Endstation für neun
Dieb, Dealer, Räuber, Hehler oder Zuhälter in ganz Stockholm, der sich nicht wünschte, dass der Massenmörder bald gefasst wurde, damit sich die Polizei erneut Vietnam-Demonstranten und Falschparkern widmete und sie selbst wieder ihren Geschäften nachgehen konnten.
Dies führte unter anderem dazu, dass sie sich ausnahmsweise mit der Polizei solidarisierten, und die meisten aus dem Milieu wollten gern dazu beitragen, dass der Gesuchte dingfest gemacht wurde.
Auch Rönns Bemühungen, Teile des Puzzles aufzustöbern, das Nils Erik Göransson hieß, wurden von dieser Hilfsbereitschaft deutlich erleichtert. Er verstand zwar die Beweggründe für das ungewöhnliche Wohlwollen, das ihm entgegenschlug, war aber nichtsdestotrotz dankbar.
Die letzten Nächte hatte er damit verbracht, Kontakt zu Menschen zu suchen, die Göransson gekannt hatten. Er hatte sie in Abrisshäusern, Kneipen, Spelunken, Billardsalons und Obdachlosenasylen gefunden. Nicht alle waren willens gewesen, Informationen preiszugeben, aber viele.
Am Abend des Luciatags traf er auf einem Schleppkahn am Söder Mälarstrand eine junge Frau, die versprach, ihn am nächsten Abend mit Sune Björk bekannt zu machen, dem Mann, der Göransson mehrere Wochen bei sich beherbergt hatte. Der nächste Tag war ein Donnerstag, und Rönn, der in den letzten Nächten nur wenige Stunden Schlaf bekommen hatte, verbrachte den halben Tag damit, sich auszuschlafen. Um eins stand er auf und half seiner Frau beim Packen. Er hatte sie überredet, über Weihnachten zu seinen Eltern im nordschwedischen Arjeplog zu fahren, da er befürchtete, in diesem Jahr selbst kaum Zeit zum Feiern zu haben.
Nachdem er seine Frau zum Bahnhof gebracht und dem Zug hinterhergewinkt hatte, fuhr er wieder nach Hause und setzte sich mit Stift und Papier an den Küchentisch. Er legte Nordins Bericht und sein Notizbuch vor sich hin, setzte seine Brille auf und begann zu schreiben:
Müs Erik Göransson.
Geboren am 4.10.1929 in der finnischen Gemeinde, Stockholm. Eltern: Algot Erik Göransson, Elektriker, und Benita Rantanen. Die Eltern wurden 1933 geschieden, die Mutter zog nach Helsinki, und der Vater bekam das Sorgerecht für das Kind zugesprochen. G. wohnte bis 1943 bei seinem Vater in Sundbyberg. Sieben Jahre Schule, danach zweijährige Malerlehre. Zog 1947 nach Göteborg wo er als Malergehilfe arbeitete. Heiratete am 1.12.1948 in Göteborg Gudrun Maria Svensson. Durch Gerichtsbeschluss geschieden am 13.3.1949.
Von Juni 1949 bis März 1950 Jungmatrose auf den Schiffen der Reederei Sveabolaget. Ostseeschifffahrt. Zog im Sommer 1950 nach Stockholm. Arbeitete bei der Male firma Amandus Gustavsson, bis er im November 1930 wegen übermäßigen Alkoholkonsums während der Arbeitszeit entlassen wurde. Danach scheint es abwärts mit ihm gegangen zu sein. Er schlug sich als Gelegenheitsarbeiter durch, als Nachtportier, Fahrradkurier, Lastenträger, Lagerarbeiter und so weiter, bestritt seinen Lebensunterhalt aber ansonsten wahrscheinlich durch kleinere Diebstähle und andere Kleinkriminalität. Er wurde zwar nie als Verdächtiger einer Straftat verhaftet, jedoch mehrmals wegen Trunkenheit in Gewahrsam genommen. Zeitweise nahm er den Mädchennamen seiner Mutter, Rantanen, an. Der Vater starb 1958, und zwischen 1938 und 1964 lebte er in dessen Wohnung in Sundbyberg 1964 wurde ihm die Wohnung gekündigt, weil er drei Monate nacheinander seine Miete nicht bezahlt hatte. G. scheint irgendwann 1964 begonnen zu haben, Drogen zu nehmen. Von diesem Jahr an bis zu seinem Tod war er ohne festen Wohnsitz. Im Januar 1963 zog er mit Gurli Löfgren zusammen, Skeppar Karls gränd3, und wohnte dort mit ihr bis zum Frühjahr 1966. Weder Löfgren noch er hatten in dieser Zeit eine feste Arbeit. Löfgren war bei der Sitte registriert, kann aber angesichts ihres Alters und Aussehens in diesem Zeitraum nicht viel Geld mit Prostitution verdient haben. Auch Löfgren war rauschgiftsüchtig.
Gurli Löfgren starb 47Jahre alt am 1. Weihnachtstag 1966 an Krebs. Anfang März 1961 lernte er Magdalena Rosen kennen (die blonde Malin) und wohnte bis zum 28. 8. 1964 bei ihr im Haus Arbetargatan 3. Von Anfang September bis Mitte Oktober dieses Jahres hatte er eine Übernachtungsmöglichkeit bei Sune Björk. In den Monaten Oktober/November wurde er im Krankenhaus Sankt Göran 2-mal wegen einer Geschlechtskrankheit behandelt (Gonorrhö). Die Mutter hat wieder geheiratet, ist seit 1941 wohnhaft in Helsinki und wurde brieflich vom Ableben
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