Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
habe.
Bestimmte Kräfte, die ich noch nicht verdient habe.«
Ich betrachtete das fließende schwarze Wasser, in dem ich in nicht einmal einer Minute schwimmen würde. »Nun, Spatz, wenn du über Kräfte verfügst, die uns hier rausbringen könnten, dann würde ich vorschlagen, dass du sie erforschst und anwendest, ob du sie nun verdient hast oder nicht.«
Sie berührte mich mit der Hand am Arm. Ein Extrapaar Wollsocken von mir hatte sie als Fäustlinge übergezogen. »Reine Vermutung«, sagte sie, und der Dampf ihres Atems gefror am Schild der weichen Mütze, die sie aufgezogen hatte. »Aber nichts, das ich je lernen könnte, wird uns alle drei jetzt hier rausbringen. Ich weiß, dass das stimmt. Vielleicht ist die Versuchung... spielt keine Rolle, Raul. Lass uns einfach zusehen, ob wir diese Eismauer überwinden können.«
Ich nickte, holte Luft und zog bis auf die Unterwäsche alles aus. Der Schock der kalten Luft war schrecklich. Als ich den Knoten des Seils um meine Brust band, bemerkte ich, dass meine Finger wegen der Kälte bereits steif und nutzlos wurden, nahm den Schultersack mit dem Plastiksprengstoff von A. Bettik und sagte: »Der Fluss könnte so kalt sein, dass mein Herz stehen bleibt. Wenn ich nicht innerhalb von dreißig Sekunden einmal kräftig an dem Seil ziehe, holen Sie mich zurück.«
Der Androide nickte. Die anderen Signale mit dem Seil hatten wir schon vereinbart.
»Oh, wenn Sie mich zurückziehen und ich im Koma oder tot bin«, sagte ich und versuchte, im Tonfall so sachlich wie möglich zu bleiben, »dann vergessen Sie nicht, dass ich mehrere Minuten nach dem Herzstillstand noch wieder belebt werden kann. Das kalte Wasser sollte den Gehirntod verlangsamen.«
A. Bettik nickte wieder. Er hatte sich das Seil über eine Schulter geschlungen und zur anderen Hand um die Taille gewickelt, die klassische Beleghaltung eines Bergsteigers.
»Okay«, sagte ich und merkte, dass ich den Zeitpunkt nur hinauszögerte und Körperwärme verlor. »Wir sehen uns in ein paar Minuten.« Ich glitt über den Rand in das schwarze Wasser.
Ich glaube, dass mein Herz tatsächlich einen Moment stehen blieb, aber dann fing es fast schmerzhaft wieder an zu schlagen. Die Strömung war stärker, als ich erwartet hatte. Sie riss mich beinahe, bevor ich bereit war, unter die Eiswand. Auch so wurde ich mehrere Meter zur Backbordseite des Floßes gewirbelt und brutal gegen zerklüftetes Eis gestoßen, sodass meine Stirn aufgerissen wurde und ich mir heftig die Unterarme anstieß.
Ich klammerte mich mit aller Kraft an einen scharfkantigen Kristall, konnte spüren, wie meine Beine und der Unterleib in den unterirdischen Strudel gezogen wurden, und bemühte mich, das Gesicht über Wasser zu halten.
Der Stalaktit, der hinter uns heruntergestürzt war, krachte nur einen halben Meter links von mir gegen die Eiswand. Wenn er mich getroffen hätte, wäre ich bewusstlos geworden und ertrunken, ohne zu wissen, was geschehen war.
»Das war... vielleicht... doch keine... so gute... Idee«, keuchte ich mit klappernden Zähnen, bevor ich den Halt verlor und unter die zerklüftete Eiswand gesogen wurde.
37
De Soyas Plan sieht vor, von dem Suchmuster der Raphael abzuweichen und direkt zum ersten System zu springen, das von den Ousters erobert worden ist.
»Was wird das nützen, Sir?«, fragt Corporal Kee.
»Vielleicht nichts«, gibt Pater Captain de Soya zu. »Aber wenn es eine Verbindung zu den Ousters gibt, bekommen wir dort vielleicht einen Hinweis.«
Sergeant Gregorius reibt sich den Kiefer. »Aye«, sagt er, »und wir werden möglicherweise von dem Schwarm gefangen genommen. Dieses Schiff ist nicht das am besten bewaffnete in der Flotte Seiner Heiligkeit, wenn ich das sagen darf, Sir.«
De Soya nickt. »Aber es ist schnell. Wir könnten wahrscheinlich den meisten Schiffen des Schwarms entkommen. Und möglicherweise haben sie das System inzwischen verlassen... sie neigen dazu, das zu tun, zuschlagen, abrücken, die Große Mauer des Pax zurückdrängen und danach das System mit einem minimalen Grenzposten besetzt zu verlassen, nachdem sie dem Planeten und der Bevölkerung so viel Schaden wie nur möglich zugefügt haben...« De Soya verstummt. Er hat nur eine von den Ousters verwüstete Welt aus erster Hand gesehen – Svoboda –, hofft aber, dass er nie wieder eine weitere sehen muss. »Wie auch immer«, sagt er,
»uns auf diesem Schiff kann es einerlei sein. Normalerweise würde der Quantensprung in das Gebiet jenseits
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