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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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gebracht werden.«
    »Sie kennen sich ja bestens aus!« Stiermann nickte anerkennend.
    »Ich lese ab und zu auch mal die Extraausgabe von sogenannten Revolverblättern.« Walde blickte zu Roth. Der Staatsanwalt verstaute seinen Notizblock in der großen Aktentasche und stellte sich dabei taub.
    *
    Das durfte doch nicht wahr sein. Es begann bereits zu dämmern, und der Kerl war immer noch nicht zurück. Wo blieb dieser Idiot, dieser Lümmel, dieser Winzerheini? Hatte wohl zu viel Spritzmittel im Blut. War der geborene Sohn. Zukünftiger Erbe von 100.000 Weinstöcken. Wenn ihm das nicht reichte, konnte er ja noch 50.000 dazuheiraten, falls er die richtige Winzertochter fand. Wahrscheinlich wohnte er ihr gerade bei, während Stadler auf dem Boot am Rand der Verzweiflung war. Hier funktionierte aber auch rein gar nichts. Weder Funk noch Radio gaben einen Laut von sich. Stadler schaute auf das schnell fließende Wasser. Nein, er würde auf keinen Fall schwimmen.
    Am Ufer erschienen zwei Polizeiwagen mit Blaulicht. Sie blieben im Abstand von etwa hundert Metern stehen. Leute stiegen aus, nahmen Gegenstände aus den Kofferräumen. Stadler stöhnte. Bald blinkte es unweit der Fahrzeuge grellgelb auf. Auch das noch! Sie sperrten die Straße ab!
    *
    Der junge Mann vom THW war, wie er es Stadler versprochen hatte, nach dreißig Minuten zurück auf dem Beiboot gewesen, aber der Motor ließ sich nicht mehr starten. Er hatte alle Tricks, die er kannte, angewendet, das Ding sprang einfach nicht an. Den Arm hatte er sich fast abgerissen an dem verflixten Seilzug. Dann war er mit dem Auto den großen Umweg auf die andere Moselseite gefahren, hatte aber vom Ufer aus keine Verbindung zu dem schlafenden Stadler aufnehmen können. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu Hause für ein paar Stunden hinzuhauen. Stadler auf dem Boot würde wohl nicht so schnell aufwachen. Stunden später wurde er an der Straßensperre der Polizei aufgehalten. Erst nachdem er seinen Dienstausweis vorgezeigt hatte, wurde er durchgelassen und musste tatenlos vom Ufer aus zusehen, wie ein stinkwütender Stadler vom Boot der Wasserschutzpolizei von seiner schwimmenden Insel befreit wurde.
    *
    Stiermann begleitete den Staatsanwalt hinaus. Walde schob die Kaffeebecher zur Seite. Alle im Raum Verbliebenen rückten näher zusammen.
    »Da ist die Havariestelle, nahe am rechten Moselufer. Dahin gelangen wir an Riol vorbei über diesen Weg. Er ist hier als Radweg eingezeichnet. Unsere Schupo hat das Moselufer und die Wasserschutzpolizei das Gewässer rund um das Wrack abgesperrt.« Walde blickte auf, als Stiermann zur Tür hereinkam.
    »Lassen Sie sich nicht stören, Herr Bock!«, der Polizeipräsident nahm Platz.
    »Die Feuerwehr wird uns Taucher zur Verfügung stellen, die erst einmal nachsehen sollen, ob sich tatsächlich ein Container mit Toten …« Walde blickte in die Runde. Alle schienen ihm konzentriert zuzuhören. »Werden sie fündig, schlage ich vor, folgendermaßen vorzugehen. Der Container wird außen und innen fotografiert, dann gehoben und erst über Wasser erkennungsdienstlich gecheckt.«
    »Dagegen hat die Spurensicherung bestimmt nichts einzuwenden«, meinte Monika. »Wegen der Unterwasserfotos können wir uns mit der Feuerwehr und der Wasserschutzpolizei verständigen. Die haben sicherlich eine Lösung parat.«
    »Wer kümmert sich um die Feuerwehr?«, fragte Walde.
    »Ich mach’ das«, Monika nickte.
    »Falls der Container gehoben werden soll, ist ein Kran nötig. Geht das vom Ufer aus?«, fragte Grabbe.
    »So viel ich weiß, liegt ein Schwimmkran an der Baustelle. Mit dem wurde bereits versucht, das Schiff zu entladen, bevor die Populis gesunken ist.«
    »Da würden wir doch am besten das ganze Schiff heben« gab Grabbe zu bedenken.
    »Oder die Mosel ablassen«, murmelte Monika und verdrehte die Augen.
    *
    Im Hof des Polizeipräsidiums war Walde in Harrys Wagen gestiegen, der bereits mit rotierendem Blaulicht auf dem Dach nervös Zwischengas gab. Im letzten Moment, bevor Harry mit ausgeschalteter Traktionskontrolle seine Reifenspuren in den Asphalt radierte, riss Grabbe eine Tür im Fond auf und hechtete linkisch auf den Sitz. Er streckte die Hand aus, doch der Türgriff kam ihm bereits entgegen geflogen. Harry schoss aus dem Gelände des Präsidiums.
    »Was war denn in den Roth gefahren, hat sich ja so angehört, als würde er, um Kohle zu sparen, am liebsten gar nicht erst auf dem Boot nachsehen«, rief Harry über das laute

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