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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Pater Sir, der Sergeant hatte Verletzungen, die genäht werden mussten...«
    »Schicken Sie ihn sofort hierher.«
    »Aber, Pater Sir, Ihre Verletzungen müssen...«
    De Soya betrachtet das Rangabzeichen des jungen Sanitäters.
    »Fähnrich?«
    »Ja, Sir?«
    »Haben Sie den päpstlichen Diskey gesehen?« De Soya hat sich vergewissert, das Platintemplat hängt immer noch an der reißfesten Kette um seinen Hals.
    »Ja, Pater Sir, darum haben wir Sie vordringlich...«
    »Unter Androhung von Exekution... und schlimmer... unter Androhung von Exkommunikation, halten Sie den Mund und schicken Sie sofort den Sergeanten herein, Fähnrich.«
    Gregorius hat den Kampfanzug abgelegt, ist aber trotzdem noch riesig.
    Der Priester-Captain betrachtet die Verbände und temporären Medpacks am Körper des großen Mannes und erkennt, dass der Sergeant schwer verwundet war, als er de Soya aus der Gefahrenzone getragen hat. Er nimmt sich vor, später darauf zu sprechen zu kommen – nicht jetzt.
    »Sergeant.«
    Gregorius nimmt ruckartig Habtachtstellung ein.
    »Bringen Sie sofort den Kapitän dieses Schiffes hierher. Rasch, bevor ich wieder das Bewusstsein verliere.«
    Der Kapitän der St. Thomas Akira ist ein Lusier mittleren Alters und so kleinwüchsig und gedrungen wie alle Lusier. Er ist vollkommen kahl, trägt aber einen penibel geschnittenen grauen Bart.
    »Pater Captain de Soya, ich bin Captain Lempriere. Die Lage ist im Augenblick ausgesprochen hektisch, Sir. Die Ärzte haben mir versichert, dass Sie unverzüglich medizinische Versorgung benötigen. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Schildern Sie mir die Situation, Captain.« De Soya hat den Captain noch nicht kennen gelernt, aber sie haben via Richtstrahl miteinander gesprochen. Dem Kapitän des Truppentransporters hört man die Unterwürfigkeit in der Stimme an. Aus dem Augenwinkel sieht de Soya, wie sich Sergeant Gregorius aus dem Zimmer zurückziehen will. »Bleiben Sie, Sergeant. Captain? Die Situation?«
    Lempriere räuspert sich. »Kommandantin Barnes-Avne ist tot. Soweit wir absehen können, ist die Hälfte der Schweizergardisten im Tal der Zeitgräber ebenfalls tot. Tausende Verwundete melden sich zurück. Wir haben Ärzte am Boden, die mobile Notlazaretts einrichten, und wir transportieren die am schwersten Verwundeten zur ärztlichen Versorgung hierher. Die Toten werden eingesammelt und zur Auferstehung vorbereitet, sobald wir nach Renaissance Vector zurückgekehrt sind.«
    »Renaissance Vector?« De Soya ist zumute, als würde er im engen Raum des Vorzimmers der Chirurgie schweben. Er schwebt tatsächlich – in den Gurten der Bahre. »Was, zum Teufel, ist mit der Schwerkraft passiert, Captain?«
    Lempriere lächelt resigniert. »Das Sperrfeld wurde während der Schlacht beschädigt, Sir. Was Renaissance Vector betrifft... nun, das war unser Sammelpunkt, Sir. Unsere Befehle verlangen, dass wir dorthin zurückkehren, sobald die Mission beendet ist.«
    De Soya lacht und hört erst auf, als er sich selbst hört. Es ist nicht ganz das Lachen eines geistig gesunden Menschen. »Wer sagt, dass unsere Mission beendet ist, Captain? Von welcher Schlacht reden wir hier?«
    Captain Lempriere sieht Sergeant Gregorius an. Der Schweizergardist wendet den starren Blick seiner Habtachtstellung nicht von dem Schott ab.
    »Logistik und Verstärkung im Orbit wurden ebenfalls dezimiert, Sir.«
    »Dezimiert?« Die Schmerzen machen de Soya wütend. »Das heißt ein Zehntel, Captain. Sind zehn Prozent der Schiffsbesatzungen auf den Listen der Opfer?«
    »Nein, Sir«, sagt Lempriere, »mehr an die sechzig Prozent. Captain Ramirez von der St. Bonaventure ist tot, ebenso sein Erster Offizier. Meine eigene Nummer eins ist tot. Die halbe Besatzung der St. Anthony hat sich nicht zum Rapport gemeldet.«
    »Sind die Schiffe beschädigt?«, will Pater Captain de Soya wissen. Er weiß, dass ihm nur noch eine oder zwei Minuten bei Bewusstsein... und möglicherweise am Leben... bleiben.
    »Auf der St. Bonaventure hat eine Explosion stattgefunden. Mindestens die Hälfte der Mannschaftsunterkünfte wurde in den Weltraum gerissen.
    Der Antrieb ist unversehrt...«
    De Soya macht die Augen zu. Als Kapitän eines Kriegsschiffs weiß er, dass es der zweitschlimmste Albtraum ist, wenn ein Raumschiff leckschlägt und dem Weltraum preisgegeben ist. Der schlimmste Albtraum wäre die Implosion des Hawking-Kerns selbst, aber das geschieht wenigstens binnen eines Augenblicks. Ein Riss in der Hülle, der so viele Bereiche

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