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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Strobl
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an und hörte dazu »Ich bin die Sehnsucht in dir« von den Toten Hosen.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr und wurde wieder hektisch. Sah meine Mails durch. Die beiden Bekannten, die ich zum Thema Sehnsucht interviewen wollte, hatten mir geantwortet: Sie waren einverstanden. Ich schlug ihnen Termine vor. Die Wissenschaftlerin, die zu Sehnsucht forschte, war bereit, sich von mir in einem Leitungsgespräch befragen zu lassen. Na bitte, geht doch. Ich gab ihre Terminvorschläge an die Disponentin im Sender weiter mit der Bitte, mir eine Leitung nach Zürich zu organisieren. Mailte die CD -Liste an die Kollegen im Schallarchiv.
    Dann überspielte ich meine Grimme-Aufnahmen auf den PC , brannte eine CD für Tina Gruber und eine für mich und hörte sie mir an. Beschloss, am nächsten Tag als Erstes die Frau vom Jugendamt anzurufen. Meines Wissens war ihr Urlaub rum.
    Ihr Mann habe eine Professur in Stanford, hatte Grimme behauptet. Und das Jahr in den USA gehe nun zu Ende. Dann, überlegte ich, konnte ihr Mann an Marcos Missbrauch nicht beteiligt gewesen sein. Sofern die Geschichte stimmte. Schließlich hatte mich die Lady nach Strich und Faden belogen. Ich rief »Stanford University« auf und googelte nach Professoren oder Gastprofessoren. Nach einer Viertelstunde gab ich auf. Das war mir alles viel zu unübersichtlich. Ich weiß noch nicht mal, wie deutsche Unis funktionieren, geschweige denn amerikanische. Rief also Tina Gruber auf dem Handy an.
    »Sag mal, wo steckt denn der Mann von der Grimme? Ist der schon aus Stanford zurück?«
    »Katja, ich darf dir keine Informationen über laufende Ermittlungen geben.«
    »Wo hab ich die Platte schon mal gehört? Also, ist er wieder da? Und was für ein Prof ist er? Was ist sein Fachgebiet?«
    »Kein Kommentar.«
    »Tina, du nervst.«
    »Ich weiß.«
    »Sag mir einfach nur, was er unterrichtet.«
    »Er ist Archäologe. Buddelt irgendwelche Tempel in Kambodscha aus.«
    »In Kambodscha?«
    »Ja, Angkor Wat.«
    »Scheiße.«
    »Wieso Scheiße?«
    »Isser da?«
    »Wo?«
    »In Köln!«
    »Ich darf dir das nicht sagen!«
    »Warum nicht? Hat er etwas zu verbergen?«
    »Nö, erst mal ist er der trauernde Witwer. Er ist gestern angekommen. Mit dem Flieger aus Phnom Penh.«
    »Wahnsinn.«
    »Katja, was meinst du ständig mit Scheiße und Wahnsinn?«
    »Weil er, laut Grimme, eine Professur in Stanford hat. Und das ist ganz woanders.«
    Schweigen in der Leitung.
    »Tina?«
    »Pass auf, falls es sich ergibt, frage ich ihn wegen Stanford. Aber er war zur Tatzeit definitiv nicht in Deutschland. Er ist kein Verdächtiger.«
    »Ach so, und …« Ich zögerte einen Moment, dann sagte ich es doch: »Könntest du beim Jugendamt einfach mal nachfragen, ob diese Tamara bei ihrer Mutter ist? Beziehungsweise am Leben ist? Mir würden sie vermutlich keine Auskunft geben.«
    »Dir sollen sie auch keine Auskunft geben.« Tina knurrte wie Rosa, wenn ich ihr Dose statt Gulasch vorsetze.
    »Machste?«
    »Nein. Ich hab sonst noch was zu tun.«
    Ich knallte den Hörer auf. Fuck you, Tina Gruber!
    Ich atmete dreimal tief ein und aus, dann rief ich Mary an. Bat sie, herauszufinden, ob sich ein Professor Grimme, Archäologe, in den letzten Monaten in Stanford hatte blicken lassen. Und wenn ja, wie lange. Und ob Stanford irgendetwas mit Ausgrabungen oder Restaurationen in Angkor Wat zu tun hatte. Sie versprach, sich sofort dranzusetzen und mir spätestens morgen früh Bescheid zu geben.
    Ich glaube nicht an Zufälle. Also googelte ich mich durch diverse Sites zu Angkor Wat und die diversen Restaurationsprogramme von den Japanern bis zum Apsara Conservation Project der Fachhochschule Köln. Aber auch hier fand ich keinen Professor Grimme. »Lass jetzt erst mal Mary machen«, sagte ich mir und wandte mich wieder meiner Sehnsuchtssendung zu. Konnte mich nicht konzentrieren. Es war schon spät, und ich musste noch etwas erledigen, bevor Stefan hier antanzte. Ich rief Hotte an.
    »Kann ich mal bei dir vorbeispringen?«
    »Ich bin hier, also bei der Hertha. Also, äh, bei der Nele …«
    »Super, dann komm doch bitte rüber.«
    »Jetzt gleich?«
    »Wenn’s geht, ja, gerne.«
    »Nur ich?«
    »Ja, nur du.«
    Ich holte ihm ein alkoholfreies Kölsch aus dem Kühlschrank und reichte ihm die Flasche. Dass Hotte kein Glas braucht, hatte ich inzwischen kapiert. Es lag mir auf der Zunge, zu fragen: Warum bist du nicht zu Hause, bei Chantal? Zum Glück beließ ich es dabei.
    »Die Chantal guckt sich deine DVD an«, sagte

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