Endstation Mosel
hätten ganze Arbeit geleistet, aber …«
»Die Sache ist nach hinten losgegangen«, beendete sie den Satz. »Erst vermasseln sie die Tauchaktion an der Populis und dann das.«
»Ich hab’ sie in Metz gelassen und ihnen gesagt, ich hole sie nicht ab, bevor sie vier Typen aufgetrieben haben.«
»Wir brauchen doch nur drei?«, fragte sie.
Hemp nickte: »Weiß ich, aber wir müssen auf Nummer sicher gehen. Der Doktor in Nancy hat kalte Füße bekommen, die Tests müssen hier in Deutschland gemacht werden.«
»Was ist, wenn einer HIV-positiv ist, Hepatitis oder sonst was hat?«
Hemp zuckte mit den Schultern.
Madame Goedert blieb hartnäckig: »Wir haben noch nie jemanden zu Professor Sieblich vermittelt, der nicht als Spender in Frage kam.«
»Darum kümmere ich mich.« Hemp sagte dies in dem trockenen Ton, den Madame Goedert kannte. In seinen Worten schwang soviel Überzeugung mit, dass sie keine weiteren Fragen mehr stellte.
»Danach ist Schluss, die Sache wird zu heiß«, murmelte sie.
*
Auf der Rückfahrt war die Straße weitgehend trocken. Harry, der zu Waldes Verwunderung den Wagen ebenso langsam wie auf der Hinfahrt steuerte, berichtete, was er in der Klinikverwaltung erfahren hatte: »Der bei der Yacht von Madame Goedert beobachtete Wagen wird ausschließlich von Prof. Sieblich genutzt.«
»Wer ist das?«, fragte Walde.
»Prof. Dr. Eberhard M. Sieblich ist Chefarzt der Abteilung Chirurgie …«
»Auch Schönheitsoperationen für ältere Damen?«, unterbrach ihn Walde.
»Nein, sein Spezialgebiet ist die Transplantation von Nieren. Er soll auf diesem Gebiet eine weltweit anerkannte Kapazität sein und lange Jahre in Kalkutta, Dubai und den Staaten gearbeitet haben.«
»Wie hast du es angestellt, dass du so schnell diese Auskünfte kriegen konntest?«
»Ich habe der Frau in der Verwaltung erzählt, dass der Wagen angezeigt worden wäre, weil er bei Rot über die Ampel gefahren sei und dabei einen Fußgänger gefährdet habe. Falls es sich um den Wagen eines Arztes handele, der in einem dringenden Fall unterwegs war, könne vielleicht von einer Anzeige abgesehen werden.«
»Und da hat sie dir bereitwillig Auskunft gegeben?«, staunte Walde.
»Hier in der Eifel gilt das Wort eines Polizisten noch, da kommt man nicht auf dumme Gedanken.«
»Und was hast du an den Taufbecken gemacht?«
»An welchen Taufbecken?«
»An diesen Nikotintonnen vor dem Eingang«, präzisierte Walde.
»Ein Gespräch unter Eifelern, natürlich in Platt. Über das Wetter und dass es hier noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf für die Raucher gibt.«
»Sehr interessant«, rutschte es Walde heraus.
»Du hast gefragt«, bemerkte Harry spitz und schaltete den Tempomat auf 100 Stundenkilometer. »Mein Eifeler Landsmann erzählte, die da oben, in dem Haus auf dem Hügel …«
»Dem Gästehaus«, unterbrach ihn Walde.
Harry nickte: »Die hätten eine eigene Küche und dürften auch im Gebäude rauchen. Die lebten wie in einem Luxushotel. Manche kämen im Helikopter angereist.«
»Ich dachte, das Gästehaus hätte mit dem Kloster zu tun«, sagte Walde.
»Keine Ahnung, ich hab’ nur wiederholt, was mir erzählt wurde.«
Sie kamen noch rechtzeitig zur Besprechung, die auf siebzehn Uhr terminiert war, zurück zum Präsidium.
Die Identität der fünf Opfer war von den französischen Behörden anhand der von Trier übermittelten Fotos der Leichen geklärt worden.
Gabi übersetzte das knappe Fax: »Es handelt sich bei den Toten ausschließlich um Asylanten aus dem afrikanischen Togo. Die drei Männer heißen Hounkali Edoh, Nutsukpi Lebo, Agbelé Erastus und die beiden Frauen Viola Benjamin und Gnassingbé Koffu. Sobald neue Ergebnisse vorliegen, werden wir Sie informieren.«
Für einen Moment herrschte Schweigen am Tisch.
Als Harry von Professor Sieblich berichtete, notierte sich Grabbe den Namen und versprach, den Mann auf Herz und Nieren zu prüfen. Da sich auch bei den anderen im Laufe des Tages wenig ergeben hatte, verschwand Grabbe gleich darauf.
Es dauerte nur wenige Minuten, in denen Gabi von der Sitte vortrug, dass sie bisher keine Hinweise auf eine Verbindung des Falls Populis zum Rotlichtmilieu gefunden habe, bis Grabbe wieder zur Tür hereinkam. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er etwas Interessantes entdeckt hatte.
Er räusperte sich: »Dieser Sieblich heißt nur Eberhard mit Vornamen. Das,M.’ gibt es nicht.«
»Gibt es vielleicht zwei Dr. Sieblich?«, fragte Walde.
»Das können wir
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