Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung
groß genug für uns drei.«
»Wir nehmen den Hitzewürfel mit«, sagte ich. »Benützen die Decke wie ein Zelt, bis wir uns aufgewärmt haben.«
»Und worauf wärmen wir uns auf?«, fragte das Mädchen leise. »Es gibt hier kein Ufer... warum sollte es dort eins geben?«
Ich machte eine Handbewegung. »Genau darum versuchen wir ja, eine Öffnung für das Floß zu sprengen«, sagte ich geduldig. »Wenn das nicht geht, benutze ich den Plastiksprengstoff, um einen Teil der Eiswand zum Einsturz zu bringen. Wir könnten auf unserer eigenen Eisscholle treiben.
Hauptsache, wir schaffen es bis zum nächsten Farcasterportal.«
»Und wenn wir den gesamten Sprengstoff verbrauchen, um zwanzig Meter weiterzukommen, und stoßen dann wieder auf eine Wand aus Eis?«, sagte das Mädchen. »Was ist, wenn zwischen uns und dem nächsten Farcaster fünfzig Klicks solides Eis liegen?«
Ich wollte wieder eine Geste mit den Händen machen, aber sie zitterten so sehr – vor Kälte, wie ich hoffte. Ich klemmte sie unter die Achselhöhlen.
»Dann sterben wir auf der anderen Seite dieser Wand«, sagte ich, und mein Atem kondensierte zu Dampf. »Das ist besser, als hier zu sterben.«
Nach einem längeren Schweigen sagte A. Bettik: »Der Plan scheint unsere beste Chance zu sein, M. Endymion, aber – Sie müssen einsehen, dass es logisch ist – ich sollte derjenige sein, der schwimmt. Sie haben sich noch nicht von Ihren jüngsten Verletzungen erholt. Ich wurde biofakturiert, damit ich extreme Temperaturen ertragen kann.«
»Nicht so extrem«, sagte ich. »Ich kann sehen, wie Sie zittern. Außerdem würden Sie nicht wissen, wo Sie den Sprengstoff platzieren müssen.«
»Sie können mir Anweisungen geben, M. Endymion. Über die Kom-Einheit.«
»Wir wissen nicht, ob sie durch das Eis funktioniert«, sagte ich.
»Außerdem ist es eine schwierige Aufgabe. Als würde man versuchen, einen Diamanten zu schneiden – die Ladungen müssen an den richtigen Stellen angebracht werden.«
»Dennoch«, sagte der Androide, »ist es sinnvoll, dass ich –«
»Es mag sinnvoll sein«, unterbrach ich ihn, »aber es geht einfach nicht so. Es ist meine Aufgabe. Wenn ich... es nicht schaffe, versuchen Sie es.
Außerdem brauche ich jemanden, der sehr kräftig ist, der mich durch die Strömung zieht, so oder so.« Ich ging zu dem blauen Mann und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Diesmal muss ich meinen Dienstgrad ausspielen, A. Bettik.«
Aenea streifte trotz der Kälte die Thermodecke ab. »Welchen Dienstgrad?«
Ich richtete mich zu voller Größe auf und warf mich in meine Heldenbrust. »Ich muss euch sagen, dass ich Lancersergeant dritter Klasse in der Heimatgarde von Hyperion war.« Meine Darbietung wurde nur ein klein wenig durch meine klappernden Zähne beeinträchtigt.
»Ein Sergeant«, sagte das Kind.
»Dritter Klasse«, sagte ich.
Das Mädchen legte die Arme um mich. Die Umarmung überraschte mich, und ich ließ die Arme sinken und tätschelte sie verlegen.
»Erster Klasse«, sagte sie leise. Dann wich sie zurück, stampfte mit den Füßen, blies sich in die hohlen Hände und sagte: »Na gut... was sollen wir tun?«
»Ich suche die Sachen zusammen, die ich brauche. Warum holst du nicht das hundert Meter lange Seil, das ihr auf Mare Infinitus als Treibanker benutzt habt? Das müsste reichen. A. Bettik, wenn Sie bitte das Floß so an die Wand gleiten lassen würden, dass nicht der gesamte Bug von der Strömung überspült wird. Wenn Sie vielleicht den Bug unter diesen flachen Eissims dort steuern...«
Wir waren alle drei einen Moment beschäftigt. Als wir uns wieder auf dem Vorderteil des Floßes zusammenfanden, unter dem verkürzten Mast mit der trüben Laterne, sagte ich zu Aenea: »Glaubst du immer noch, dass uns jemand oder etwas aus einem bestimmten Grund zu diesen besonderen Welten des Tethys schickt?«
Das Mächen sah sich einen Moment in der Dunkelheit um. Irgendwo hinter uns fiel ein weiterer Stalaktit mit einem hohlen Plätschern ins Wasser. »Ja«, sagte sie.
»Und was ist der Grund für diese Sackgasse?«
Aenea zuckte die Achseln, was – unter anderen Umständen – in ihrer dicken Kleidung ein bisschen komisch ausgesehen haben würde. »Eine Versuchung«, sagte sie.
Ich verstand nicht. »Eine Versuchung wofür?«
»Ich hasse Kälte und Dunkelheit«, sagte das Mädchen. »Schon immer.
Möglicherweise führt mich jemand in Versuchung, bestimmte...
Fähigkeiten zu benutzen... die ich noch nicht richtig erforscht
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