Endstation Sehnsucht - Endstation Glueck?
Kopf und sah ihn schuldbewusst an. „Ich liebe Kunst. Ausstellungen sind etwas Wunderbares. Und natürlich helfe ich Patric, wo immer ich kann. Aber manchmal sind diese Vernissagen sehr langweilig. Es geht dort häufig nur darum, dass die Reichen und Schönen versuchen, sich gegenseitig zu beeindrucken. Die Frauen tragen kiloweise Schmuck, und die meisten Männer haben kein wirkliches Interesse an den Bildern. Für die ist Kunst nur eine Geldanlage. Du musst wissen, dass Patrics Eltern zur High-Society gehören. Deswegen finden sich auf der Gästeliste häufig Leute mit dicken Brieftaschen.“
„Klingt anstrengend!“, bemerkte James. „Ich mag so etwas auch nicht.“
„Ausstellungseröffnungen können wirklich etwas öde sein“, sagte Jennifer. „Aber die Wirtschaftslage ist im Moment alles andere als rosig, und es gibt nur wenige, die sich Kunst leisten können. Patric kann sich nicht aussuchen, an wen er seine Arbeiten verkauft.“
„Vielleicht mag er diese Veranstaltungen ja auch.“ James hielt es für eine gute Idee, ihr gegenüber anzudeuten, dass ihr ach so wundervoller bester Freund vielleicht gar nicht so wundervoll war. Menschen, die ins Ausland zogen, ließen sich häufig leicht beeindrucken. „Auf dem Bild, das ich von ihm gesehen habe, sieht es jedenfalls so aus, als ob es ihm im Augenblick bestens geht. Er strahlt und ist von schönen Frauen umgeben.“
„Er ist eigentlich immer von schönen Frauen umgeben“, sagte Jennifer lachend. „Frauen fühlen sich zu ihm hingezogen. Und er hat keine Probleme damit, ihnen seine feminine Seite zu zeigen.“
„Willst du mir damit sagen, dass er schwul ist?“
„Das will ich damit überhaupt nicht sagen!“ Sie lachte wieder. Jennifer genoss das Gespräch. Es erinnerte sie an die Gespräche, die sie früher mit ihm geführt hatte. „Er versteht sich einfach gut mit Frauen. Er redet gerne über die Dinge, über die wir gerne reden. Außerdem flirtet er gerne.“
James wollte sie fragen, ob das der Grund war, warum sie und Patric Schluss gemacht hatten. Hatte sie ihn dabei ertappt, wie er sie mit einer jener Frauen betrogen hatte, denen er sein Herz ausschüttete und seine sensible Seite zeigte?
Bevor er jedoch die Frage stellen konnte, stand Jennifer auf und sagte ihm, dass sie sich jetzt umziehen würde, um ihren Tag beginnen zu können.
„Ich mache Frühstück, sobald ich mich geduscht habe. Ähm …“ Sollte sie ihn fragen, ob er sich duschen oder eine Bad nehmen wollte? Sie entschied sich dagegen, denn allein der Gedanke, ihm beim Ausziehen zu helfen, machte sie nicht nur nervös, sondern erregte sie auch.
„… ähm, ich brauche nicht lange.“ Sie dachte noch einmal daran, wie es wäre, ihm beim Ausziehen zu helfen, und fragte sich, wie er nackt aussah. Daraufhin begann ihr Puls zu rasen. „Du kannst in der Zwischenzeit eine Liste mit dem machen, was du aus deinem Haus brauchst. Und vergiss nicht, mir deinen Schlüssel zu geben.“
Mit diesen Worten verabschiedete sich Jennifer und ging nach oben. Dann duschte sie und zog sich an. Zum ersten Mal, seitdem sie ins Cottage zurückgekehrt war und James wiedergesehen hatte, fühlte sie sich bestens. Und sie wusste auch genau, warum. James permanent auf Distanz zu halten, war äußerst anstrengend. Sie hatte nicht vor, ihn zu ihrem besten Freund zu machen oder zu vergessen, dass er ihr das Herz gebrochen hatte. Aber nicht ständig krampfhaft auf Distanz gehen zu müssen, machte die Dinge sehr viel einfacher.
Allerdings schien sie diesbezüglich nicht wirklich eine Wahl zu haben. Er lag bewegungsunfähig auf dem Sofa, und sie war moralisch verpflichtet, ihm zu helfen. Wenn sie sich etwas öffnen und wieder mit ihm befreundet sein konnte, hieß das außerdem, dass sie über ihn hinweg war. Mehr oder weniger. Zumindest brauchte sie sich keine Sorgen wegen der Verwirrung und Erregung und all der anderen Gefühle, die sie in seiner Gegenwart empfand, zu machen.
Als Jennifer ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte James die Liste fertig. Er hatte nur drei Dinge aufgeschrieben: „Laptop, Ladegerät, Kleidung“.
„Bevor du gehst, solltest du wissen, dass ich Hunger habe.“
45 Minuten später machte sich Jennifer gut gelaunt auf den Weg. Sie war schon früher in der Villa zu Besuch gewesen, aber noch nie in James’ Privaträumen.
Die langen, burgunderroten Vorhänge waren zurückgezogen, sodass Jennifer das nicht enden wollende Schneetreiben durch das Fenster beobachten konnte. Der helle
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