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Endstation Wirklichkeit

Endstation Wirklichkeit

Titel: Endstation Wirklichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Klemann
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des Essens. Wieder musste sich David auf Alyoshas Empfehlung verlassen, da die Speisekarte in russischer Sprache gehalten war. Die fremdartigen Schriftzeichen konnte er einfach nicht lesen. Doch Alyosha wählte gut. Das Essen schmeckte vorzüglich.
    Danach tranken sie noch etwas und entschieden sich dann zu gehen. Es war mittlerweile drei viertel elf, als sie sich die Jacken anzogen und wieder hinaus in die eisige Nacht traten.
    „Was möchtest du von der Stadt sehen?“, erkundigte sich Alyosha und vergrub seine Hände tief in den Taschen.
    „Ich weiß nicht. Mach einen Vorschlag!“ Am liebsten hätte David etwas ganz anderes gesagt. Sein Interesse an Alyosha war mittlerweile einem gierigen Verlangen gewichen. Er hätte ihm gerne einen Kuss gegeben, ihn liebkost und ihn an sich gefühlt.
    Das Einzige, was ich sehen will, ist dein Körper!, dachte David, war aber froh, dass ihm der Mut fehlte, es laut auszusprechen.
    „Heute Abend, mitten in der Woche, ist nicht mehr viel los. Sehenswürdigkeiten sind längst geschlossen.“
    David nickte. Er hatte Angst, dies könnte das Ende des gemeinsamen Abends sein.
    „Wenn du willst, kann ich dir zeigen, wo und wie ich wohne. Es ist nur ein paar Stationen mit der Metro entfernt. Ich meine, es ist nichts Besonderes, aber ...“
    David ließ Alyosha keine Chance für weitere Erklärungen. Hastig unterbrach er ihn. „Ja, gerne. Es interessiert mich brennend, wie die Leute hier in Moskau wohnen. Aber lass uns ein Taxi nehmen. Die Firma zahlt!“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
     
    ***
     
    „Das ist mein Zuhause!“ Alyosha vermittelte einen gewissen Stolz über das, was er sein Reich nannte. Erwartungsvoll sah er David an und wartete auf eine Reaktion.
    Es war ein kleines Apartment, nicht besonders groß und luxuriös, aber David fühlte sich sofort wohl. Es war spärlich eingerichtet, ließ jeden Luxus oder gehobene Ausstattung vermissen, aber weder überraschte David das in einer Studentenwohnung noch brauchte oder erwartete er mehr.
    „Komm rein und mach es dir bequem. Fühl dich wie zu Hause.“
    Es tat gut, der nächtlichen Winterkälte der Großstadt zu entfliehen. Doch David war nicht nur aus diesem Grund froh, sich ihrer Jacken entledigen zu können.
    „Ich habe allerdings nicht viel zu trinken im Haus. Lass mich nachsehen, was noch da ist.“ Alyosha öffnete den Kühlschrank und kramte in ihm umher. David sah sofort, dass kaum etwas darin war, aber er war dankbar, dass sich Alyosha Mühe gab, ihn zu bewirten.
    „Also, außer einer Flasche Wodka habe ich leider nichts hier“, entschuldigte sich Alyosha und blickte verlegen auf den Boden, um Davids Blicken auszuweichen.
    „Hey, das klingt doch perfekt. Lass uns den Abend damit vervollkommnen.“ Es war David peinlich, sich trotz seines Vermögens von einem Studenten einladen zu lassen. Der Erfolg der letzten Zeit hatte ihm einen gewissen Wohlstand verschafft. Nicht, dass er sich als reich bezeichnete, aber immerhin brauchte er sich keine finanziellen Sorgen zu machen.
    „Okay, gerne“, lächelte Alyosha und nahm die Flasche aus dem Kühlschrank. „Reichst du mir zwei Gläser? Sie sind im Schrank hinter dir.“
    David tat wie ihm geheißen.
    „Setz dich doch einfach und mach es dir bequem.“ Alyosha wies auf das Bett, das die einzige Sitzmöglichkeit in dem kleinen Apartment war. Dann füllte er die Gläser, reichte eins David und prostete diesem zu.
    „Nastrovje“, grinste er, stieß sein Glas gegen das von David und nahm ebenfalls Platz.
    Dieser erwiderte den Trinkspruch und nahm einen Schluck. Er war viel stärker und intensiver als der Wodka, den er aus seiner Heimat kannte. Hier war er wohl an der Quelle. Sofort begann er zu husten, als sein Hals unerwartet zu brennen begann. Er hatte Mühe, den verbliebenen Wodka nicht zu verschütten.
    Alyosha lachte freundlich und klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. „Alles in Ordnung mit dir?“
    Seine Frage klang besorgt, wie David überrascht feststellte. Dennoch war es unwichtig. Vielmehr realisierte er Alyoshas Hand auf seinen Schulterblättern. Eine wohlige Wärme durchströmte seinen Körper. Sicher war der Schluck Wodka die Ursache dafür, versuchte er sich einzureden. Andererseits spürte er den angenehmen Druck Alyoshas Hand viel zu deutlich. Die Berührung und Nähe dessen löste eine Welle puren Wohlbehagens in ihm aus, die ihn erschaudern ließ.
    Schweigend sah David ihm in die Augen. Endlose Sekunden verstrichen. Unmerklich näherte

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