Endstation Oxford
dann hörte ich es krachen.«
»War es vielleicht eher wie das Klirren von Glas? Und danach das Geräusch eines Blumentopfs, der in tausend Stücke zerbricht?«, fragte ich.
Estelle runzelte die Stirn. Ihrer Meinung nach nahm ich die Angelegenheit nicht ernst genug.
»Achten Sie nicht auf ihn, Hilda«, sagte sie. »Was haben Sie gehört?«
»Aber es hätte genau das sein können, was Peter eben beschrieben hat. Ich war an der Haustür, als ich das zweite Krachen hörte. Also klingelte ich, rief durch den Briefkastenschlitz und fragte, wer da wäre.«
»Das war sehr mutig von Ihnen«, sagte ich. »Und sehr umsichtig.«
»Danke. Nachdem ich mich bemerkbar gemacht hatte, wurde es sofort still. Kurz darauf hörte ich Schritte, die sich entfernten. Wer immer es war, er muss durch die Hintertür verschwunden sein.«
Ich ging nach hinten und sah nach. »Richtig. Die Hintertür ist nicht verschlossen, obwohl ich genau weiß, dass ich sie vor unserer Abreise kontrolliert habe. Der Schlüssel steckt noch. Er hat ihn also nicht mitgenommen.«
Ich fand, dass es Zeit war, sich bei Hilde zu bedanken und sie nach Hause zu schicken. »Vielen Dank, dass Sie sich so aufmerksam verhalten haben. Sie haben uns mit Sicherheit vor schlimmeren Verlusten bewahrt.«
»Möchten Sie vielleicht noch einen Drink?«, fragte Estelle ziemlich überflüssigerweise, wie ich fand.
»Danke, aber ich muss wieder nach Hause. Die Katze fragt sich sicher schon, wo ihr Abendessen bleibt. Nicht, dass sie am Ende noch Rabatz macht.«
Wir begleiteten Hilda Benwick zur Tür und sahen einander an. »Eine wirklich mehr als merkwürdige Geschichte«, sagte ich. »Glaubst du, dass der Besucher bei Tag derselbe war wie der nächtliche Einbrecher?«
»Das werden wir wohl nie erfahren. Und so, wie Hilda ihn beschrieben hat, kann es wirklich jeder gewesen sein. Trotzdem sollten wir ihr ein kleines Dankeschön zukommen lassen. Wie es aussieht, wäre eine Flasche Gin genau das Richtige«, erklärte Estelle, räumte Hildas leeres Glas vom Tisch und stellte es in die Spülmaschine. »Die Sache hätte für uns deutlich schlechter ausgehen können, wenn sie nicht gekommen wäre und durch den Briefkastenschlitz gerufen hätte.«
»Wahrscheinlich hat der arme Kerl den Schreck seines Lebens bekommen.«
»Von wegen ›armer Kerl‹!«
»Ich frage mich, wieso er namentlich nach mir gefragt hat.«
»Hast du irgendwelche Feinde?«
»Ganz bestimmt. Allerdings würden die bestimmt nicht zu solchen Mitteln greifen.«
»Vielleicht ist es ja auch jemand, der uns beide nicht leiden kann«, sagte sie und betrachtete das zerbrochene Glas des Hochzeitsfotos.
»Wahrscheinlich hat es uns nur zufällig getroffen, und wir kennen den Mann nicht einmal. Mach dir keine Sorgen. Es könnte ja sein, dass er gerade von seiner Frau verlassen wurde und dass das Hochzeitsfoto eines glücklichen Paares ihn in Rage versetzt hat.«
»Komm, wir nehmen unsere Drinks mit nach oben, schauen uns im Bett noch einen netten Film an und vergessen die ganze Geschichte«, schlug Estelle vor.
»Gute Idee. Aber zunächst muss ich dringend noch kurz meine Schwägerin anrufen. Ich komme sofort nach.«
»So ist es gelaufen, Kate. Und deshalb sehe ich auch keinen Zusammenhang mit Estelles Verschwinden.«
»Allein die Tatsache, dass da auf den ersten Blick keine Verbindung zu erkennen ist, heißt noch lange nicht, dass es keine gibt. Wie war das mit dem Einbruch in Estelles Büro?«
»Geben Sie eigentlich niemals auf?«
»Offenbar nicht.«
Peter seufzte, entschloss sich aber doch zu antworten. »Dabei ist sogar noch weniger passiert. Mir tut bereits leid, dass ich es überhaupt erwähnt habe.«
»Wann war das?«
»Freitag vor einer Woche. Estelle kam von einem Geschäftsessen zurück und stellte fest, dass die Bürotür nicht verschlossen war.«
»Das war alles?«
»Beinahe. Okay, ich werde Ihnen wiederholen, was sie mir an jenem Abend erzählt hat – jedenfalls soweit ich mich erinnere. Dann entscheiden Sie selbst, ob es Ihnen weiterhilft.«
Estelle kam von der Arbeit und verkündete bereits an der Tür, dass sie einen besonders großen Drink nötig hätte.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
»Jemand ist in mein Büro eingebrochen, während ich mit einem Verleger essen war.«
Es war sicher ein langes Essen, dachte ich. Mindestens zwei Stunden. »Ist viel gestohlen worden?«
»Das ist ja das Merkwürdige: Soweit ich feststellen kann, fehlt nichts.«
»Aber woher willst du dann wissen, dass
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