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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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abgemustert und einen Job als Rundfunktechniker gefunden. Teresa Camaräo wurde 1925 in Lissabon geboren. Nach Angaben der portugiesischen Polizei stammte sie aus einem guten Elternhaus und einer angesehenen Familie. Obere Mittelschicht. Sie kam her, um zu studieren, wegen des Kriegs mit etwas Verspätung. Aus dem Studium wurde jedoch nichts. Stattdessen lernte sie diesen Henrique kennen und heiratete ihn. Sie hatten keine Kinder. Geordnete Verhältnisse. Wohnten in der Torsgatan.«
    »Wer hat sie identifiziert?«
    »Die Polizei. Genauer gesagt, die Kollegen von der Sitte. Dort kannte man sie nämlich gut, und zwar seit zwei Jahren. Am 15. Mai 1949, die Umstände waren tatsächlich so, dass man das genaue Datum feststellen konnte, hatte sie ihren Lebenswandel völlig verändert. Sie entlief aus ihrem Zuhause - das steht hier so - und bewegte sich seit dem Tag in Unterweltkreisen. Teresa Camaräo wurde kurz gesagt ein Flittchen. Sie war Nymphomanin und schaffte es, im Laufe dieser zwei Jahre mit Hunderten von Männern zusammen zu sein.«
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte Kollberg.
    »Jetzt kommt der Witz. Die Polizei fand innerhalb von drei Tagen nicht weniger als drei Zeugen, die um halb zwölf am Vorabend ein in der Kungsholmsgatan parkendes Auto gesehen hatten, und zwar an der Auffahrt zu dem Weg, an dem die Leiche gefunden wurde. Alle drei Zeugen waren Männer. Zwei von ihnen waren im Auto vorbeigefahren. Einer war zu Fuß vorbeigekommen. Die beiden Zeugen im Auto hatten zudem einen Mann neben dem Wagen stehen sehen. Neben ihm auf der Erde hatte ein Gegenstand von der Größe eines menschlichen Körpers gelegen, der in etwas eingewickelt war, das eine graue Decke zu sein schien. Der dritte Zeuge kam einige Minuten später vorbei und sah nur das Auto. Die Beschreibungen der Männer waren vage. Es regnete, und die Person hatte im Schatten gestanden, und so konnten sie mit Sicherheit nur sagen, dass es ein ziemlich großer Mann war. Als man sie drängte, sich etwas genauer dazu zu äußern, was sie mit ziemlich groß meinten, schwankten die Angaben zwischen eins vierundsiebzig und eins fünfundachtzig, was neunzig Prozent der männlichen Bevölkerung unseres Landes einschließt. Aber…«
    »Ja? Aber was?«
    »Aber was das Fahrzeug anging, waren sich alle drei Zeugen einig. Sie sagten unabhängig voneinander aus, dass es ein fran zösisches Auto war, ein Renault 4 CV, ein Modell, das 1947 auf den Markt kam und mit geringfügigen Änderungen Jahr für Jahr neu aufgelegt wurde.«
    »Ein Renault 4 CV«, sagte Kollberg. »Porsche hat ihn entwickelt, während die Franzosen ihn als Kriegsverbrecher festhielten. Sie schlossen ihn in die Hausmeisterloge der Fabrik ein. Dort saß er und zeichnete die Pläne. Dann wurde er freigesprochen, und die Franzosen verdienten Milliarden an dem Auto.«
    »Deine Kenntnisse in den unterschiedlichsten Fachgebieten sind verblüffend«, bemerkte Martin Beck trocken. »Kannst du mir jetzt bitte sagen, welche Verbindung es zwischen dem Fall Teresa und der Tatsache gibt, dass Stenström vor vier Wochen von einem Massenmörder in einem Bus erschossen wurde?«
    »Warte mal«, sagte Kollberg. »Was ist dann passiert?«
    »Dann ist Folgendes passiert: Die Polizei in Stockholm führte die umfassendste Ermittlung durch, die es in diesem Land bei einem Mordfall je gegeben hat. Sie nahm gigantische Ausmaße an. Tja, du siehst es ja selbst. Man vernahm viele hundert Personen, die Teresa Camaräo gekannt und Kontakt zu ihr gehabt hatten, bekam aber nie heraus, wer sie als Letzter lebend gesehen hatte. Ihre Spur verlor sich exakt eine Woche, bevor sie tot aufgefunden wurde. Sie hatte die Nacht mit einem Typen in einem Hotel an der Nybrogatan verbracht und sich mittags gegen halb eins vor einem Restaurant in der Mäster Samuelsgatan von ihm getrennt. Punkt. Anschließend spürte man jeden 4CV auf, den es gab. Erst in Stockholm, weil die Zeugen aussagten, der Wagen habe ein Stockholmer Nummernschild gehabt. Danach nahm man sich alle Autos dieses Modells in ganz Schweden vor, weil man dachte, das Nummernschild sei vielleicht gefälscht gewesen. Das Ganze dauerte fast ein Jahr. Und am Ende konnte man beweisen, tatsächlich beweisen, dass keines dieser vielen Autos um halb zwölf am Abend des 9. Juni 1951 am Stadshagen gestanden haben konnte.«
    »Aha«, sagte Kollberg. »Und in diesem Moment…«
    »Genau. In diesem Moment war die Ermittlung so tot wie ein alter Bückling. Sie war schlicht und ergreifend

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