Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
riesige orangefarbene Scheibe über dem dunklen Horizont aufgeht. »Ich bin nicht sicher, Sergeant. Erledigen wir hier alles, übergeben wir Captain Powl der Justiz des Pax in Orbitalstation Sieben und glätten wir Bischof Melandrianos Gefieder...«
    »Wenn wir können«, sagt Gregorius.
    »Wenn wir können«, stimmt de Soya zu. »Dann erweisen wir Erzbischöfin Kelley unseren Respekt, begeben uns an Bord der Raphael und entscheiden, wohin wir als Nächstes springen. Es wird Zeit, dass wir ein paar Theorien entwickeln, wohin das Kind möchte, und versuchen, zuerst dorthin zu gelangen, und nicht nur dem wirtschaftlichsten Suchmuster der Raphael folgen.«
    »Ja, Sir«, sagt Gregorius. Er salutiert, geht zur Tür und zögert dort einen Moment. »Und haben Sie eine Theorie, Sir? Aufgrund der wenigen Dinge, die wir hier gefunden haben?«
    De Soya beobachtet, wie die drei Monde aufgehen. Er dreht sich nicht mit dem Sessel zu dem Sergeanten um, als er sagt: »Vielleicht. Nur vielleicht.«

36

    Wir stützten uns auf die Stangen und bremsten die Vorwärtsbewegung des Floßes, bevor es gegen die Mauer aus Eis stieß. Inzwischen hatten wir sämtliche Laternen angezündet, und die elektrischen Lampen strahlten ihr Licht in die kalte Dunkelheit der Eishöhle. Nebel stieg von dem schwarzen Wasser auf und hing unter der zerklüfteten Decke der Höhle wie geheimnisvolle Seelen der Ertrunkenen. Kristallfacetten verzerrten und reflektierten die kümmerlichen Lichtstrahlen und machten so die uns umgebende Dunkelheit noch undurchdringlicher.
    »Warum ist der Fluss nicht gefroren?«, fragte Aenea, klemmte die Hände unter die Arme und stampfte mit den Füßen. Sie hatte jedes Kleidungsstück angezogen, das sie mitgebracht hatte, aber das genügte nicht. Die Kälte war schrecklich.
    Ich ging am Rand des Floßes auf ein Knie, hob eine Hand voll Flusswasser zu den Lippen und kostete. »Salzgehalt«, sagte ich. »Das Wasser ist so salzig wie das Meer auf Mare Infinitus.«
    A. Bettik ließ die Handlampe über die zehn Meter von uns entfernte Eismauer leuchten. »Es reicht bis zur Wasseroberfläche«, sagte er. »Und ein wenig darunter. Aber die Strömung ist noch vorhanden.«
    Einen Augenblick verspürte ich Hoffnung. »Löscht die Laternen«, sagte ich und hörte meine Stimme in der nebligen Höhle hallen. »Macht die Handlampen aus.«
    Ich hatte gehofft, wenn das geschehen wäre, würde ich einen Lichtschein unter der Eiswand sehen können – eine Spur der Erlösung, ein Zeichen dafür, dass diese Höhle begrenzt und nur der Eingang verschüttet worden war.
    Die Dunkelheit war absolut. Sosehr wir auch warten mochten, unsere Augen passten sich nicht an. Ich fluchte und wünschte mir das Nachtglas, das ich auf Mare Infinitus verloren hatte: Wenn es hier funktioniert hätte, dann hätte das bedeutet, dass von irgendwo Licht hereinfiel. Ich konnte Aenea schlottern hören und spürte regelrecht den Dampf unseres Atems.
    »Macht die Lichter an«, sagte ich schließlich. Ich hatte nicht einen Funken Hoffnung gesehen.
    Wir ließen die Lichtstrahlen über die Wände, die Decke und nochmals über den Fluss gleiten. Immer noch stieg Nebel auf und kondensierte unter der Decke. Konstant fielen Eiszapfen in das dampfende Wasser.
    »Wo... sind... wir?«, fragte Aenea und bemühte sich vergeblich, ihr Zähneklappern zu unterdrücken.
    Ich wühlte in meinem Rucksack, fand die Thermodecke, die ich vor so langer Zeit im Turm von Martin Silenus eingepackt hatte, und wickelte sie um das Mädchen. »Das hält die Wärme. Nein... behalt sie um.«
    »Wir können sie uns teilen«, sagte das Mädchen.
    Ich ging vor dem Hitzewürfel in die Hocke und schaltete ihn auf höchste Leistung. Fünf der sechs Keramikseiten fingen an zu glühen. »Wir teilen sie uns, wenn es nötig ist«, sagte ich. Ich strahlte mit der Lampe die Eiswand an, die uns den Weg versperrte, und sagte: »Um deine Frage zu beantworten, ich vermute, wir sind auf Sol Draconi Septem. Einige meiner reicheren... und zäheren... Kunden haben hier arktische Phantome gejagt.«
    »Ich bin derselben Ansicht«, sagte A. Bettik. Mit seiner blauen Haut sah er, vor der leuchtenden Laterne und dem Hitzewürfel hockend, noch verfrorener aus, als ich mich fühlte. Das Mikrozelt war gefroren und spröde wie Blech. »Diese Welt besitzt eine Schwerkraft von eins Komma sieben g«, sagte er. »Und seit dem Fall und dem Zusammenbruch des Terraformprojekts der Hegemonie ist sie weitgehend in ihren Zustand der

Weitere Kostenlose Bücher