Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
Vom Netzwerk:
trank. »Wo wir uns gerade unterhalten, hast du noch Fragen?«
    Ich schluckte und machte eine wegwerfende Geste. »Nun, es sieht so aus, als würde sich eine ganze Schar ausgestorbener, legendärer und toter Leute hier aufhalten. Kannst du mir das erklären?«
    »Mit ausgestorben meinst du die Zeplins, Seneschai und Tempelritter?«, sagte sie.
    »Ja. Und die Ergs... obwohl ich bis jetzt noch keins von denen gesehen habe.«
    »Die Tempelritter und Ousters haben daran gearbeitet, solche gejagten und vernunftbegabten Arten zu retten, wie die Kolonisten auf Maui-Covenant versucht haben, die Delfine der Alten Erde zu retten«, sagte sie.
    »Vor den ersten Kolonisten der Hegira, dann vor der Hegemonie und nun vor dem Pax.«
    »Und die legendären und toten Leute?«, fragte ich.
    »Damit meinst du Oberst Kassad?«
    »Und Het Masteen«, sagte ich. »Und Rachel, da wir gerade dabei sind.
    Wir scheinen das gesamte Personal der verflixten Hyperionischen Cantos hier versammelt zu haben.«
    »Nicht ganz«, sagte Aenea mit leiser und ein wenig trauriger Stimme.
    »Der Konsul ist tot. Pater Duré darf nicht leben. Und meine Mutter ist fort.«
    »Tut mir Leid, Spatz...«
    Sie berührte wieder meine Hand. »Schon gut. Ich weiß, was du meinst...
    es ist verwirrend.«
    »Hast du Oberst Kassad und Het Masteen schon vorher gekannt?«, fragte ich.
    Aenea schüttelte den Kopf. »Meine Mutter hat mir natürlich von ihnen erzählt... und Onkel Martin wusste noch etwas mehr, als in seinem Gedicht geschrieben steht. Aber sie waren fort, bevor ich geboren wurde.«
    »Fort«, wiederholte ich. Ich versuchte, mich an die Verse der Cantos zu erinnern. Der Geschichte des alten Dichters zufolge war Het Masteen, der hoch gewachsene Tempelritter, die Wahre Stimme des Baums, während der Fahrt mit dem Windwagen durch das Grasmeer von Hyperion verschwunden, kurz nachdem sein Baumschiff, die Yggdrasill, im Orbit verbrannt war. Blut in der Kabine des Tempelritters deutete auf das Shrike hin. Er hatte den Erg in einem Möbiuskubus zurückgelassen. Wenig später hatten sie Masteen im Tal der Zeitgräber gefunden. Er hatte seine Abwesenheit nicht erklären können – hatte nur gesagt, dass das Blut in dem Windwagen nicht seines war – hatte geschrien, dass es seine Aufgabe wäre, die Stimme des Baums der Schmerzen zu sein – und war gestorben.
    Oberst Kassad war etwa zur selben Zeit verschwunden – kurz nach Erreichen des Tals der Zeitgräber –, aber Martin Silenus’ Cantos zufolge war der Oberst von FORCE Moneta, seiner Phantomgeliebten, in die ferne Zukunft gefolgt, wo er im Zweikampf mit dem Shrike sterben sollte. Ich schloss die Augen und rezitierte laut:

    »... Später, im tödlichen Gemetzel des Tales,
    Fanden Moneta und einige der Auserwählten Krieger,
    Alle verwundet,
    Selbst gebeutelt von der Wut der Shrike-Horde,
    Den Leichnam von Fedmahn Kassad
    Noch in der Umarmung des Todes
    Mit dem stummen Shrike.
    Sie hoben den Krieger empor, trugen ihn, berührten ihn
    Mit der Ehrfurcht, die herrührt von Verlust und Kampf,
    Sie wuschen und versorgten seinen geschundenen Leib
    Und brachten ihn zum Kristallmonolith.
    Hier wurde der Held auf eine Bahre aus weißem Marmor gelegt,
    Die Waffen zu seinen Füßen.
    Im Tal dahinter füllte ein gewaltiges Feuer
    Die Luft mit Licht.
    Menschenmänner und -frauen trugen Fackeln
    Durch die Dunkelheit,
    Während andere, flügelsanft, herunterstiegen durch
    Des Morgens Lapislazuli,
    Und andere kamen in Feengestalt, Kugeln aus Licht,
    Wieder andere sanken auf Schwingen aus Energie herab
    Oder in grüne und goldene Kreise gehüllt.
    Später, als die Sterne hell am Himmel standen,
    Sagte Moneta ihren zukünftigen Freunden
    Lebewohl und betrat die Sphinx.
    Mengen jubilierten.
    Rattenhafte Dinge tappten zwischen gefallenen Flaggen
    Auf dem Feld, wo Helden gestorben waren,
    Während der Wind flüsternd über Panzer strich,
    Über Klingen und Stahl und Dornen.
    Und so schimmerten
    Im Tal
    Die gewaltigen Gräber,
    Verblassten von Gold zu Bronze
    Und begannen ihre lange Reise zurück.«

    »Eindrucksvolles Gedächtnis«, sagte Aenea.
    »Grandam hat mir Kopfnüsse gegeben, wenn ich es vermasselt habe«, sagte ich. »Wechsle nicht das Thema. Der Tempelritter und der Oberst hörten sich für mich tot an.«
    »Und das werden sie sein«, sagte Aenea. »Wie wir alle.«
    Ich wartete darauf, dass sie ihre delphische Phase überwand.
    »In den Cantos heißt es, dass Het Masteen vom Shrike irgendwohin gebracht wurde... irgendwann«,

Weitere Kostenlose Bücher