Endstation Sehnsucht - Endstation Glueck?
rot wurde. Offensichtlich hatte er das Gefühl, dass sie und er sich jetzt wieder so gut miteinander verstanden, dass er mit ihr scherzen konnte.
„Viele Hände machen der Arbeit bald ein Ende“, fuhr er fort und schälte fröhlich weiter. „Außerdem ist es nur fair, wenn wir beide uns die Arbeit teilen. Zudem kann ich so noch weiter versuchen, dich dazu zu überreden, für mich zu arbeiten.“
„Dein Angebot ist verlockend“, gab Jennifer zu. „Aber ich will nicht, dass die Leute denken, dass ich den Job nur bekommen habe, weil ich dich kenne. Das würde meine Arbeit extrem verkomplizieren. In Firmen wird sehr viel intrigiert. Aber so etwas kennst du vermutlich nicht, denn du bist ja der Chef vom Ganzen.“
„Ich wäre nur auf dem Papier dein Chef. Rechenschaft müsstest du jemand anderem ablegen. Der Verlag hat seinen Sitz auch nicht in unserer Firmenzentrale. Die Büros befinden sich in einem alten viktorianischen Gebäude in West London. Und da belasse ich sie auch. Das ist sinnvoller, als alles ins Stadtzentrum zu verlegen. Dein Arbeitsplatz läge also weit weg von meinem.“
Er hatte begonnen, sich um die Paprikaschoten zu kümmern und war dabei, sie in Streifen zu schneiden. Er arbeitete schnell, aber unsauber. Wie die meisten Männer war er etwas chaotisch und schlampig, wenn es ums Kochen ging. Reste schnippte er entweder mit dem Finger in die Spüle, oder er ließ sie auf den Boden fallen. James wollte zwar nur helfen, doch Jennifer wusste, dass er ihr eigentlich noch mehr Arbeit machte. Sie würde später hinter ihm aufräumen müssen. Doch obwohl sie dieser Umstand etwas ärgerte, lächelte sie. Himmel, was geschah gerade mit ihr?
„Ich kenne die Kündigungsfristen in Paris nicht genau“, sagte sie. „Normalerweise muss man einen Monat vorher Bescheid geben. Aber meine Chefs sind sehr gut zu mir gewesen, und ich will ihnen keine Schwierigkeiten bereiten.“
„Verstehe ich!“ Er sah sich um und versuchte noch etwas zu finden, das er schneiden konnte. Da aber nur noch die Champignons übrig waren und er diese nicht anfassen wollte, weil sie schmutzig aussahen, entschied er, dass er mit seiner guten Tat fertig war, und wusch sich die Hände. Dann schenkte er sich und Jennifer jeweils ein Glas Wein ein, lehnte sich gegen die Spüle und sah ihr beim Kochen zu.
Jennifer versuchte erst gar nicht, ihn mit ihren Kochkünsten zu beeindrucken und entschuldigte sich im Voraus für den Fall, dass das Essen scheußlich schmeckte. Wie erfrischend anders sie ist, dachte er. James mochte keine Frauen, die versuchten, Eindruck zu schinden. Er war vor vielen Jahren einmal auf ein Mädchen hereingefallen, das ihn getäuscht hatte. Damals hatte er sich geschworen, dass ihm dies nicht nochmal passieren würde. Und bis jetzt war er seinem Schwur treu geblieben. Er fand nichts so unattraktiv, wie eine Frau, die mit ihren Kochkünsten angab. Seiner Erfahrung nach sollte damit immer die gleiche Nachricht vermittelt werden: Sieh mal, was ich für ein toller Fang bin; vielleicht sollten wir in unserer Beziehung bald die nächste Stufe in Angriff nehmen.
Aber an der nächsten Stufe war James nicht interessiert. Zumindest jetzt noch nicht. Eines Tages würde er vielleicht eine Familie gründen, aber im Augenblick sah es nicht so aus, als ob dies in der absehbaren Zukunft geschehen würde.
„Außerdem würdest du all deine Freunde zurücklassen müssen.“ Er trank einen Schluck Wein und war versucht, ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
„Ich glaube schon, dass es möglich ist, den Kontakt nicht ganz abbrechen zu lassen“, sagte Jennifer und stellte den Auflauf in den Ofen. Für den Moment war sie fertig. Sie begann damit, die Arbeitsflächen aufzuräumen und zu säubern und stupste James gelegentlich sanft an, wenn dieser ihr im Weg stand. James wiederum nutzte die nächstbeste Gelegenheit, um Jennifer ihr Glas Wein in die Hand zu drücken.
Er wollte sie fragen, ob sie ihren französischen Künstlerfreund vermissen würde, wusste aber nicht, wie er am besten auf das Thema zu sprechen kam. Und warum interessierte ihn ihr Ex-Freund überhaupt? Als Jennifer sich unerwartet zu James umdrehte, errötete dieser. Sie hatte ihn dabei ertappt, wie er sie anstarrte.
„Ich nehme an, das alles bedeutet, dass du meinen Vorschlag annimmst?“, fragte er.
„Ja.“ Jennifer hatte sich entschieden. Sie konnte sich diese Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen. Sie hatte ihren Frieden mit der
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