Endstation Oxford
Ich bin verärgert, frustriert und fühle mich an der Nase herumgeführt.«
»Dann fahre ich.«
Craig stellte Sitz und Spiegel ein, wendete den Wagen und fuhr in Richtung Oxford. Kate bot lieber nicht an, ihn mithilfe der Karte zu lotsen, weil sie sonst wahrscheinlich in Birmingham gelandet wären.
»Wo mag er seine Bücher aufbewahrt haben, ehe er Estelle geheiratet hat? In seinem Cottage? Und warum brauchte er plötzlich so viel zusätzlichen Platz? Wir haben doch höchstens fünf Kästen gesehen, die jeweils zwölf bis fünfzehn Bücher enthalten.«
»Im Lager habe ich noch ein paar Kästen gesehen.«
»Glaubst du, das ist schon die ganze Sammlung?«
»Sieht fast so aus. Ich kann mir nicht denken, dass Peter den Rest über das ganze Land verteilt aufbewahrt.«
Sie schwiegen eine Weile, während Craig den Wagen sicher vom Zubringer in den dichten Verkehr der M40 steuerte.
»Stell dir einmal vor, du wüsstest, dass er Adelas Bücher hat, und du wolltest sie stehlen. Versetz dich in Austin, der findet, dass diese Bücher eigentlich ihm zustehen. Wo würdest du suchen?«, fragte Craig nach einiger Zeit.
»Zunächst einmal in Peters und Estelles Haus. Danach vermutlich in seinem Cottage. Vielleicht würde ich auch Estelles Büro einer näheren Inspektion unterziehen. Dort stehen Hunderte von Büchern in den Regalen – eigentlich ein ausgezeichneter Ort, um die von Adela dazwischen zu verstecken. Zumindest glaube ich, dass Austin so denken würde, zumal er davon ausging, dass Estelle in den Deal eingeweiht war.«
Für eine Weile hingen beide ihren Gedanken nach.
»Was hältst du von Cathy Hume?«, fragte Kate dann.
»Sie ist eine merkwürdige Frau. Da hat sie ihrem ungeliebten Ehemann den Laufpass gegeben und sich einen wirklich netten Typen wie Charley Hisper als Ersatz gesucht – warum also betrinkt sie sich am helllichten Tag und schiebt ihre Kinder zu den Großeltern ab?«
»Und warum mag sie Peter Hume ebenso wenig leiden wie seinen Bruder?«
Craig suchte einen Parkplatz, legte die Karte auf seine Knie und studierte sie aufmerksam. »Das
Haus von Estelles Eltern ist nur etwa fünfzehn Kilometer entfernt. Sollen wir auf dem Rückweg kurz dort vorbeischauen?«
»Glaubst du, dass wir von ihnen nützliche Hinweise bekommen könnten?«
»Wer weiß. Aber es ist doch immerhin möglich, dass Esmée Livingstone mehr weiß als wir.«
»Bis wir dort sind, bereitet sie bestimmt gerade das Mittagessen vor. Sollten wir nicht erst nach einem Pub suchen und selbst etwas essen?«
»Gute Idee.« Craig warf einen weiteren Blick auf die Karte. »Wir müssen nur einen knappen Kilometer geradeaus fahren und dann rechts abbiegen«, sagte er.
Sie fanden einen Pub genau auf halber Strecke zwischen Cathys Haus und Peters Cottage. Er hieß The Plough, und man servierte dort sehr schmackhafte Hühnchenpastete mit Pommes Frites. Außerihnen saß noch etwa ein halbes Dutzend Leute im Gastraum, doch sie kannten niemanden davon.
28
»Hier muss es sein«, sagte Craig.
»Richtig«, erwiderte Kate, die das Dorf wiedererkannte. »Zum Haus der Livingstones muss man nur an der Kirche vorbei geradeaus fahren.«
Zum ersten Mal sah Kate das Haus ohne störendes Festzelt und drängende Menschenmenge. Es war aus hellem Backstein gebaut und hatte ein Ziegeldach mit Mansardenfenstern. Tür und Fensterrahmen waren hell gestrichen, und am Haus rankten Pflanzen empor, die in ein bis zwei Monaten austreiben und mit ihrem frischen Grün einen netten Kontrast zu dem Backstein bilden würden. Der Garten mit seinem samtweichen Rasen, den ordentlich beschnittenen Büschen und hübsch geformten Bäumen sah aus, als ob er seit Jahrhunderten ausgiebig gepflegt wurde. Aus dem hinteren Garten kam der Geruch von brennendem Holz, und man hörte das rhythmische Kratzen einer Harke, das bewies, dass nur das regelmäßige Wirken eines Gärtners eine solche Oase entstehen ließ.
Craig warf einen Blick auf seine Uhr. »Zehn vor drei. Hoffentlich machen sie nach dem Essen kein Mittagsschläfchen.«
»Hast du dir überlegt, wie wir sie dazu bekommen können, uns ins Haus zu bitten?«, fragte Kate.
»Ich dachte, du bist unsere Expertin für Fantasiegeschichten.«
»Hm, ich könnte zum Beispiel sagen, dass wir Lotterielose zugunsten der Konservativen verkaufen, und sie fragen, ob sie mit uns über unsere Sicht von Europa diskutieren wollen.«
»Dann drücken sie uns einen Geldschein in die Hand und schlagen uns die Tür vor der Nase zu.«
»Oder sie
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