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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Krümmung von Grün und Schwarz hoch über uns. »Es ist unmöglich«, sagte ich.
    »Nicht ganz«, sagte Aenea. »Die Tempelritter und Ousters haben daran – und an anderen – tausend Jahre gearbeitet.«
    Ich kaute weiter. Käse und Roastbeef schmeckten vorzüglich. »Dahin sind also die Tausende und Millionen Bäume verschwunden, als sie God’s Grove während des Falls verlassen hatten.«
    »Zum Teil«, sagte Aenea. »Aber die Tempelritter hatten schon lange vorher mit den Ousters zusammengearbeitet, um Orbitalwaldringe und Biosphären zu schaffen.«
    Ich schaute auf. Die Entfernungen machten mich benommen. Mir wurde schwindlig bei dem Gedanken, so viele Kilometer über dem Nichts auf dieser winzigen belaubten Plattform zu sitzen. Tief unter und rechts von uns bewegte sich etwas, das wie ein winziger grüner Zweig aussah, zwischen dem Netz der Äste. Ich sah den Film eines Energiefelds darum, und mir wurde klar, dass ich eines der legendären Baumschiffe der Tempelritter vor mir sah, mit ziemlicher Sicherheit viele Kilometer lang. »Also ist es fertig?«, sagte ich. »Eine echte Dyson-Sphäre? Eine Kugel um einen Stern herum?«
    Aenea schüttelte den Kopf. »Noch lange nicht, obwohl sie vor rund zwanzig Jahren Kontakt mit allen primären Stammauswüchsen hergestellt haben. Rein technisch ist es eine Kugel, aber die besteht im derzeitigen Stadium noch überwiegend aus Löchern – manche mit einem Durchmesser von vielen Millionen Klicks.«
    »Scheißfantastisch«, sagte ich und überlegte mir, dass ich etwas redegewandter hätte sein können. Ich rieb mir die Wangen und spürte den kräftigen Bart. »Ich bin zwei Wochen weg gewesen?«, sagte ich.
    »Fünfzehn Standardtage«, sagte Aenea.
    »Normalerweise arbeitet der Doc-in-der-Box schneller«, sagte ich. Ich aß das Sandwich auf, haftete den Teller an die Tischplatte und konzentrierte mich auf das Bier.
    »Normalerweise ja«, stimmte Aenea zu. »Rachel muss dir gesagt haben, dass du eine relativ kurze Zeit im Autochirurgen verbracht hast. Sie hat den größten Teil der einleitenden chirurgischen Eingriffe selbst durchgeführt.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Die Box war voll«, sagte Aenea. »Wir haben dich aus der Fuge aufgetaut, sobald wir hier waren, aber die drei vor dir im Doc waren in einem schlechten Zustand. De Soya hat eine ganze Woche mit dem Tod gerungen.
    Der Sergeant – Gregorius – war weitaus schwerer verletzt, als er zugeben wollte, als wir ihn auf dem Hohen Gipfel kennen gelernt haben. Und der dritte Offizier – Carel Shan – starb trotz der vereinten Bemühungen des AutoDocs und der Ouster-Ärzte.«
    »Scheiße«, sagte ich und ließ das Bier sinken. »Tut mir Leid, das zu hören.« Man gewöhnte sich daran, dass Autochirurgen praktisch alles wieder hinbekamen.
    Aenea betrachtete mich derart intensiv, dass ich spürte, wie ihr Blick meine Haut wärmte – so sicher, wie ich das starke Sonnenlicht spüren konnte. »Wie geht es dir, Raul?«
    »Großartig«, sagte ich. »Ich habe leichte Schmerzen. Ich kann die heilenden Rippen spüren. Die Narben jucken. Und ich fühle mich, als hätte ich zwei Wochen verschlafen. Aber es geht mir gut.«
    Sie nahm meine Hand. Ich stellte fest, dass ihre Augen feucht glänzten.
    »Ich wäre echt stinksauer gewesen, wenn du mir weggestorben wärst«, sagte sie nach einem Moment mit belegter Stimme.
    »Ich auch.« Ich drückte ihre Hand, schaute auf und sprang plötzlich auf die Füße, sodass die Bierkugel in der dünnen Luft davontrudelte und ich beinahe auch den Halt verloren hätte. Nur die Haftsohlen meiner Schuhe hielten mich fest. »Ach du Scheiße!«, sagte ich und zeigte auf das Ding.
    Aus dieser Entfernung sah es wie ein Tintenfisch aus, vielleicht nur einen oder zwei Meter lang. Aus Erfahrung und einem zunehmend besseren Gespür für Perspektiven wusste ich es besser.
    »Einer der Zeplins«, sagte Aenea. »Die Akerataeli haben Zehntausende, die in der Biosphäre arbeiten. Sie bleiben in den CO2- und O2-Enklaven.«
    »Er wird mich doch nicht wieder auffressen, oder?«, fragte ich.
    Aenea grinste. »Das bezweifle ich. Derjenige, der dich probiert hat, hat wahrscheinlich den anderen davon erzählt.«
    Ich hielt nach meinem Bier Ausschau, sah die Kugel hundert Meter unter uns trudeln, überlegte mir, ob ich hinterherspringen sollte, ließ es bleiben und setzte mich auf die Klettfläche der Bank.
    Aenea gab mir ihre Kugel. »Nur zu. Ich schaffe es nie, diese Dinger auszutrinken.« Sie sah mir zu, wie ich

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