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Endstation Nippes

Titel: Endstation Nippes
Autoren: Ingrid Strobl
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Zumindest keine schwere.«
    »Glück im Unglück.«
    »Wie man’s nimmt.« Ich erzählte ihr, was im Rucksack gewesen war.
    Sie stöhnte auf. »Dann wissen sie jetzt alles.«
    »Ja.«
    Das musste sie erst einmal verdauen. Wir schwiegen ein Ründchen. Dann sagte sie langsam: »Dann reiche ich jetzt eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Staatsanwalt Völcker ein.«
    »Kannst du die begründen?«
    »Ich denke, ja. Er hat uns in den Ermittlungen zum Grimme-Mord und in den Ermittlungen zum Mord an den beiden Kindern eindeutig behindert. Ich kann jetzt nachweisen, dass Tamara sich in der Grimme’schen Wohnung aufgehalten hat. Und das war, bevor Marco zu ihr gekommen ist. Er kann also beim besten Willen nicht auch noch Tamara umgebracht haben. Und das hätten wir herausfinden können, wenn Völcker uns nicht so massiv in eine bestimmte Richtung gedrängt und in allem anderen behindert hätte. Und wenn er den Fall nicht einfach für abgeschlossen erklärt hätte.« Sie trommelte mit den Fingern auf dem Tablett herum, bis es ins Schwanken geriet. Sie hielt es fest, nahm sich den Kirschkuchen, biss hinein und sagte mit vollem Mund: »Und außerdem steht jetzt mein Vorgesetzter voll hinter mir.«
    »Hilf mir mal hoch.«
    »Falls du eine rauchen willst: Ich habe den Auftrag deines ambulanten Betreuers, dir das zu verbieten.«
    »Da es sich bei Nikotin nicht um illegale Drogen handelt, könnt ihr mich kreuzweise«, verkündete ich, aber ein Stich, der aus meinem Hinterkopf nach vorn in die Stirn schoss, zwang mich erneut in die Rückenlage. Tina Gruber grinste zufrieden. Ich hasste sie. »Wo ist der überhaupt, mein ›ambulanter Betreuer‹? Warum betreut der mich nicht?«
    »Der hat einen wichtigen Termin mit einem Vergabearzt, ich hab den Namen vergessen. Da musste er unbedingt hin. Ich soll dir bestellen, er kommt, sobald er kann, wieder zurück. Und du sollst dich nicht aus dem Bett bewegen.«
    »Tina, die Arschlöcher wissen jetzt alles, was wir wissen. Ist dir das klar?«
    »Ja.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Neu nachdenken.«
    Dabei fiel mir ein, was mir Hannas Mann gesagt hatte. Ich erzählte es Tina und bat sie, herauszufinden, ob es irgendwelche van Maarsens in Bonn oder Köln oder sonst wo in Nordrhein-Westfalen gab. Und dann erinnerte ich mich plötzlich daran, dass sie gesagt hatte, ihr Vorgesetzter hätte Grimme vorgeladen. Mein Kopf tat zwar höllisch weh, aber er funktionierte wieder.
    »Er ist nicht da«, berichtete Tina. »Er hat einen Vortrag in Zürich, heute Abend. Das heißt, wir können ihn frühestens morgen irgendwann im Laufe des Tages vernehmen.«
    Damit war für mich klar, wann Hotte und ich unser Ding durchziehen würden. Wobei ich mich fragte, wie ich das mit meinem lädierten Kopf schaffen sollte.
    Kaum war Tina gegangen, rief ich Stefan an und sagte ihm, ich sei total fertig.
    »Du brauchst nicht zu kommen, Liebster, ich leg mich jetzt hin, und morgen melde ich mich, sobald ich wach bin.«
    »Aber pass auf dich auf, bitte! Ich treffe mich dann mit Martin, habe aber das Handy die ganze Zeit an. Ich lasse es auch über Nacht an, ich bin jederzeit erreichbar, ja?«
    Ich dankte ihm und hakte diesen Punkt auf meiner To-do-Liste erleichtert ab. Dann schleppte ich mich in die Merheimer und sagte Hotte, was Sache war. Er hatte schwere Bedenken wegen meines Zustands, sah aber schließlich ein, dass das vermutlich unsere einzige Chance war. Wir verabredeten uns für dreiundzwanzig Uhr vor der Post auf dem Wilhelmplatz. Dann erklärte er mir Schritt für Schritt, wie wir vorgehen würden. Ich kann nicht behaupten, dass mir leicht ums Herz wurde.
    Zu Hause fütterte ich Rosa und fuhr den Rechner herunter. Als ich den Schreibtischstuhl zurückschob, stieß ich auf einen Widerstand. Ich bückte mich – und da lag meine kleine externe Festplatte. Sie war mir offenbar aus dem Rucksack gerutscht. Oder ich hatte sie in der Aufregung daneben- anstatt hineingesteckt. Ich drückte sie an mich wie ein verlorenes Kind und klingelte bei Hertha.
    »Hertha, du musst mir ein Alibi geben für heute Abend bis, sagen wir mal, ein Uhr nachts. Da hast du das letzte Mal nach mir geguckt. Ich habe im Bett gelegen, wie schon die ganze Zeit vorher, und fest geschlafen. Wegen der Schlaftablette, die du mir gegeben hast. Oder so die Richtung, ja?«
    »Was hast du vor, Leichter?«
    »Ich mach mit dem Hotte ‘n Bruch.«
    »Du machst was?«
    Ich erzählte ihr kurz, was wir vorhatten. Und warum. Sie war ganz und gar nicht damit
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