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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Dämmerlicht erkannte er den über den Marktplatz herantappenden Jo.
    »Und, hast du die Leute abgefüllt?«, rief er ihm entgegen.
    »Das könnte ich dich auch fragen, stehst hier draußen und lässt die Gäste allein, um einsame Rauchopferriten zu vollziehen.«
    »In einem Fachwerkhaus sollte nicht geraucht werden!«
    »Es sollte überhaupt nirgends geraucht werden!«, stellte Jo fest.
    »Du tauchst doch noch?«, wechselte Uli das Thema.
    »Ich habe noch nie geraucht!«
    »Ich meine, du hast doch bestimmt noch deine Taucherausrüstung?«, fragte Uli.
    »Ach so, ja, warum fragst du?«
    »Und die ist in Ordnung, genug Sauerstoff in den Flaschen und so?«, wollte Uli wissen.
    »Nur Luft, hundsgewöhnliche Luft.«
    Uli nickte: »Wie in meinen Autoreifen!«
    »Mhm, nur mit etwas mehr Druck.«
    »Das ist gut, gehen wir rein«, Uli fröstelte es offensichtlich.
    »Trinken wir was, da redet es sich leichter. Ich hab’ den Palliener Augenscheiner schon kalt gestellt!«
    »Acht Grad Celsius wären recht.«
    Drinnen war, nach dem Geräuschpegel zu urteilen, die Stimmung bestens. Elfie stand hinter der Theke und Britta war mit einem vollen Tablett zu den Tischen unterwegs, die – wie immer – alle besetzt waren. An der Theke standen und saßen die Gäste in zwei Reihen.
    Während Jo Elfie begrüßte, schnappte sich Uli zwei Weingläser und dirigierte Jo ins Büro der Redaktion. Dort flimmerte auf einem Bildschirm abwechselnd Käsblatt und POPULIS NIMMT GEHEIMNIS MIT AUF DEN GRUND.
    Uli zog den Korken aus der Flasche, setzte sich zu seinem Freund an einen Schreibtisch und schenkte ihm eine Kostprobe ein. Der prüfte den Wein laut gurgelnd und gab Uli nickend zu verstehen, dass der Augenscheiner in einwandfreiem Zustand sei.
    »Sind deine Geschmacksnerven für heute Abend nicht schon überstrapaziert?«, fragte Uli.
    »Du wirst lachen, ein Dutzend verschiedener Weine durcheinander zu trinken ist nicht mein Fall. Ich hab’ bei der Weinprobe nur zwei Gläschen getrunken. Wie sagte doch ein Kenner? Das Leben ist zu kurz für schlechten Wein. Außerdem hab’ ich mich schon die ganze Zeit auf den hier gefreut.« Jo hob sein Glas gegen das Licht einer Schreibtischlampe, nickte zustimmend zu der Farbe des Weins, lehnte sich zurück und nippte genießerisch. »Wen soll ich dafür umbringen?«
    »Da liegst du gar nicht mal so falsch!« Uli lächelte. »Aber das Umbringen hat womöglich schon jemand anderes erledigt.«
    »Erklär’ mir das genauer.«
    »Ich vermute, dass die von der Populis «, Uli deutete auf den Bildschirm, »im wahrsten Sinne des Wortes eine Leiche im Keller haben.«
    Er erzählte ihm, was während der Rettungsaktion in der Baubude geschehen war.
    »Und da soll …«, Jo war überrascht.
    »Du bist doch Hobbyarchäologe!«
    »Ich interessiere mich auch hin und wieder für Gräber, aber die müssen antik sein.«
    Uli breitete eine Karte auf dem Schreibtisch aus. »Das hier ist die Mehringer Brücke, da liegt die Populis, und von hier aus«, er deutete auf einen Punkt hinter einer Biegung flussabwärts, »könnten wir die Aktion starten. Um das Schiff ist eine Ölsperre gezogen.« Uli legte ein Foto auf die Karte, das Rob am Nachmittag aufgenommen hatte. »Da musst du drunter durchtauchen.«
    »Und was ist mit dem Boot da?« Jo tippte mit dem Finger auf das Foto.
    »Das ist vom Wasser- und Schifffahrtsamt. Da wird wohl einer drauf sein, aber die Ölgefahr scheint gebannt. Entweder der pennt oder – wenn wir Glück haben – ist das Boot wieder abgezogen bis wir kommen.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich das mache? Ich bin wirklich neugierig, aber auf den Anblick von Wasserleichen kann ich weiß Gott verzichten. Außerdem bin ich im Staatsdienst und will nicht unnötig meine Karriere …«
    »Du bist doch Kommissar«, unterbrach ihn Uli.
    »Kommissar für Reblausbekämpfung, wohlgemerkt, aus den Viechern haben sich bisher noch keine Mutanten entwickelt, die sich in die Mosel zurückgezogen haben.«
    »Du bist doch ein bekannter Hobbyarchäologe und bist spätestens seit der Entdeckung des größten Goldfundes, der jemals nördlich der Alpen …«
    »Römischen Goldfundes«, verbesserte ihn Jo, »der mich dennoch hat ein armer Mann bleiben lassen, weil ich um meinen verdienten Finderlohn geprellt wurde.«
    »Das bist du, aber in Mehring gibt’s doch auch eine Römervilla und da könnte es doch sein, dass es in der Mosel …«
    »Darauf willst du hinaus? Wenn ich erwischt werde, soll ich behaupten, ich wäre auf

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