalige Klientel.«
    »Was ist mit ihrem Mann passiert?«
    »Er sah sich durchaus zu Recht als Opfer eines Skandals, änderte seinen Namen und nahm die schwedische Staatsangehörigkeit an. Lernte ein wohlerzogenes Mädchen aus dem reichen Stocksund kennen, heiratete wieder, bekam zwei Kinder und lebt noch heute glücklich in einem Haus auf Lidingö. Sein Alibi war so wasserdicht wie Kapitän Cassels Floß.«
    »Wie was?«
    »Das Einzige, wovon du nichts verstehst, sind Schiffe«, sagte Martin Beck. »Wenn du dir diesen Ordner anschaust, begreifst du, woher Stenström einige seiner Ideen bezog.«
    Kollberg schaute sich den Ordner an.
    »Großer Gott«, sagte er. »Das ist die schamloseste Frau, die ich je gesehen habe. Wer hat die Bilder gemacht?«
    »Jemand, der sich für Fotografie interessierte, ein perfektes Alibi und keinen Zugang zu einem Renault hatte. Aber im Unterschied zu Stenström verkaufte er seine Aufnahmen und verdiente gut daran. Du wirst dich erinnern, dass damals nicht solche Unmengen harter Pornographie im Umlauf waren wie heute.«
    Sie schwiegen eine Weile. Schließlich sagte Kollberg: »Welche logische Verbindung könnte dieser Fall dazu haben, dass sechzehn Jahre später Stenström und acht andere Menschen in einem Bus erschossen werden?«
    »Gar keine«, erwiderte Martin Beck. »Wir sind schlicht und ergreifend auf dem Rückweg zum geistesgestörten Mörder aus Sensationslust.«
    »Warum hat er denn nichts…«, setzte Kollberg an und verstummte.
    »Genau«, sagte Martin Beck. »Das Ganze findet jetzt seine natürliche Erklärung. Stenström ging unaufgeklärte Fälle durch. Da er geltungssüchtig, ehrgeizig und immer noch ein wenig naiv war, entschied er sich für den aussichtslosesten Fall, den er finden konnte. Wenn er den Mord an Teresa lösen würde, wäre das eine einzigartige detektivische Leistung. Und er erzählte uns nichts

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