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Endstation Mosel

Endstation Mosel

Titel: Endstation Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Schwimmkräne nötig. Einer liegt hier vor Ort, ein zweiter ist zur Zeit im Duisburger Hafen. Der braucht bis hierher mehrere Tage. Das heißt, der Container muss rausgeholt und am Ufer untersucht werden. Das machen wir aber nicht im Blitzlichtgewitter.« Walde deutete ans Ufer, wo eine ganze Batterie Kameras mit teils kanonenrohrdicken Objektiven auf die Mosel gerichtet war. »Für eine Räumung des Ufers scheint es zu spät zu sein.«
    Harry nickte: »Wir brauchen einen Tieflader und ein Zelt, in dem unsere Leute in Ruhe arbeiten können … Und ein paar Leichenwagen, um die Toten in die Pathologie zu bringen. Was machen wir mit den beiden Holländern?«
    »Die sollen warten, bis wir hier fertig sind.«
    »Und mit der Presse?«, fragte Monika.
    »Sag’ Ihnen alles, was wir zur Zeit wissen und als nächstes vorhaben. Es sei denn«, schränkte er ein, »die immer noch nicht anwesende Staatsanwaltschaft denkt anders darüber. Wir haben nichts zu verbergen.« Beim letzten Wort dachte Walde an Jo. Er würde sich, sobald er eine ruhige Minute hatte, danach erkundigen, wie es ihm ging.
    *
    Erst am Nachmittag war alles soweit, dass der Container gehoben werden konnte. Presseleute hatten auf breiter Phalanx die erste Reihe am Ufer eingenommen und ihre Kameras mit Schirmen und Planen gegen den Regen geschützt. Dahinter waren die Gaffer bis hoch in die Hänge der Weinberge versammelt. Vom Ufer beobachtete Walde, wie an den Drahtseilen des Schwimmkrans ganz langsam ein riesiger metallener Sarg aus dem Wasser auftauchte. Die Taucher hatten die Seile nicht gleichmäßig anbringen können. Der Container hatte Schlagseite. Als der Kran die nach unten hängende Seite über die Oberfläche der Mosel gewuchtet hatte, ergoss sich daraus ein gewaltiger Schwall Wasser.
    Das also war der Grund, warum der Container nicht beim raschen Untergang der Populis mit der Wucht seines gewaltigen Auftriebs durch die Abdeckung des Laderaums katapultiert worden war. Das wurde Walde jetzt klar. Durch diese Öffnung konnte das Wasser den Container fluten, bevor der Auftrieb die Menschen darin hätte retten können.
    »Sag’ den Leuten da Bescheid«, Walde wies auf ein Schlauchboot, von dem aus Feuerwehrleute die Bergung des Containers beobachteten, »sie sollen nachsehen, ob etwas rausgespült wird. Mist, daran hätte ich denken sollen«, fluchte Walde, während Harry versuchte, zu den Feuerwehrleuten Kontakt aufzunehmen. Als sie ihr Boot zu der von Walde gewünschten Stelle in Bewegung setzten, war der größte Teil bereits herausgeflossen. Dennoch registrierte Walde, dass einer der Männer mit den orangefarbenen Schwimmwesten etwas aus dem Wasser fischte. Als es nur noch tröpfelte, beorderte Harry die Feuerwehrleute, ein Stück flussabwärts zu fahren, um eventuell noch ein weiteres auf dem Wasser treibendes Objekt, das aus dem Container gespült worden war, zu bergen.
    Der Schwimmkran bewegte sich langsam auf das Ufer zu. Die Objektive folgten seiner Fahrt. Walde und Harry kletterten vom Tieflader, auf den der Container nun manövriert wurde.
    Walde besah sich die vergitterte Öffnung auf der Rückseite, durch die das Wasser ausgetreten war. Als er näher herantrat, erkannte er in dem zuvor dunkel erschienenen Gitterfenster die Kontur eines Körpers – oder waren es mehrere, die von der Wucht des Wassers gegen das Gitter gepresst worden waren? Walde riss sich die nasse Jacke herunter und hielt sie davor, wohl wissend, dass die gierigen Teleobjektive in seinem Rücken lauerten.
    Zwei Polizisten hatten die Situation am schnellsten erfasst und brachten eine große Plane, die sie über das Dach schoben.
    Vor den Türen des Containers wurde vom Technischen Hilfswerk eine Art Vorzelt aufgeschlagen. Währenddessen mussten ein paar allzu neugierige Fotografen abgedrängt werden. Erst als sichergestellt war, dass kein Unbefugter einen Blick erhaschen konnte, ging Walde ans Werk. Ein Kollege von der Spurensicherung öffnete die Ladeklappen und übergab ihm Stiefel und einen dünnen weißen Overall. Walde wollte zunächst allein gelassen werden. Als er den Papieranzug und die Stiefel übergezogen hatte, atmete er tief durch und betrat den glitschigen Boden des Containers, auf dem nur sein langer Schatten zu sehen war.
    *
    Jo hatte seine Sekretärin benachrichtigt, dass er vor Dienstantritt zum Zahnarzt müsse und war dann zwei Busse später als sonst in die Stadt gefahren. Bevor er das Haus verließ, hatte er noch im Brockhaus sein Wissen über die Medusa

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