Endstation Oxford
nicht den ganzen Vormittag damit verbringen, mit Ihnen zu plaudern.«
»Ich muss auch arbeiten«, konterte Kate. »Aber ich kann nicht weitermachen, ehe Estelle nicht zurück ist. Also machen Sie schon. Fangen Sie mit dem Einbruch zu Weihnachten an.«
»Na schön. Ich war nach der langen Reise müde und wollte mich nur noch mit einer anständigen Tasse Tee in meinen Lehnstuhl zurückziehen«, begann er.
»Endlich daheim!«, rief Estelle, stieß die Tür weit auf und betrat den Flur. Ich folgte ihr mit den Koffern. »So herrlich es in der Sonne auch war – zu Hause ist es immer noch am schönsten!«
»Wie wahr!«, stimmte ich zu.
»Bist du nicht auch froh, dass wir nicht nach Devon gefahren sind?«
»Du hattest wirklich recht mit deiner Entscheidung.«
»Und jetzt freue ich mich auf eine schöne Tasse …« Sie brach ab, blieb an der Tür zum Wohnzimmer stehen und starrte auf den Anblick, der sich bot.
Die Couchkissen, die sonst immer ordentlich aufgereiht sind, waren auf den Boden geworfen worden. Mein Lieblingssessel lag umgekippt in einer Ecke. Die Bücher lagen wild durcheinander in den Regalen, und Estelles abstrakte Metallskulpturen waren überall auf dem Boden verstreut.
»Da waren wohl Einbrecher am Werk«, stellte Estelle fest.
»Dann sollten wir besser nichts anfassen. Nicht, dass wir wertvolle Hinweise zerstören.«
»Du machst wohl Witze! Lass die Koffer im Flur stehen. Ich will erst wissen, was alles fehlt.« Und damit betrat Estelle das Wohnzimmer. »Fernseher und Videorekorder sind noch da«, bemerkte sie. Sie ging im Raum umher und kontrollierte ihre Besitztümer.
»Soweit ich feststellen kann, fehlt nichts. Zumindest nicht in diesem Zimmer.« Das ist einer der Vorteile, dass sie es so minimalistisch liebt, dachte ich, während ich die glänzenden, meist leeren Flächen betrachtete. Bis mein Blick auf den gläsernen Couchtisch fiel.
»Unser Hochzeitsfoto ist zerbrochen.«
»Wahrscheinlich wollte der Dieb den Rahmen mitnehmen. Er ist immerhin aus Silber.«
»Aber das Bild scheint das Einzige zu sein, das zerbrochen ist.« Ich stellte meinen Sessel wieder auf die Füße, richtete die Sofakissen und ging in die Küche. »Nein, es hat auch eine meiner Geranien erwischt. Die Ärmste. Der Topf ist zerbrochen. Warum um alles in der Welt attackiert jemand eine harmlose Geranie?«
»Mach dich nicht lächerlich, Peter. Niemand hat versucht, deine Geranien zu ermorden. Der Mann wurde offenbar gestört, bevor er etwas Wertvolles mitnehmen konnte. Wahrscheinlich hat er den Wert meiner Gemälde nicht erkannt, sonst hätte er sie bestimmt mitgenommen. Da haben wir noch mal Glück gehabt.«
Wir kehrten ins Wohnzimmer zurück.
»Aber du musst zugeben, dass es doch merkwürdig ist«, sagte ich und blickte mich um. »Ein zertrümmertes Foto und ein kaputter Blumentopf, aber sonst? So, wie es aussieht, hat hier jemand einen Wutanfall gehabt.«
»Mein Schmuck ist auch noch da, aber alles, was auf dem Schreibtisch lag, hat der Kerl auf den Boden geworfen«, berichtete Estelle, die im oberen Stockwerk nachgeschaut hatte.
»Hat er deinen Schreibtisch aufgebrochen?«
»Er ist abgeschlossen, und es gibt nicht das geringste Anzeichen, dass jemand versucht hat, ihn zu öffnen. Alles was auf ihm stand, diente eigentlich nur zur Zierde: ein Tintenfass, ein Federhalter und ein paar Ansichtskarten.«
»Meinst du, wir sollten die Polizei rufen?«
»Verlorene Liebesmüh! Was sollen sie wegen eines zerbrochenen Fotos und einer toten Geranie unternehmen?«
»Wahrscheinlich hast du recht.«
»Eine Sache ist allerdings komisch«, fuhr Estelle fort und blickte sich erneut um. »Wie ist der Einbrecher ins Haus gekommen? Die Haustür war verschlossen, und die Fenster sind alle noch ganz.«
»Ich habe meine Schlüssel hier bei mir. Und du?«
»Sie sind in meiner Handtasche.«
Ich dachte an Estelles etwas nachlässiges Verhältnis zu Schlüsseln. »Wie viele gibt es sonst noch?«
»Judy Trench hat einen, aber sie ist schon seit Jahren bei mir. Wir verstehen uns ausgezeichnet, und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie vorbeikommt, um mein Haus zu verwüsten.«
Wir blickten einander an, ehe wir fortfuhren, die herumliegenden Sachen wieder an ihren ursprünglichen Platz zu stellen. Als wir fertig waren, schlug ich vor, die Koffer nach oben zu bringen und uns einen Tee zu machen.
»Vergiss den Tee. Wie wäre es mit einem ordentlichen Drink? Zum Beispiel einem schönen Whisky?«
Als ich einschenkte, läutete es an
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