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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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offen bis auf die Sperrfelder, die die Atmosphäre ein- und das unwirtliche Wetter ausschlossen. Diese Felder, würde ich sagen, sind zusammengebrochen.«
    »Und wir sind unter einer Masse dessen begraben, was die Touristen früher geatmet haben«, sagte ich. Ich sah zur Decke, dann zu dem Plasmagewehr in seinem Futteral und murmelte: »Ich frage mich, wie dick...«
    »Höchstwahrscheinlich mehrere hundert Meter«, sagte A. Bettik.
    »Vielleicht ein vertikaler Kilometer Eis. Soweit ich weiß, war das die Dicke der gefrorenen Atmosphäre unmittelbar nördlich der terrageformten Gebiete.«
    »Sie wissen viel über diesen Planeten«, sagte ich.
    »Im Gegenteil, Sir«, sagte er. »Hiermit ist die Gesamtheit meines Wissens über Ökologie, Geologie und Geschichte von Sol Draconi Septem erschöpft.«
    »Wir könnten das Komlog fragen«, sagte ich und nickte zu meinem Rucksack, wo ich den Armreif inzwischen aufbewahrte.
    Wir sahen uns gegenseitig an. »Nee«, sagte Aenea.
    »Ich stimme zu«, sagte A. Bettik.
    »Vielleicht später«, sagte ich, obwohl mir, noch während ich es sagte, einige andere Sachen einfielen, die ich aus dem EVA-Spind hätte mitnehmen sollen: Extremumweltanzüge mit starker Heizung, Taucherausrüstung, selbst ein Raumanzug wäre besser gewesen als unsere unzureichende Schlechtwetterkleidung.
    »Ich habe daran gedacht, auf die Decke zu schießen und so zum Tageslicht durchzubrechen«, sagte ich, »aber das Risiko, dass sie über uns einstürzt, scheint größer zu sein als jede Chance auf einen Fluchtweg in dieser Richtung.«
    A. Bettik nickte. Er hatte eine seltsame Wollmütze mit langen Ohrenklappen aufgesetzt. In den zahlreichen Kleidungsschichten wirkte der magere Androide fast pummelig. »Sie haben noch Plastiksprengstoff in der Tasche mit den Fackeln, M. Endymion.«
    »Ja. Daran habe ich auch gerade gedacht. Noch genug für ein halbes Dutzend mittlerer Ladungen... aber ich habe nur noch vier Zünder übrig.
    Wir könnten versuchen, uns einen Weg nach oben, zur Seite oder durch die Eiswand zu sprengen, die uns den Weg versperrt. Aber nur vier Sprengungen.«
    Die zitternde kleine Madonnengestalt sah mich an. »Wo hast du etwas über Sprengstoff gelernt, Raul? In der Heimatgarde von Hyperion?«
    »Zu Anfang«, sagte ich. »Aber richtig gelernt, mit altmodischem Plastiksprengstoff umzugehen, habe ich erst, als ich für Avrol Hume Baumstümpfe und Felsbrocken beseitigen musste, damit er die landschaftliche Umgebung der Villen auf dem Schnabel gestalten konnte...« Ich stand auf, weil mir klar wurde, dass es zu kalt war, um so lange stillzusitzen. Meine tauben Finger und Zehen schickten mir dieses Signal. »Wir könnten versuchen, flussaufwärts zu fahren«, sagte ich, stampfte mit den Füßen und bewegte die Finger.
    Aenea runzelte die Stirn. »Die nächsten funktionierenden Farcaster sind immer stromabwärts...«
    »Stimmt«, sagte ich, »aber vielleicht gibt es flussaufwärts einen Weg hinaus. Wir finden ein warmes Plätzchen, einen Weg aus dieser Höhle, eine Stelle, wo wir eine Weile bleiben können, und dann machen wir uns Gedanken, wie wir durch das nächste Portal gehen können.«
    Aenea nickte.
    »Gute Idee, Sir«, sagte der Androide und ging zur Steuerbordruderstange.
    Bevor wir aufbrachen, richtete ich den vorderen Mast wieder auf – von dem ich einen Meter absägte, damit er unter den tiefsten Stalaktiten hindurchpasste – und hängte eine Laterne daran auf. Außerdem plazierten wir Lampen an jeder Ecke des Floßes, und dann stießen wir uns flussaufwärts voran, wobei unsere Lichter einen winzigen gelben Widerschein in dem eiskalten Nebel erzeugten.
    Der Fluss war ziemlich seicht – keine drei Meter tief –, die Stangen fanden guten Halt auf dem Grund. Aber die Strömung war sehr stark, und A. Bettik und ich mussten unsere ganze Kraft aufwenden, um das schwere Floß gegen die Strömung zu drücken.
    Aenea holte die Ersatzstange vom hinteren Teil des Floßes und kam zu mir auf meine Seite, wo sie drückte und sich abmühte, das Floß von der Stelle zu bewegen. Hinter uns floß schnell strömendes schwarzes Wasser über die Stämme am Heck.
    Ein paar Minuten hielt uns die schreckliche Anstrengung warm – an mir lief sogar der Schweiß in Strömen herab und gefror in meiner Kleidung –, aber nachdem wir dreißig Minuten gerudert und ausgeruht hatten, gerudert und ausgeruht, froren wir wieder und befanden uns nur hundert Meter stromaufwärts von der Stelle, wo wir angefangen

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