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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Fenstersims. Die Luft, die durch das offene Fenster hereinwehte, war kühl und duftete nach Chalma. »Sie müssen mich nicht Sir nennen«, sagte ich. »Raul genügt.« Ich zögerte. »Es sei denn, Sie sind so programmiert, dass Sie bei Gesprächen mit... äh...« Ich wollte »Menschen« sagen, aber nicht den Eindruck erwecken, als hielte ich A. Bettik nicht für einen Menschen. »... Leuten so reden müssen«, brachte ich den Satz kläglich zu Ende.
    A. Bettik lächelte. »Nein, Sir... ich bin ganz und gar nicht programmiert...
    nicht wie eine Maschine. Abgesehen von gewissen synthetischen Prothesen
    – beispielsweise zur Steigerung der Körperkraft und zur Strahlenresistenz –
    , habe ich keinerlei künstliche Teile. Mir wurde lediglich Bescheidenheit beigebracht, um meine Rolle zu erfüllen. Ich könnte Sie M. Endymion nennen, falls Sie das bevorzugen würden.«
    Ich zuckte die Achseln. »Es spielt keine Rolle. Tut mir Leid, dass ich so wenig über Androiden weiß.«
    A. Bettik lächelte wieder mit seinen dünnen Lippen. »Sie müssen sich nicht entschuldigen, M. Endymion. Nur sehr wenige lebende Menschen haben je einen Angehörigen meiner Rasse gesehen.«
    Meiner Rasse. Interessant. »Erzählen Sie mir von Ihrer Rasse«, sagte ich.
    »War die Biofaktur von Androiden in der Hegemonie nicht illegal?«
    »Ja, Sir«, sagte er. Mir fiel auf, dass er in »Rührt euch«-Stellung stand, und fragte mich beiläufig, ob er je in einer militärischen Einheit gedient hatte. »Biofaktur von Androiden war schon vor der Hegira auf der Alten Erde und vielen Heimatwelten der Hegemonie illegal, aber das All-Wesen gestattete die Biofaktur einer bestimmten Zahl von Androiden für den Einsatz im Outback. Damals gehörte Hyperion zum Outback.«
    »Immer noch«, sagte ich.
    »Ja, Sir.«
    »Wo wurden Sie biofakturiert? Auf welchen Welten haben Sie gelebt?
    Was für Pflichten hatten Sie?«, fragte ich. »Wenn Sie die vielen Fragen nicht stören.«
    »Keineswegs, M. Endymion«, sagte er leise. Die Stimme des Androiden enthielt die Andeutung eines Dialekts, der mir neu war. Außenwelt. Uralt.
    »Ich wurde – nach Ihrem Kalender – im Jahr 26 A. D. C. geschaffen.«
    »Im fünfundzwanzigsten Jahrhundert nach Christi«, sagte ich. »Vor sechshundertvierundneunzig Jahren.«
    A. Bettik nickte und sagte nichts.
    »Also wurden Sie geboren... biofakturiert... nachdem die Alte Erde zerstört war«, sagte ich mehr zu mir selbst als zu dem Androiden.
    »Ja, Sir.«
    »Und war Hyperion Ihr... äh... erster Einsatzort?«
    »Nein, Sir«, sagte A. Bettik. »Im ersten halben Jahrhundert meiner Existenz arbeitete ich im Dienste Seiner Königlichen Hoheit König Arthur des Achten, Herrscher über das Königreich Windsor-im-Exil, und ebenso im Dienst seines Vetters, Prinz Rupert von Monaco-im-Exil. Als König Arthur starb, vermachte er mich seinem Sohn, Seiner Königlichen Hoheit König William dem Dreiundzwanzigsten.«
    »Der Traurige König Billy«, sagte ich.
    »Ja, Sir.«
    »Und sind Sie nach Hyperion gekommen, als der Traurige König Billy vor den Rebellen von Horace Glennon-Height floh?«
    »Ja«, sagte A. Bettik. »Tatsächlich wurden meine Androidenbrüder und ich zweiunddreißig Jahre, bevor Seine Hoheit und die anderen Kolonisten uns Gesellschaft leisteten, nach Hyperion geschickt. Wir wurden hier abgesetzt, nachdem General Glennon-Height die Schlacht von Fomalhaut gewonnen hatte. Seine Hoheit hielt es für klug, wenn ein alternativer Unterschlupf für die Exilkönigreiche geschaffen würde.«
    »Und da haben Sie M. Silenus kennen gelernt«, sagte ich, zeigte zur Decke und stellte mir den alten Dichter da oben in seinem Netz lebenserhaltender Nabelschnüre vor.
    »Nein«, sagte der Androide. »Meine Pflichten brachten mich in den Jahren, als die Stadt des Dichters noch bewohnt war, nicht in Kontakt mit M. Silenus. Ich hatte erst später das Vergnügen, M. Silenus kennen zu lernen, während seiner Pilgerfahrt ins Tal der Zeitgräber, zweieinhalb Jahrhunderte nach dem Tod seiner Hoheit.«
    »Und seitdem sind Sie auf Hyperion«, sagte ich. »Mehr als fünfhundert Jahre auf dieser Welt.«
    »Ja, M. Endymion.«
    »Sind Sie unsterblich?«, fragte ich, wohl wissend, dass die Frage impertinent war, aber ich wollte dennoch eine Antwort.
    A. Bettik ließ sein verhaltenes Lächeln sehen. »Keineswegs, Sir. Ich werde an einem Unfall oder Verletzungen sterben, die zu schwerwiegend sind, um repariert zu werden. Als ich biofakturiert wurde, wurden meine Zellen

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