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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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angerührt hatte. »Ich habe die Kruziform nicht akzeptiert«, fauchte ich. Wie hätte ich den Argwohn erklären sollen, der meinem Nomadenklan in Fleisch und Blut übergegangen war, nachdem wir über Generationen hinweg die Ausgebürgerten, die Außenseiter, die umherziehenden Eingeborenen waren? Wie hätte ich ihm die wilde Unabhängigkeit von Leuten wie Grandam und meiner Mutter erklären sollen? Wie das Erbe philosophischen Starrsinns und natürlicher Skepsis, die mir durch Bildung und Erziehung weitergegeben wurden? Ich versuchte es erst gar nicht.
    Martin Silenus nickte, als hätte ich es ihm erklärt. »Und du siehst die Kruziform nicht als ein Wunder, das den Gläubigen durch die wunderbare Fürbitte der katholischen Kirche zuteil wurde?«
    »Ich sehe die Kruziform als einen Parasiten«, sagte ich und war selbst über die Vehemenz in meiner Stimme überrascht.
    »Möglicherweise hast du Angst davor, deine... äh... Männlichkeit zu verlieren«, krächzte der Dichter.
    Die Androiden brachten zwei aus Mousse au chocolat geformte und mit Baumtrüffeln aus dem Hochland gefüllte Schwäne und stellten sie vor uns ab. Ich beachtete meinen gar nicht. In den Cantos erzählte der Priester unter den Pilgern – Paul Duré – seine Geschichte, wie er den verlorenen Stamm entdeckte, die Bikura, und erfuhr, wie sie Jahrhunderte mit Hilfe eines Kruziformsymbionten überlebt hatten, den ihnen das legendäre Shrike anbot. Die Kruziform bewirkte ihre Auferstehung wie heute, in der Ära des Pax, aber in der Geschichte des Priesters gehörten zu den Nebenwirkungen irreversible Gehirnschäden und das Verschwinden des Sexualtriebs und der Geschlechtsorgane. Die Bikura waren verblödete Eunuchen – ohne Ausnahme.
    »Nein«, sagte ich. »Ich weiß, dass die Kirche dieses Problem irgendwie gelöst hat.«
    Silenus lächelte. Wenn er das machte, sah er wie ein mumifizierter Satyr aus. » Wenn man die Kommunion empfangen hat und wenn man unter Aufsicht der Kirche aufersteht«, krächzte er. »Andernfalls teilt man das Los der Bikura, selbst wenn man irgendwie eine Kruziform stehlen konnte.«
    Ich nickte. Generationen hatten versucht, die Unsterblichkeit zu stehlen.
    Bevor der Pax das Plateau abgeriegelt hatte, schmuggelten Glücksritter Kruziformen hinaus. Andere Symbionten waren der Kirche selbst gestohlen worden. Das Resultat war stets dasselbe gewesen – Verblödung und Asexualität. Nur die Kirche kannte das Geheimnis einer erfolgreichen Auferstehung.
    »Und?«, sagte ich.
    »Und warum sind Treue gegenüber der Kirche und jedes zehnte Jahr Dienst in der Kirche ein zu hoher Preis für dich gewesen, mein Junge?
    Milliarden haben sich für das Leben entschieden.«
    Ich saß einen Moment schweigend da. Schließlich sagte ich: »Milliarden können tun und lassen, was sie wollen. Mein Leben ist mir wichtig. Ich will es behalten... als meines.«
    Das ergab nicht einmal für mich einen Sinn, aber der Dichter nickte wieder, als hätte ich eine Erklärung zu seiner Zufriedenheit abgegeben. Er aß seinen Schokoladenschwan, und ich sah zu. Die Androiden räumten unsere Teller ab und füllten unsere Tassen mit Kaffee.
    »Nun gut«, sagte der Dichter, »hast du über meinen Vorschlag nachgedacht?«
    Die Frage war so absurd, dass ich den Drang zu lachen unterdrücken musste. »Ja«, sagte ich schließlich. »Ich habe darüber nachgedacht.«
    »Und?«
    »Und ich habe ein paar Fragen.«
    Martin Silenus wartete.
    »Was springt für mich dabei heraus?«, fragte ich. »Sie erzählen mir, wie schwierig es für mich wäre, mein Leben hier auf Hyperion fortzusetzen –
    keine Papiere und so –, aber Sie wissen, dass ich mich in der Wildnis ausgesprochen wohl fühle. Für mich wäre es verdammt viel leichter, in die Sümpfe zu verschwinden und den Häschern des Pax aus dem Weg zu gehen, als mit Ihrer kleinen Freundin im Schlepptau durch das Weltall zu düsen. Außerdem bin ich für den Pax tot. Ich könnte in die Moore heimkehren und problemlos bei meinem Klan unterkommen.«
    Martin Silenus nickte.
    Nach einem weiteren Augenblick des Schweigens sagte ich: »Also warum sollte ich auch nur einen Gedanken an diesen Unsinn verschwenden?«
    »Du möchtest ein Held sein, Raul Endymion.«
    Ich schnaubte spöttisch und legte meine Hände auf das Tischtuch. Meine Finger wirkten plump und ungeschickt darauf, fehl am Platz auf dem feinen Leinen.
    »Du möchtest ein Held sein«, wiederholte er lächelnd. »Du möchtest zu den ungewöhnlichen Menschen gehören,

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