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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ätherische Falter von Flammen. Manche werden von Plasmaexplosionen und berstenden Kometen einfach zerfetzt. Andere geraten in die Flugbahnen der Beiboote und werden selbst zu hyperkinetischen Objekten, bevor ihre empfindlichen Schwingen und Organe zerquetscht werden. Manche versuchen zu fliehen und breiten ihre Solarflügel so weit es geht aus, in dem vergeblichen Versuch, dem Gemetzel zu entrinnen.
    Niemand überlebt.
    Der Zwischenfall dauert keine fünf Minuten. Als alles vorbei ist, bremst die MAGI Task Force mit dreißig g in dem Wald, und die an den Hecks ausgestoßenen Fusionsflammen entzünden jedes Baumbruchstück, das die erste Angriffswelle überlebt hat. Wo noch fünf Minuten vorher der Wald im All geschwebt ist – grüne Blätter, die das Sonnenlicht einfingen; Wurzeln, welche die Kugeln des Kometenwassers tranken; Ouster-Engel, die wie leuchtende Sommerfäden zwischen den Zweigen schwebten –, expandiert jetzt nur noch eine Wolke aus Rauch und Trümmern in diesem Bogensegment des Raumes auf der Ebene der Ekliptik.
    »Überlebende?«, fragte Pater Captain de Soya, der an der Kante des zentralen K3-Displays steht, die Hände hinter dem Rücken verschränkt hat und anmutig balanciert, sodass er lediglich mit den Fersenballen den Haftstreifen rings um die Konsole herum berührt. Obwohl das Kriegsschiff unter dreißig g bremst, wird der Gefechtskontrollstand bei einer konstanten Mikroschwerkraft von einem Fünfzigstel Standard-g gehalten. Die Dutzend Offiziere auf der Brücke sitzen und stehen dem Zentrum der Kugel zugewandt. De Soya ist ein kleinwüchsiger Mann Mitte dreißig, Standard.
    Sein Gesicht ist rund, die Haut dunkel, und Freunden ist im Lauf der Jahre aufgefallen, dass in seinen Augen häufiger priesterliches Mitgefühl als militärische Entschlossenheit zu sehen ist. Jetzt schauen sie besorgt.
    »Keine Überlebenden«, sagt Mater Commander Stone, de Soyas erster Offizier und ebenfalls Jesuitin. Sie wendet sich vom taktischen Display ab und stöpselt sich in eine blinkende Kom-Einheit ein.
    De Soya weiß, dass keiner seiner Offiziere in dem K3 glücklich über diesen Auftrag ist. Es gehört zu ihrer Mission, Orbitalwälder der Ousters zu vernichten – die scheinbar harmlosen Bäume dienen als Treibstoff- und Ersatzteillager für die Kampfschwärme –, aber nur wenige Krieger des Pax finden Gefallen an mutwilliger Zerstörung. Sie wurden zu Rittern der Kirche ausgebildet, zu Verteidigern des Pax, nicht zu Zerstörern von Schönheit und Mördern unbewaffneter Lebensformen, selbst wenn es sich bei diesen Lebensformen um genetisch manipulierte Ousters handelte, die ihre Seelen preisgegeben hatten.
    »Beginnen Sie mit dem üblichen Suchmuster«, befiehlt de Soya. »Lassen Sie die Mannschaft von den Gefechtsstationen abtreten.« Auf einem modernen Kriegsschiff besteht die Besatzung lediglich aus diesem Dutzend Offizieren und einem halben Dutzend anderen, im gesamten Schiff verstreuten Mitgliedern.
    Plötzlich unterbricht ihn Mater Commander Stone. »Sir, eine Verzerrung durch Hawking-Antrieb, Winkel zweiundsiebzig aufwärts, Koordinaten zwo-zwanzig-neun, dreiundvierzig, eins-null-fünf. C-plus-Austrittspunkt bei sieben-null-null-Punkt-fünftausend Klicks. Wahrscheinlichkeit eines einzelnen Raumschiffs sechsundneunzig Prozent. Relative Geschwindigkeit unbekannt.«
    »Volle Gefechtsstation«, sagt de Soya. Er lächelt ein wenig, ohne sich dessen bewusst zu sein. Vielleicht kommen die Ousters herbeigeeilt, um ihren Wald zu retten. Oder es gab vielleicht einen einzelnen Verteidiger, der gerade irgendwo jenseits der Oortschen Wolke des Systems eine Waffe abgefeuert hat. Oder es ist vielleicht die Vorhut eines ganzen Ousterschwarms von bewaffneten Kampfeinheiten, und seine Task Force ist dem Tode geweiht. Was auch immer die Bedrohung sein mag, Pater Captain de Soya zieht einen Kampf diesem... diesem Vandalismus vor.
    »Schiff wechselt über«, meldet der Aufklärungsoffizier von seinem Platz über de Soyas Kopf.
    »Ausgezeichnet«, sagt Pater Captain de Soya. Er sieht Displays vor seinen Augen flackern, stöpselt seinen Stecker um und öffnet mehrere virtuell-optische Kanäle. Nun verblasst das K3, und er steht im All, gigantische fünf Millionen Klicks groß, sieht seine eigenen Schiffe wie Pünktchen mit flammenden Heckflossen, die gekrümmte Rauchwolke des zerstörten Waldes zieht in Hüfthöhe vorbei, und nun flackert dieser Eindringling siebenhunderttausend Klicks und eine Armeslänge über der Ebene

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