Endstation Mosel
Kaffee?«
»Danke, nein, ich möchte heute Nacht noch ein paar Stunden schlafen.«
Grabbe kam zurück und reichte Stiermann einen Becher.
»Herr Oberstaatsanwalt, einen …«
Roth winkte mürrisch ab: »Kein Ober.«
Grabbe setzte sich beleidigt, zwischen Monika und sich einen Stuhl frei lassend.
Die zischte rüber: »Aber du wärst ein guter Ober …«
»Herr Hauptkommissar Bock, wenn Sie bitte so freundlich wären und uns briefen würden«, erteilte Stiermann Walde das Wort.
»Die Aktenlage ist ziemlich dünn. Vor noch nicht einer Stunde ging im Präsidium ein Anruf ein, in dem mitgeteilt wurde, dass sich im Laderaum der bei Mehring gesunkenen Populis ein Container mit vier Leichen befinden soll.«
»Wer hat angerufen?«
»Der Herausgeber des Käsblatt.«
»Und der hat die Leichen selbst entdeckt?«, kam es spitz vom Staatsanwalt.
Niemand am Tisch verzog eine Miene.
»Nein, er hat eine Quelle aus erster Hand«, antwortete Walde ruhig.
»Und wer ist das?«
»Dieser Mann beruft sich auf das Recht der Presse auf Informantenschutz.«
»Und wir sind wegen eines anonymen Anrufs hier mitten in der Nacht versammelt?«
»Der Anruf war nicht anonym, er wurde zurückverfolgt.«
»Seit wann wird wegen eines anonymen Anrufs, der bei einem Revolverblättchen eingeht, mitten in der Nacht solch ein Aufhebens gemacht?«
»Ich nehme diesen Anruf ernst«, antwortete Walde.
»Nun sind wir schon mal hier«, versuchte Stiermann die Wogen zu glätten. »Herr Bock, was schlagen Sie vor, wie wir auf diese, ich sage mal, Story, reagieren sollen?«
»Ich habe veranlasst, dass die Populis augenblicklich von unserer Schupo und der Wasserschutzpolizei abgeriegelt wird. Der Anrufer hat mitgeteilt, dass Grund zu der Annahme besteht, jemand könnte sich an dem Wrack zu schaffen machen.«
»Hat er das?« Der Staatsanwalt schaute kurz von seinem Notizblock auf.
»So haben der wachhabende Kollege und ich es verstanden. Sie können gern in der Zentrale den Mitschnitt des Gesprächs anhören.«
Walde nahm seinen Becher und trank einen Schluck. Er stellte ihn zurück und bemerkte, dass der Tisch bereits mit Pappbechern und Aschenbechern übersät war.
Der Staatsanwalt schrieb eifrig. Walde fragte sich, wie er die Sache weiter vorantreiben sollte. Stiermann verhielt sich, wie immer, bedeckt. Beim Spiel ›Schwarzer Peter‹ war er sehr geschickt. Walde nahm wieder seinen Becher in die Hand und schaute zum Präsidenten.
»Ja, und weiter?« Stiermann wurde unruhig.
»Wir gucken nach und dann wissen wir, ob es stimmt.«
»Und wenn da nichts ist?«
Walde zuckte die Schultern.
»Wer bezahlt das? Das ist unter Wasser. Da können wir nicht einfach reinspazieren. Da brauchen wir Taucher, Spezialisten, das ist mit nicht unerheblichem Aufwand verbunden«, der Staatsanwalt pochte mit dem Stift auf seinen Block.
Walde nickte.
»Dann können wir diesen Herrn«, Staatsanwalt Roth blätterte in seinen Aufzeichnungen, »diesen Herrn vom Käsblatt belangen, wegen Irreführung der Behörden. Dann kann der das bezahlen.«
»Soviel ich verstanden habe, hat er uns lediglich die Information gegeben, dass er von einem, wie er es nennt, Informanten darüber in Kenntnis gesetzt wurde, dass sich unter Deck der Populis ein Container mit vier Leichen befinden soll.« Walde faltete die vor ihm liegende Karte zusammen.
»Gut, blasen wir die Sache ab und gehen wieder schlafen!«
Stiermann wurde allmählich klar, dass er die Verantwortung nicht so einfach auf andere abwälzen konnte. »Ist doch nicht das erste Mal, dass wir Taucher einsetzen. Wir arbeiten häufig mit der Feuerwehr oder dem THW zusammen. Das ist doch keine große Sache.«
»Die Geschichte gefällt mir zwar ganz und gar nicht«, sagte der Staatsanwalt, »aber machen Sie mal!«
Walde stand auf und ging zu einem Flipchart hinter Stiermanns Stuhl. Er zeichnete die Lage des Wracks der Populis im Verhältnis zu Brückenpfeiler und Ufer ein.
»Hier liegt ein Boot des Wasser- und Schifffahrtsamtes; eine Ölsperre geht rund um das Wrack. Der besagte Container befindet sich etwa hier vor dem Steuerhaus. Da drüber ist der Frachtraum offen, sodass die Taucher direkt zum Zielobjekt gelangen können. Ich denke, bis wir alles zusammen haben, ist es schon hell. Wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen. Im Fall, dass die Taucher fündig werden, muss eine Spurensicherung vor Ort vorgenommen werden. Die wird sich in der Hauptsache auf Fotos beschränken. Dann muss der Container gehoben und an Land
Weitere Kostenlose Bücher