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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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Macht. Was würde Janet Ross wohl dazu sagen? War das ein Wahn, der ansteckend wirkte?
    »Haben Sie in seinem Schreibtisch etwas Interessantes gefunden?«
    »Nein«, antwortete Morris. Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl und sah sich um. Er versuchte, in Bensons Rolle zu schlüpfen, wie Benson zu denken, Benson selbst zu sein.
    »Womit hat er eigentlich seine Freizeit verbracht?« »Das weiß ich nicht«, sagte Farley. Er setzte sich in einiger Entfernung an einen anderen Schreibtisch. »In den letzten Monaten war er sehr reserviert und unnahbar. Ich wußte, daß er mit dem Gesetz in Konflikt geraten war. Ich wußte auch, daß er ins Krankenhaus kam. Er hielt nicht viel von Ihrem Krankenhaus.«
    »Wieso?« fragte Morris ohne großes Interesse. Bensons feindselige Haltung gegenüber dem Krankenhaus war nicht verwunderlich.
    Farley gab ihm keine Antwort. Er ging hinüber zu einem Wandbrett, an das Zettel und Fotos angeheftet waren. Er nahm einen vergilbten Zeitungsausschnitt ab und reichte ihn Morris.
    Der Ausschnitt stammte aus der Los Angeles Times vom 19. Juli 1969. Die Schlagzeile lautete: NEUER COMPUTER FÜR UNIVERSITÄTSKRANKENHAUS. Der Artikel berichtete von der Anschaffung des Computers vom Modell IBM System 360 und seinem Einbau im Keller des Krankenhauses; der Computer sollte für die verschiedensten Zwecke eingesetzt werden, unter anderem für die Forschung und Unterstützung bei Operationen.
    »Sehen Sie dieses Datum?« fragte Farley. »Es war die Woche der Wasserscheide.« Morris starrte stirnrunzelnd auf die Zeitungsmeldung.

5
    »Ich versuche, logisch zu sein, Frau Doktor Ross.«
    »Das verstehe ich, Harry.«
    »Ich halte es für wichtig, diese Dinge logisch und rational zu diskutieren. Sie nicht auch?«
    »Doch.«
    Sie saß da und beobachtete die laufenden Spulen auf dem Tonbandgerät. Ihr gegenüber stand angelehnt Ellis mit geschlossenen Augen, die brennende Zigarette zwischen den Fingern. Morris trank eine Tasse Kaffee. Sie stellten eine Liste aller bekannten Tatsachen auf, um über den nächsten Schritt zu entscheiden.
    Das Band drehte sich weiter.
    »Ich klassifiziere alles nach den abzulehnenden Tendenzen, wie ich sie nenne«, sagte Benson. »Es gibt vier negative Haupttrends. Wollen Sie sie hören?«
    »Ja, natürlich.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    »Tendenz Nummer eins ist die allgemeine Verbreitung der Computer. Der Computer ist zwar noch eine Maschine, aber ganz anders geartet als jede Maschine der menschlichen Geschichte. Alle Maschinen üben eine bestimmte Funktion aus - wie Autos, Kühlschränke oder Geschirrspüler. In unseren Augen haben Maschinen stets eine besondere Funktion. Bei Computern ist das jedoch nicht so. Sie können alles mögliche.«
    »Aber Computer sind doch …«
    »Lassen Sie mich bitte ausreden. Tendenz Nummer zwei ist die Autonomie der Computer. Früher waren die Computer noch nicht autonom. Sie waren mehr Rechenmaschinen, die ständig bedient werden mußten, wenn sie laufen sollten. So etwas Ähnliches wie Autos, die sich ohne den Fahrer auch nicht bewegen. Aber jetzt ist alles anders. Die Computer werden autonom. Man kann ihnen alle möglichen Instruktionen eingeben und dann einfach weggehen und die Computer sich selbst überlassen.«
    »Harry, ich … «
    »Bitte, unterbrechen Sie mich nicht, das ist eine sehr ernste Sache. Tendenz Nummer drei ist die Mikrominiaturisiemng, die ständige Verkleinerung. Ihnen brauche ich das nicht zu erklären. Ein Computer, der 1950 noch ein ganzes Zimmer füllte, ist heute etwa so groß wie eine Zigarettenpackung. Bald wird er noch kleiner sein.«
    Auf dem Tonband entstand eine Pause.
    »Tendenz Nummer vier«, begann Benson, da schaltete sie das Gerät ab. Sie sah Ellis und Morris an.
    »So kommen wir nicht weiter«, sagte sie.
    Die beiden gaben keine Antwort, sondern starrten nur übermüdet ins Leere. Sie las nach, was sie sich notiert hatte.
    Benson um 0 Uhr 30 zu Hause. Was abgeholt! Planzeichnungen! Waffe und Werkzeugkasten. Benson in letzter Zeit nicht im ›Jackrabbit Club‹ aufgetaucht.
    Benson erregt über Krankenhauscomputer, eingebaut Juli 1969.
    »Sagt Ihnen das etwas?« fragte Ellis.
    »Nein«, antwortete Janet. »Aber ich glaube, einer von uns müßte mit McPherson sprechen.« Sie sah dabei Ellis an. Der nickte lustlos. Morris zuckte nur die Achseln. »Na schön«, sagte sie, »dann übernehme ich das.«
    Es war 4 Uhr 30 morgens.
    »Es ist leider so«, sagte Janet Ross. »Wir haben alle unsere

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