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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Günther sicher gewichtiger an als Käsblatt.
    »Der Holländer war total von der Roll’«, erzählte Günther. »Ich hab’ zuerst gedacht, der macht uns hier in der Bude schlapp.«
    »Warum ist er überhaupt hierher gekommen?«, wollte Uli wissen.
    »Ganz einfach, weil bei uns Licht gebrannt hat und ich gesagt hab’, dat sie ihn hier reinbringen können.«
    »Wer hat ihn gebracht?«
    »Die Feuerwehr, dat ging ja drunter und drüber. Die kamen von überall her, von beiden Seiten, und haben Pumpen und Kram auf die Boote verladen, dat liegt jetzt alles da unten aufm Grund.« Günther deutete durch das dunkle Fenster in Richtung Mosel und griff nach seinem Schnapsglas.
    »Hat er gesagt, wie der Unfall passiert ist?«, hakte Uli nach.
    Günther schüttelte sich und stellte das leere Glas ab.
    »Nee, dazu war der geistig gar riet in der Lage. Der war total von der Roll.«
    »Du hast mir doch erzählt, er hätte was vor sich hin gefaselt«, beteiligte sich Rob wieder am Gespräch.
    »Der hatte zuerst den Kopp hier aufm Tisch liegen und gebrabbelt, so fertig war er«, entgegnete Günther.
    »Haben Sie etwas verstanden?«, Uli war gespannt, wirkte nach außen aber weiterhin locker, so als nehme er seinen Gesprächspartner wichtig, messe aber seinen Ausführungen keine größere Bedeutung bei.
    »Dat war kaum zu verstehen, obwohl er Deutsch gesprochen hat.« Günther machte eine Pause. So unwichtig konnte es nicht sein, was er Rob erzählt hatte, sonst wäre der Chefredakteur nicht höchstpersönlich hier erschienen. Der konnte ein so gelangweiltes Gesicht machen, wie er wollte. Günther ließ sich davon nicht täuschen. Die waren ganz heiß darauf, dass er wiederholte, was der Käskopp gesagt hatte.
    »Was haben Sie denn verstanden?« Uli verlor langsam seine Gelassenheit.
    » Und wenn der Käskopp nachher sagt, er hätt’ das nicht gesagt, ich hätt’ mich verhört oder wollte ihm was anhängen?« Günther schenkte sich einen Schnaps nach und ebenso bei Uli und Rob.
    »Wer?«, fragte Uli.
    »Ihr schreibt doch bestimmt, was ich sage, und der Holländer sagt, das stimmt nicht, dann krieg’ ich ein Verfahren an den Hals wegen Verleumdung oder so.«
    Uli versuchte, ihn zu beschwichtigen: »Wir recherchieren erst mal, Tatsachen liegen ja schon genug auf dem Grund der Mosel. Jetzt wollen wir mehr erfahren. Sagen Sie uns, was Sie von seinem Gebrabbel verstanden haben, und ich verspreche, dass ich Sie nicht in Zusammenhang damit bringe. Die Presse genießt Informantenschutz, auch die Polizei kann da nichts machen.«
    »Ist ja auch egal, ich sag’s euch, irgendwas ist da faul gewesen.« Es klapperte. Dem Mann vom oberen Bett war die Fernbedienung aus der Hand gefallen. Günther stand schwerfällig auf, bückte sich nach dem Gerät, schaltete den Fernseher aus und setzte sich wieder an den Tisch.
    »Das ist jeden Abend dasselbe, der pennt ein und lässt das Ding aus dem Bett fallen.«
    Günther knallte die Fernbedienung auf den Tisch. Sie war rundum mit Isolierband umwickelt.
    Uli und Rob sahen ihn schweigend an.
    »Ach so«, Günther kratzte sich die braun gebrannte Schulter.
    »Also, der hat hier so gehangen.« Günther senkte den Kopf auf seine Unterarme. Wieder legte er eine Pause ein. Uli befürchtete, dass er gleich einschlafen werde.
    Günther stöhnte, er hatte einen Hang zum Theatralischen: »Die saufen ab, wenn sie keiner rausholt …«
    Er kam wieder hoch und ergriff sein Schnapsglas.
    »Was soll das bedeuten?«, Uli sah auf das Fenster, von dem aus die angestrahlte Baustelle zu erkennen war.
    »Da sind noch welche drin gewesen, was sonst«, erklärte Günther.
    »Die Rohre saufen ab, die Populis hatte Rohre geladen«, versuchte Rob eine Erklärung.
    »Nee, der legt doch riet hier den Kopp auf den Tisch und klagt, dat die blöden Rohre absaufen!«, entrüstete sich Günther. »Da is wat faul, das sag’ ich euch.«
    »Was sagt die Polizei dazu?«, erkundigte sich Uli.
    »Wozu?«
    »Zu dem von eben, zu dem Gebrabbel von dem Holländer, dass die absaufen«, versuchte Rob dem Arbeiter auf die Sprünge zu helfen.
    »Nix, denen hab’ ich nix gesagt, werd’ ich auch riet sagen. Nachher muss ich vor Gericht und dann steht sowieso Aussage gegen Aussage. Wer weiß, wie lang’ das dauert, bis zum Prozess, und ich hab’ längst woanders eine neue Baustelle. In ein paar Monaten sind wir hier weg. Nee, da halt’ ich mich lieber raus.« Günther schüttelte den Kopf.
    *
    Johan wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis

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