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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Nacken und meine Schultern.
    Ich stolpere rückwärts, und sie grinst mich an; ihre spitzen Zähne funkeln in der blubbernden gelben Galle, die von ihrem Kinn auf die ohnehin schon rutschige Plattform tropft.
    Sie schreit – Dampf, der aus einem defekten Boiler entweicht – und stürmt wieder los, wobei ihr Sensenarm in einem unsichtbaren Bogen durch die Luft saust.
    Ich springe zurück. Drei Meter zu der Felswand oder dem Sims, wo Aenea steht.
    Nemes schwingt den Klingenarm zurück, ihr Unterarm ist ein Propeller, ist ein heulendes Pendel aus Stahl. Sie kann mich überallhin treiben, wohin sie will.
    Sie will mich tot oder aus dem Weg haben. Sie will Aenea.
    In diesem Augenblick ist Aenea ungeschützt. Ich stehe nicht mehr zwischen ihr und der Kreatur.
    Nemes’ Schwäche. Ich setze alles... Aenea... auf diese eine Karte: Sie ist das geborene Raubtier. So dicht davor, mich zu töten, kann sie der Versuchung nicht widerstehen.
    Nemes schwenkt nach rechts, lässt die Möglichkeit offen, Aenea anzuspringen, verfolgt mich aber auch zum Rand der Felsklippe. Die Sense wird aus der Rückhand in einem sauberen Bogen geschwenkt, um mich zu köpfen.
    Ich stolpere und rolle weiter nach links, weg von Aenea. Nun liege ich mit rudernden Beinen auf den Brettern.
    Nemes setzt sich rittlings auf mich; gelbe Flüssigkeit tropft mir auf Gesicht und Brust. Sie hebt den Sensenarm, schreit und lässt die Sense hinuntersausen.
    »Schiff! Lande auf dieser Plattform. Sofort. Keine Diskussion!«
    Das keuche ich in den Sender der Kom-Faser, während ich gegen Nemes’ Beine rolle. Die Klinge ihres Unterarms bohrt sich in das harte Bonsaizedernholz, wo vor einer Sekunde noch mein Kopf gewesen ist.
    Ich bin unter ihr. Die Klinge ihres Arms steckt tief in dem dichten Holz.
    Einen Augenblick verharrt sie gebückt, um nach mir zu krallen, und hat nicht genug Hebelwirkung, um ihre Klinge zu befreien. Ein Schatten fällt über uns beide.
    Mit den Nägeln der linken Hand fährt sie über die rechte Seite meines Kopfes – trennt mir fast das Ohr ab, schlitzt den Kieferknochen auf und verfehlt nur knapp meine Halsschlagader. Die Handfläche der rechten Hand habe ich unter ihren Kiefer gestemmt und versuche zu verhindern, dass sich die Zahnreihen über meinem Hals oder Gesicht schließen. Sie ist stärker als ich.
    Mein Leben hängt davon ab, dass ich unter ihr herauskomme.
    Ihr Unterarm steckt immer noch im Boden der Plattform, aber das dient ihren Zwecken und hält mich bei ihr fest.
    Der Schatten wird dunkler. Zehn Sekunden. Mehr nicht.
    Nemes fegt meine Hände beiseite, zerrt die Klinge aus dem Holz und kommt stolpernd auf die Füße. Ihr Blick wandert nach links, wo Aenea steht, ungeschützt.
    Ich rolle weg von Nemes... und von Aenea... lasse meine Freundin schutzlos zurück. Klammere mich am kalten Felsgestein fest, um auf die Füße zu kommen. Meine rechte Hand ist nutzlos – in diesen letzten Sekunden wurde eine Sehne durchtrennt –, daher hebe ich die linke Hand, ziehe die Sicherungsleine von meinem Harnisch hoch – ich kann nur hoffen, dass sie noch unversehrt ist – und hake den Karabinerhaken mit einem metallischen Klicken, als würden Handschellen geschlossen werden, am Bolzen des Steigeisens fest.
    Nemes dreht sich nach links, beachtet mich nicht mehr und sieht Aenea mit ihren schwarzen Murmelaugen an. Meine Freundin weicht nicht.
    Das Schiff landet auf der Plattform, indem es wie befohlen seine EM-Repulsoren abschaltet, sein gesamtes Gewicht auf die Plattform sinken lässt und dabei den Pavillon der Rechten Versenkung mit einem schrecklichen Knirschen zerschmettert. Die archaischen Heckflossen des Schiffs beanspruchen fast den gesamten Platz und verfehlen Nemes und mich um Haaresbreite.
    Die Kreatur schaut über eine Schulter zu dem riesigen schwarzen Schiff, das über ihr aufragt, nimmt es offenbar nicht weiter wichtig und duckt sich, um Aenea anzuspringen.
    Einen Augenblick glaube ich, dass das Bonsaizedernholz halten wird...
    dass die Plattform mehr aushält, als Aeneas statische Berechnungen ergeben haben und meine Erfahrung andeutet... aber dann ertönt ein gewaltiges krachendes Splittern, und der gesamte obere Teil der Plattform der rechten Versenkung und der größte Teil der Treppe hinunter zum Pavillon der Rechten Aufmerksamkeit lösen sich von der Bergwand.
    Ich sehe, wie die Leute auf dem Balkon des Schiffs ins Innere zurückgeschleudert werden, als das Schiff abstürzt.
    »Schiff!«, sage ich keuchend in den Sender der

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