Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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Nahrungsmittel für die fünf Milliarden auf Renaissance Vector.«
    »Wie groß ist die Bevölkerung von Renaissance V. jetzt?«, fragte ich.
    »Ich glaube, sie ist weitgehend stabil geblieben – fünf Milliarden Menschen, plus minus ein paar hundert Millionen«, sagte A. Bettik. »Wie schon gesagt, der Pax siedelte sich frühzeitig an und brachte sowohl die Kruziform als auch das System der Geburtenkontrolle, das damit einhergeht.«
    »Sie sagten, Sie waren dort«, fragte ich den Androiden. »Wie sieht die Welt aus?«
    »Ahh«, sagte A. Bettik mit einem zerknirschten Lächeln, »ich habe weniger als sechsunddreißig Stunden auf dem Raumhafen von Renaissance Vector verbracht, als wir von Asquith verschifft wurden, um König Williams neues Land auf Hyperion zu besiedeln. Sie haben uns aus dem kryogenischen Schlaf geweckt, aber nicht gestattet, dass wir das Schiff verließen. Meine persönlichen Erinnerungen an diese Welt sind nicht sehr umfangreich.«
    »Sind die meisten dort Auferstehungschristen?«, fragte Aenea.
    Das Mädchen wirkte nachdenklich und etwas introvertiert. Mir fiel auf, dass sie wieder ihre Fingernägel abgekaut hatte.
    »O ja«, sagte A. Bettik. »Ich fürchte, fast alle von den fünf Milliarden.«
    »Und das mit der militärischen Präsenz des Pax war kein Witz«, sagte ich. »Die Pax-Soldaten, die uns bei der Heimatgarde von Hyperion ausgebildet haben, stammten von Renaissance V. Es ist eine bedeutende Garnisonswelt und ein Knotenpunkt für den ganzen Krieg gegen die Ousters.«
    Aenea nickte, wirkte aber immer noch geistesabwesend.
    Ich beschloss, nicht weiter um den heißen Brei herumzureden. »Warum gehen wir dorthin?«, fragte ich.
    Sie sah mich an. Ihre dunklen Augen waren wunderschön, in diesem Moment aber blickten sie in weite Fernen. »Ich möchte den Fluss Tethys sehen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Der Tethys war, wie du weißt, ein Farcasterkonstrukt. Er existierte außerhalb des Netzes nicht. Besser gesagt, er existierte als tausend kleine Abschnitte anderer Flüsse.«
    »Ich weiß«, sagte sie. »Aber ich möchte einen Fluss sehen, der zu Zeiten des Netzes ein Teil des Tethys war. Meine Mutter hat mir davon erzählt.
    Dass er wie der Große Rundgang gewesen ist, nur ruhiger. Dass man wochenlang – monatelang – mit einem Schiff von einer Welt zur nächsten reisen konnte.«
    Ich unterdrückte den Impuls aufzubrausen. »Du weißt, wir haben praktisch keine Chance, an ihrem Verteidigungsring vorbei nach Renaissance Vector zu gelangen«, sagte ich. »Und wenn wir dort sind, wird der Tethys nicht mehr da sein... nur das, was einmal ein Abschnitt davon war. Was ist so wichtig daran, das zu sehen?«
    Das Mädchenj wollte mit den Achseln zucken, unterdrückte es aber gerade noch. »Weißt du noch, wie ich gesagt habe, dass es einen Architekten gibt, bei dem ich studieren muss... möchte?«
    »Ja«, sagte ich. »Aber du kennst seinen Namen nicht und weißt nicht, auf welcher Welt er lebt. Warum also kommst du nach Renaissance Vector, um deine Suche zu beginnen? Könnten wir nicht wenigstens auf Renaissance Minor anfangen? Oder dieses System einfach überspringen und in ein unbewohntes weiterziehen, zum Beispiel Armaghast?«
    Aenea schüttelte den Kopf. Mir fiel auf, dass sie ihr Haar besonders gründlich gebürstet hatte; die blonden Strähnchen waren deutlich zu sehen.
    »In meinen Träumen«, sagte sie, »liegt ein Gebäude dieses Architekten am Fluss Tethys.«
    »Es gibt Hunderte anderer Welten, durch die der Tethys geflossen ist«, sagte ich und beugte mich zu ihr, damit sie sehen konnte, wie ernst es mir war. »Nicht auf allen werden wir geschnappt oder vom Pax getötet. Müssen wir im Renaissance-System anfangen?«
    »Ich glaube ja«, sagte sie leise.
    Ich ließ meine großen Hände auf die Knie sinken. Martin Silenus hatte nicht gesagt, dass diese Reise leicht werden oder einen Sinn ergeben würde
    – er hatte nur gesagt, sie würde mich zum Helden machen. »Na gut«, sagte ich wieder und hörte die Resignation in meiner eigenen Stimme, »was haben wir diesmal für einen Plan, Spatz?«
    »Keinen Plan« sagte Aenea. »Wenn sie auf uns warten, werde ich ihnen einfach die Wahrheit sagen – dass wir mit dem Schiff auf Renaissance Vector landen werden. Ich glaube, sie werden uns landen lassen.«
    »Und wenn ja?«, sagte ich und versuchte mir vorzustelleik, wie mehrere tausend Soldaten des Pax das Schiff umstellten.
    »Ich schätze, dann werden wir improvisieren«, sagte das Mädchen.