Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
Freuden bereit, die Masse meiner elementaren Datenlogs in eines oder mehrere von diesen Dingern runterzuladen. Sie hätten dann beliebigen Zugriff.«
Ich biss mir auf die Lippen und versuchte zu überlegen, welchen Wert die wirre Datenmenge des Schiffs an meinem Handgelenk haben konnte. Dann hörte ich Grandams Stimme aus meiner Kindheit – Informationen sollte man stets in hohen Ehren halten, Raul. Ihr Wert wird nur noch von Liebe und Ehrlichkeit übertroffen, wenn jemand versucht, das Universum zu verstehen.
»Gute Idee«, sagte ich und legte mir den dünnen Silberreif um das Handgelenk. »Wann kannst du die Datenbänke runterladen?«
»Ist soeben geschehen«, sagte das Schiff.
Ich hatte den Waffenschrank sorgfältig durchgesehen, bevor wir Parvati erreichten; er enthielt nichts, womit man einen Schweizergardisten auch nur eine Sekunde hätte aufhalten können. Nun studierte ich den Inhalt des Schranks mit einem ganz anderen Ansinnen im Kopf.
Es ist merkwürdig, dass alte Sachen auch stets alt aussehen. Die Raumanzüge und Flugräder und Handlampen – fast alles an Bord des Schiffes – wirkten antiquiert und altmodisch. Zum Beispiel gab es keine Hautanzüge, und Form, Design und Farbe von allem kam mir wie ein Holo aus dem Geschichtsunterricht vor. Die Waffen standen wieder auf einem anderen Blatt. Sie waren alt, ja, aber meinen Augen und Händen wohl vertraut.
Der Konsul war eindeutig ein Jäger gewesen. Ein halbes Dutzend Schrotgewehre standen auf der Halterung: eingeölt und ordnungsgemäß gelagert. Ich hätte jedes Einzelne herausnehmen und damit in die Sümpfe ziehen können, um Enten zu jagen. Das Spektrum reichte von einer kleinen .310er Bockdoppelflinte bis zu einer klobigen Querflinte Kaliber 28. Ich entschied mich für eine uralte, aber perfekt erhaltene Pumpgun Kaliber 16 mit richtigen Patronen und stellte sie in den Flur.
Die Gewehre und Energiewaffen waren wunderschön. Der Konsul musste ein Sammler gewesen sein, denn diese Exemplare waren so sehr Kunstwerke wie Tötungsinstrumente – Schaftverzierungen, blauer Stahl, handgearbeitete Elemente, perfekte Balance. In den tausend oder mehr Jahren, die seit dem zwanzigsten Jahrhundert vergangen waren, als Waffen für den privaten Gebrauch in Massenproduktion unglaublich tödlich, billig und hässlich wie metallene Türstopper hergestellt wurden, hatten einige von uns – der Konsul und ich gehörten zu den wenigen – gelernt, wunderschöne handgefertigte oder nur in limitierter Auflage hergestellte Waffen zu schätzen. Auf dem Gestell hier befanden sich hochkalibrige Jagdgewehre, Plasmagewehre (keine falsche Bezeichnung, wie ich in der Grundausbildung der Heimatgarde gelernt hatte – die Plasmapatronen waren selbstverständlich reine Energieblitze, wenn sie aus dem Lauf herauskamen, aber die Patronen profitierten von dem gezogenen Lauf, bevor sie verdampften), zwei mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Energiegewehre auf Laserbasis (das war eine falsche Bezeichnung, aber mehr ein sprachliches Kunstprodukt als eins des Designs), nicht unähnlich der, mit der M. Herrig vor gar nicht allzu langer Zeit Izzy getötet hatte, ein mattschwarzes Sturmgewehr von FORCE, das wahrscheinlich Ähnlichkeit mit dem hatte, das Oberst Fedmahn Kassad vor drei Jahrhunderten mit nach Hyperion gebracht hatte, eine großkalibrige Plasmawaffe, mit der der Konsul wahrscheinlich auf irgendeiner Welt Dinosaurier gejagt hatte, und drei Faustfeuerwaffen. Todesstrahler gab es keine. Das freute mich; ich hasste die verdammten Dinger.
Ich nahm eines der Plasmagewehre heraus, das Sturmgewehr von FORCE und die Faustfeuerwaffen, um sie einer eingehenderen Begutachtung zu unterziehen.
Die FORCE-Waffe bildete eine hässliche Ausnahme in der Sammlung des Konsuls, aber ich sah, weshalb sie nützlich gewesen war. Es war eine Vielzweckwaffe – ein 18-mm-Plasmagewehr, ein Strahler kohärenter Energie mit variablem Strahl, ein Granatwerfer, ein HEW (hochenergetischer Elektronen-Werfer), eine Flechettespritze, ein Breitbandblender, eine Armbrust für Infrarotsuchpfeile –, verdammt, eine Waffe von FORCE konnte alles machen, nur dem Soldaten kein Essen kochen. (Und an der Front konnte man für gewöhnlich sogar das, wenn man den variablen Strahl auf Minimum einstellte.)
Bevor wir in das Parvati-System eingedrungen waren, hatte ich mit dem Gedanken gespielt, die Entertruppe der Schweizergarde mit der FORCE-Waffe zu empfangen, aber die modernen Kampfanzüge hätten allem
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