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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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die Arme starr von sich gestreckt, sodass sich das letzte Licht des Orakels in den Klingen der Finger spiegelt, bevor der Mond hinter dem Berg untergeht.
    Die Gäste strömen rufend und flüsternd zu den Ausgängen. Das Orchester scheppert, poltert und pfeift, als Instrumente hastig eingepackt und weggeschleppt oder getragen werden. Aenea hält weiter meine Hand, während sich ein kleiner Kreis um uns herum bildet.
    »Buddhas Arsch!«, ruft Lhomo Dondrub aus, geht zum Shrike und streicht mit dem Finger über einen Stachel aus Metall, der aus der Brust des Dings ragt. Im schwachen Licht sehe ich Blut auf seinem Finger. »Fantastisch!«, schreit Lhomo und trinkt aus einem Bierkrug.
    Die Dorje Phamo tritt an Aeneas Seite. Sie nimmt die linke Hand meiner Freundin, sinkt auf die Knie und drückt Aeneas Handfläche auf ihre runzlige Stirn. Aenea lässt mich los, nimmt die Donnerkeil-Sau sanft bei den Armen und zieht sie hoch. »Nicht«, flüstert Aenea.
    »Gesegnete«, flüstert die Dorje Phamo. » Amata, Unsterbliche; Arhat, Vollendete; Sammasambuddha, Vollkommen Erwachte; befiehl uns, und lehre uns das Dhamma. «
    »Nein«, sagt Aenea schneidend, die die alte Frau immer noch sanft behandelt, als sie sie hochzieht, aber eine strenge Miene aufsetzt. »Ich werde lehren, was ich weiß, und teilen, was ich besitze, wenn die Zeit gekommen ist. Mehr kann ich nicht tun. Die Zeit der Mythen ist vorbei.«
    Meine Freundin dreht sich um, nimmt meine Hand und führt uns an dem reglosen Shrike vorbei über die Tanzfläche zu dem zerfetzten Vorhang und den stillstehenden Rolltreppen. Die restlichen Gäste machen uns Platz und weichen so hastig vor uns zurück wie vor dem Shrike.
    Am oberen Ende der Stahltreppe bleiben wir stehen. Laternen leuchten im Flur, der zu unseren Schlafgemächern tief unter uns führt.
    »Danke«, sagt Aenea und sieht mit ihren braunen Augen zu mir auf, in denen ein feuchter Schimmer steht.
    »Was?«, frage ich begriffsstutzig. »Für... warum... ich verstehe nicht.«
    »Danke für den Tanz«, sagt sie leise, stellt sich auf Zehenspitzen und küsst mich sanft auf den Mund.
    Die Elektrizität ihrer Berührung lässt mich blinzeln. Ich zeige auf die versprengte Menge hinter uns, auf die Tanzfläche, von der das Shrike mittlerweile verschwunden ist, auf die Wachen von Potala, die in den hallenden Saal strömen, und auf den Alkoven, hinter dessen Vorhang Mustafa und seine Kreaturen verschwunden sind. »Wir können heute Nacht nicht hier schlafen, Spatz. Nemes und die beiden anderen werden...«
    »Hn-hnh«, sagt Aenea, »das werden sie nicht. Vertrau mir. Heute Nacht werden sie nicht an der Außenmauer hinunter und über unsere Decke gekrochen kommen. Sie werden ihren Gompa sogar verlassen und sich mit dem Shuttle unverzüglich zu ihrem Schiff im Orbit begeben. Sie werden wiederkommen, aber nicht heute Nacht.«
    Ich seufze.
    Sie nimmt meine Hand. »Bist du müde?«, fragt sie leise.
    Natürlich bin ich müde. Ich bin unsagbar erschöpft. Letzte Nacht scheint Tage und Wochen her zu sein, und da hatte ich nur zwei oder drei Stunden leichten Schlaf, weil... weil wir... wegen...
    »Kein bisschen«, sage ich.
    Aenea lächelt und geht voran zu unserem Schlafgemach.

20

    Papst Urban XVI.: Sende Deinen Geist hervor, und sie sollen erschaffen werden.
    Alle: Du sollst das Andenken an die Erde und das Antlitz aller Welten in Gottes Reich auffrischen.
    Papst Urban XVI.: Lasset uns beten. O Gott, Du hast die Herzen der Gläubigen mit dem Licht des Heiligen Geistes erfüllt. Gestatte uns, dass wir durch denselben Heiligen Geist stets weise sein und Seiner Gnade teilhaftig werden können. Durch Jesus Christus, unseren Herrn.
    Alle: Amen.
    Papst Urban XVI. segnet die Insignien der Ritter des Ordens vom Heiligen Grabe zu Jerusalem.
    Papst Urban XVI.: Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn.
    Alle: Der den Himmel und die Erde und alle Welten erschaffen hat.
    Papst Urban XVI.: Der Herr sei mit euch.
    Alle: Und mit deinem Geiste.
    Papst Urban XVI.: Lasset uns beten.
    Erhöre unsere Gebete, O Herr, und segne durch Deine Kraft und Herrlichkeit die Wahrzeichen des Amtes. Schütze Deine Diener, die sie tragen wollen, damit sie die Kraft haben, die Rechte der Kirche zu bewahren und den christlichen Glauben zu verteidigen und zu verbreiten. Durch Jesus Christus, unseren Herrn.
    Alle: Amen.
    Papst Urban XVI. bespritzt die Embleme mit Weihwasser. Kardinal Lourdusamy, der Großmeister, verliest das Dekret der neu ernannten Ritter und aller, die

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