Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons

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sein.
    Es steht ziemlich fest, dass sie keine Schmerzen verspürt. Sie könnte über andere eingebaute Waffen verfügen, die sie noch nicht gezeigt hat. Ich habe keine Ahnung, wie ich sie töten oder ausschalten kann... ihr Skelett besteht aus Metall, nicht Knochen... die Muskeln, die im Unterarm zu sehen sind, machen einen ganz natürlichen Eindruck, könnten aber aus Plastikfasern oder rosa Stahlnetz bestehen. Es ist unwahrscheinlich, dass man sie mit normalen Kampftechniken aufhalten kann.
    Ihre Schwächen – kenne ich nicht. Vielleicht zu große Selbstsicherheit.
    Vielleicht hat sie sich zu sehr an die Phasenveränderung gewöhnt – daran, ihre Gegner zu töten, wenn sie sich nicht wehren können. Aber vor neun Jahren hat sie gegen das Shrike gekämpft und ein Unentschieden herausgeholt – es sogar geschlagen, weil sie es aus dem Weg geräumt hatte, um an Aenea heranzukommen. Nur das Eingreifen von Pater Captain de Soya mit seinem Schiff, der sie mit jedem dem Schiff zur Verfügung stehenden Gigavolt unter Lanzenbeschuss genommen hatte, hatte sie daran gehindert, uns alle zu töten.
    Nemes hebt jetzt die Arme, duckt sich und streckt die zu Klauen geformten Finger aus. Wie weit kann das Ding springen? Kann es über mich hinwegspringen, um Aenea zu erreichen?
    Meine Stärken – zwei Jahre Boxen für das Regiment während meiner Zeit in der Heimatgarde –, ich habe es gehasst und rund zwei Drittel meiner Kämpfe verloren. Aber die anderen in meinem Regiment haben trotzdem weiter auf mich gewettet. Schmerzen haben mich nie aufgehalten. Ich habe sie natürlich gespürt, aber sie haben mich nie aufgehalten. Nach Schlägen ins Gesicht habe ich rotgesehen – am Anfang habe ich mein gesamtes Training vergessen, wenn mir jemand ins Gesicht geschlagen hat, und wenn sich der rote Nebel gelichtet hatte und ich immer noch stand, hatte ich den Kampf in aller Regel gewonnen. Aber ich weiß, dass blinde Wut mir nicht helfen wird. Wenn ich nur einen Augenblick die Konzentration verliere, wird dieses Ding mich töten.
    Ich war schnell, als ich noch geboxt habe... aber das ist mehr als zehn Jahre her. Ich war kräftig... aber ich habe in all den Jahren weder richtig trainiert noch ein Kraftraining gemacht. Ich konnte harte Schläge im Ring einstecken, was etwas ganz anderes ist, als den Schmerzen zu erliegen... ich war nie im Ring k. o. geschlagen worden, selbst wenn mich ein besserer Kämpfer mehr als ein dutzendmal auf die Bretter geschickt hatte, bevor der Kampf vorbei war.
    Abgesehen vom Boxen war ich einmal Rausschmeißer in einem der größeren Casinos der Neun Schwänze auf Felix gewesen. Aber das bestand überwiegend aus Psychologie, weil man wissen musste, wie man Schlägereien aus dem Weg ging, während man betrunkene Pöbler zur Tür hinausbeförderte. Ich hatte dafür gesorgt, dass die wenigen Schlägereien in ein paar Sekunden vorbei waren.
    Ich war in der Heimatgarde für Nahkampf ausgebildet worden und hatte gelernt, auf kurze Distanz zu töten, aber die Art von Kampf kam etwa so selten vor wie ein Bajonettangriff.
    Während meiner Arbeit als Barkenschiffer war ich in die heftigsten Schlägereien meines Lebens verwickelt worden – einmal mit einem Mann, der bereit gewesen war, mich mit einem langen Messer aufzuschlitzen. Den hatte ich überlebt. Aber ein anderer Barkenschiffer hatte mich k. o. geschlagen. Als Jagdführer hatte ich überlebt, als ein Fremdweltler mit einer Flechettepistole hinter mir her gewesen war. Aber ich hatte ihn versehentlich getötet, und nach seiner Auferstehung hatte er gegen mich ausgesagt. Jetzt, wo ich darüber nachdenke – so hatte alles angefangen.
    Von all meinen Schwächen wog diese am schwersten – ich will niemandem wehtun. Bei allen Kämpfen – ausgenommen vielleicht der Barkenschiffer mit dem Messer und der christliche Jäger mit seiner Flechettepistole – hatte ich mich zurückgehalten, weil ich sie nicht so brutal angreifen wollte, wie ich konnte, sie nicht zu schwer verletzen wollte.
    Diese Einstellung muss ich sofort ändern. Dies ist kein Mensch – dies ist eine Killermaschine, und wenn ich sie nicht schnellstens kampfunfähig mache oder vernichte, wird sie mich noch schneller töten.
    Nemes springt mich an, ihre Klauen harken, mit dem rechten Arm holt sie aus und lässt ihn niedersausen wie eine Sense.
    Ich springe zurück, weiche der Sense aus, weiche um ein Haar allen Klauen aus, sehe das Hemd über meinem linken Oberarm reißen, sehe Blut in die Luft spritzen,